Geldanlage: Der Mythos der goldenen Zukunft

Wird Gold als sichere Anlage überschätzt oder kann das ­Edelmetall Risiken an den Kapitalmärkten ausgleichen? handwerk magazin analysiert die scheinbar glänzende Anlage für Privatinvestoren.

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    Goldpreis zeigt abwärts Für 2014 ist die weitere Entwicklung des Goldpreises umstritten. Ob der Preis nach oben oder unten gehen wird, hängt von der Geldpolitik der Notenbanken in den nächsten Monaten ab.
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    „Bis zu zehn Prozent ihres Vermögens sollten Anleger in Gold investieren.“ Thomas Böckelmann, ­Gesellschafter der Veitsberg Gesellschaft für ­Vermögensberatung in Ravensburg.
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    „Wenn die EZB auf ungehemmte Geldvermehrung setzt, steigt die Goldnachfrage wieder.“ Thorsten Polleit, ­Chefvolkswirt bei ­Degussa.
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    Vermögensberater empfehlen Investitionen in physisches Gold: wie Münzen oder Barren.

Das ist die Chance ihres Lebens“, tönt Eric Sprott, Hedgefonds-Manager und Chef von Sprott Asset Management mit Sitz in Toronto. Noch in diesem Jahr könnte der Goldpreis auf 2000 Dollar steigen. Er rät Anlegern eindringlich zu Gold. Aktuell kostet eine Feinunze rund 1300 Dollar und liegt damit gut 30 Prozent unter dem Allzeithoch im September 2011. Damals erreichte die Finanz- und Staatsschuldenkrise ihren Höhepunkt. Aus Angst um Euro und Dollar kauften Anleger Gold. Mit Beruhigung der Lage sank der Preis des Edelmetalls. Ist jetzt also ein günstiges Einstiegsniveau erreicht? Uwe Zimmer, Vorstand der Vermögensverwaltung Meridio in Köln, weisst darauf hin, dass Gold eine Handelsware ist, die „mit vielen Hoffnungen und Erwartungen aufgeladen ist“. Alle Gründe, die von Goldbefürwortern für den starken Anstieg in den vergangenen Jahren genannt wurden, seien noch aktiv. „Wird es den Euro in zehn Jahren noch geben?“, fragt er. Und was ist mit dem Konflikt in der Ukraine? Trotz dieser Bedrohungen befände sich der Goldpreis im Sinkflug. „Bis auf 1000 Dollar kann es noch nach unten gehen“, so Zimmer.

Gold als Ersatzwährung

Die Aussagen des Kölner Vermögensverwalters sind berechtigt. Viele Menschen sind einem Goldrausch erlegen, aber nur wenige reich geworden. Es gibt aber einen guten Grund für einen langfristig steigenden Goldpreis: Die Geldpolitik der Notenbanken. Hierauf weisst Thorsten Polleit, Chefvolkswirt beim Goldhändler Degussa, hin. Seiner Meinung nach hängt die Weltwirtschaft am Tropf der Zentralbanken. Mit unbegrenzten Kreditlinien und künstlich niedrigen Zinsen würden sie die Geschäftsbanken über Wasser halten. „Wenn mit der EZB die letzte Zentralbank auf das ungehemmte Geldmengenvermehren setzt, könnte die Edelmetallnachfrage wieder ansteigen“, sagt Polleit.

Polleit ist ein Kenner und Kritiker unseres Papiergeldsystems. Der Wert von Euro, Dollar & Co. beruht nur auf Vertrauen. Staatliche Einrichtungen sagen zu bedrucktem Papier, „es werde Geld“. Wobei der Großteil des Geldes nur virtuell im Computer vorliegt. Der Materialwert ist bei null. „Unsere Währungen sind durch nichts gedeckt und auf Knopfdruck der Zentralbanken unendlich vermehrbar“, sagt Joachim Schluchter, Vorstand Dr. Wilburger & Schluchter Vermögensmanagement AG. Für Regierungen ist das attraktiv. Sie können Geld drucken, um ihre Schulden zu bezahlen.

Damit kommt Gold als „Ersatzwährung“ ins Spiel. Für Thomas Böckelmann, Geschäftsführender Gesellschafter der Veitsberg Gesellschaft für Vermögensbetreuung in Ravensburg, ist das Metall eine „Versicherung gegen Finanz- und Systemkrisen“. In Notzeiten habe es sich als Wertaufbewahrungs- und Tauschmittel bewährt. Bis zu zehn Prozent ihres Vermögens sollte Anleger in Gold investieren. „Die Anlage sollten ohne Fokus auf eine eventuelle Wertsteigerung erfolgen“, betont Böckelmann.

  • Rat:
  • Der Reiz des Goldes
    Nach wie vor ist Gold weltweit eine wichtige Krisenwährung. Privatanleger, die Gold investieren, sollen sich aber dessen bewusst sein, dass sie mit dieser Anlage nicht reich werden. Vielmehr ist das Investment eine Versicherung gegen Krisen und nicht auf Wertsteigerung und Rendite ausgerichtet. Die sicherste Variante für Anleger: Münzen und kleine Barren.

Gold in kleinen Größen kaufen

Als Anlageobjekt favorisiert Böckelmann den physischen Erwerb von Gold als Barren und Münzen in kleiner Stückelung. Bei Letzteren sollte es sich um international akzeptierte Zahlungsmittel wie American Eagle (USA), Krügerrand (Südafrika), Wiener Philharmoniker (Österreich) oder Känguru (Australien) handeln. Zwar sei der Erwerb kleiner Goldmengen etwas teurer, aber Böckelmann empfiehlt den Kauf nicht aus Rendite-, sondern aus Risikoüberlegungen. Denn bei Bedarf lässt sich ein Ein-Gramm-Barren bequemer wieder verkaufen als ein 500-Gramm-Block. Weiteres Plus: Münzen und Barren unterliegen nicht der Abgeltungsteuer. Wertzuwächse sind nach zwölf Monaten steuerfrei. „Im Umkehrschluss können mögliche Verluste nicht mit anderen Kapitalerträgen verrechnet werden“, ergänzt Geiger. Auch von der Mehrwertsteuer ist Anlagegold befreit. Münzen und Barren können bei Banken und Goldhändlern wie Degussa oder Westgold erworben werden. Goldhändler sind günstiger.

Für risikofreudige Anleger kommen börsengehandelte Indexprodukte (ETFs, ETCs) und Zertifikate in Frage. Diese Produkte sind günstig und schnell handelbar. Goldminenaktien sind die riskanteste Variante. Der Wert einer noch nicht entwickelten Mine lässt sich nur schwer ermitteln. Goldvorkommen befinden sich oft in politisch instabilen Ländern.