Arbeitsschutz und Gesundheit
Handwerker sind oft den ganzen Tag in denselben Schuhen auf den Beinen. Arbeitsschuhe müssen deshalb nicht nur optimal schützen, sondern auch perfekt passen. Wie Sie den richtigen Schuh für die tägliche Arbeit auswählen.
Fußverletzungen bilden bei der Berufsgenossenschaft Bau die zweithäufigste Ursache für Arbeitsunfälle. Durch passendes und speziell ausgestattetes Schuhwerk lassen sich Gefährdungen wie herunterfallende Gegenstände zwar nicht verhindern, aber ihre Auswirkung auf die Gesundheit deutlich vermindern. Viele Unfälle durch Rutschen, Stolpern oder Umknicken können sogar ganz vermieden werden. Allein schon aus Kostengründen sollte daher jedem Unternehmer daran gelegen sein, sein Team mit geeignetem und passendem Schuhwerk zu versorgen.
Welche Klassen es gibt
Fußschutz wird in verschiedene Klassen eingeteilt: Berufsschuhe (Kennzeichen O) haben keine Anforderungen an den Zehenschutz. Schutzschuhe (Kennzeichen P) verfügen bereits über eine Zehenschutzkappe, die mit 100 Joule Energieaufnahmevermögen allerdings nur halb so viel Aufprallenergie wie die Schutzkappe eines Sicherheitsschuhs (Kennzeichen S) aufnehmen kann.
Sicherheitsschuhe sind nach EN 20345 in folgende Klassen aufgeteilt:
Sicherheitsschuh-Klasse | Eigenschaften | Material |
---|---|---|
S1 | Zehenschutzkappe mit Energieaufnahmevermögen von 200 Joule, geschlossener Fersenbereich, antistatisch, Energieaufnahme im Fersenbereich | Leder oder andere Materialien |
S1P | S1, zusätzlich Stahl- oder durchtrittsichere Sohle | Leder oder andere Materialien |
S2 | S1, zusätzlich schützend vor Wassereintritt und Wasseraufnahme | Leder oder andere Materialien |
S3 | S2, zusätzlich durchtrittsichere und profilierte Laufsohle | Leder oder andere Materialien |
S4 | Stahlkappe, antistatisch, Energieaufnahme im Fersenbereich | vollständig vorgeformt oder vulkanisiert, z.B. Gummi oder PVC |
S5 | S4, zusätzlich Durchtrittsicherheit, profilierte Laufsohle | vollständig vorgeformt oder vulkanisiert, z.B. Gummi oder PVC |
In Handwerksbranchen, in denen Fußschutz nötig ist, kommen vor allem Sicherheitsschuhe der Klassen 1 bis 3 zum Einsatz.
Der Weg zum richtigen Arbeitsschuh
Erster Schritt ist eine Gefährdungsanalyse des Arbeitsplatzes der einzelnen Mitarbeiter, inklusive des Chefs. Ist der Kollege mechanischen Einwirkungen wie herabfallenden Gegenständen, spitzen oder schneidenden Gegenständen oder unebenem oder schiefem Boden ausgesetzt? Wird mit elektrischer Spannung oder bei extremer Hitze beziehungsweise Kälte gearbeitet? Besteht Berührungskontakt mit Chemikalien? Werden wetterfeste Schuhe benötigt?
Anhand der vorhandenen Gefährdungsrisiken wird entschieden, ob besonderer Fußschutz nötig ist und welche Eigenschaften dieser besitzen muss. Ausführliche Hinweise zur Gefährdungsanalyse, Auswahl und Benutzung von Fußschutz gibt die GUV-R 191 http://publikationen.dguv.de/dguv/pdf/10002/r-191.pdf
Geeignet für orthopädische Zurichtungen
Für die Auswahl eines Schuhmodells sollten neben dem Gefährdungsrisiko auch die persönlichen Eigenschaften des Beschäftigten berücksichtigt werden, etwa ob jemand leicht umknickt oder Einlagen braucht. Ab dem 40. Lebensjahr führen zum Beispiel verminderte Muskulatur und erschlaffende Bänder im Fuß zu Veränderungen, wie Knick-, Senk- oder Spreizfüße. Außerdem werden die Füße mit zunehmendem Alter immer druckempfindlicher. Wer orthopädische Veränderungen am Schuh – etwa Einlagen oder Absatzerhöhungen und Abrollhilfen – benötigt, kann jedoch die Einlage aus dem Privat- nicht einfach in den Arbeitsschuh legen: Unsachgemäße Veränderungen am Sicherheitsschuh können dazu führen, dass der Sicherheitsschuh den Anforderungen der EN 20345 nicht mehr gerecht wird. Die gesetzlich vorgeschriebene Zertifizierung wäre dann ungültig oder es geht sogar der Versicherungsschutz verloren. Arbeits- und Sicherheitsschuhe sollten daher von Herstellerseite für orthopädische Zurichtungen zugelassen sein. Diese kann dann unkompliziert durch einen Orthopädieschuhmacher oder im Sanitätshaus vorgenommen werden.
Tragekomfort
Je wohler sich ein Mitarbeiter im Arbeitsschuh fühlt, desto höher ist die Trageakzeptanz. Umgekehrt können Schuhe, die nicht richtig sitzen, Gefährdungen noch verstärken. Guter Tragekomfort wird vor allem durch geringes Gewicht, flexibles Material, Passform sowie Dämpfung für Vorderfuß und Ferse erreicht. In Sachen Gewicht kann etwa Zehenschutz aus Kunststoff oder Aluminium eine leichte Alternative zur Stahlkappe sein. Unabhängig vom Material sollten die Übergänge zwischen Kappe und Schaft gepolstert sein, um Druck- und Scheuerstellen zu vermeiden. Auch Nähte dürfen keinesfalls beim Tragen stören.
Die Sohle sollte so konzipiert sein, dass der Fuß natürlich abrollen kann. Der Schuh muss in Höhe des Zehengrundgelenkes knicken, zwischen Mittelfuß und Ferse sollte die Sohle fest sein.
Um unterschiedlich breiten Füßen gerecht zu werden, gibt es am Markt Mehrweitensysteme, die durch unterschiedliche Einlagesohlen und/oder Leisten realisiert werden. Immer mehr Hersteller bieten auch Modelle mit Damenleisten.