Fuhrpark: Zeit für einen Spurwechsel

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Flottenversicherung

Mit einem Flottentarif fahren Handwerker oft günstiger und können branchentypische Risiken versichern. Doch vergleichen lohnt sich: Denn es existieren erhebliche Unterschiede bei den Prämien.

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    Nutzen Vorteile des Flottentarifs: Geschäftsführer Jan Rassek (re.) und sein Prokurist Karl-Heinz Arnold.
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    „Ab drei Fahrzeugen kann ein Betrieb ­solche stärker ­rabattierten Verträge für den Fuhrpark abschließen.“ Marco Berg, ­ Berg Versicherungs­makler GmbH aus ­Tungeln, Oldenburg.
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    Glasbruch gehört zu den größten Risiken für Autofahrer und verursacht die höchsten Kaskoschäden.
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    Über 1,1 Milliarden Euro kosten Glasbruchschäden die Versicherungswirtschaft im Jahr. Der Diebstahl von Navis und Radios liegt bei 165 Millionen Euro.

Die w+s bau-instandsetzung GmbH in Kassel hat sich in den vergangenen zwölf Jahren erfolgreich entwickelt. Der Umsatz des Unternehmens hat sich verdreifacht und die Mitarbeiterzahl ist auf 45 gestiegen. Der Betrieb ist auf besondere Verfahren bei der Instandsetzung von Bauwerken spezialisiert.

Auch der Fuhrpark ist entsprechend mit dem Unternehmen gewachsen: von ehemals fünf auf mittlerweile 20 Transporter sowie neun Pkw. Dazu kommen ein 7,5-t- und ein 26-t-LkW, der mit Ladekran einen Wert von rund 120 000 Euro hat. „Da bot sich die Versicherung über einen Flottentarif an“, sagt Geschäftsführer Jan Rassek. Dem Abschluss des neuen Versicherungsvertrags ging eine ausführliche Beratung mit dem örtlichen Gebietsleiter der VHV-Versicherung, die auf Bauunternehmen spezialisiert ist, voraus. „Wir haben eine Aufstellung aller Fahrzeuge gemacht und verglichen: Was zahlen wir jetzt? Was ist abgedeckt? Wo liegen die Vorteile, wenn wir den Fuhrpark als Flotte versichern?“, erklärt Prokurist Karl-Heinz Arnold, der die Versicherungen für den Baubetrieb managt.

Kfz-Flottenversicherungen sind spezielle Rahmenverträge. Zur Grundausstattung gehören Haftpflicht- und Kaskoschutz. Vereinfacht gesagt gilt dabei: Je größer die Flotte, desto größer der Verhandlungsspielraum und die Rabattmöglichkeiten für den Betrieb.

Am Markt gibt es diesen Risikoschutz für den Fuhrpark in vielen Systemen und Varianten – mit Vergünstigungen auch für Miniflotten. Schon ab drei Fahrzeugen kann ein Handwerksunternehmen im Normalfall solche stärker rabattierten Verträge abschließen. Meist handelt es sich dabei um sogenannte Branchentarife. Ab zehn und mehr Fahrzeugen spricht man dann häufig von Flottentarifen. Auch die Fahrzeuge des Geschäftsführers und seiner Ehefrau können meistens über die Kfz-Flottenversicherung des Unternehmens versichert werden. Für eine Flotte mit sechs versicherten Fahrzeugen zahlt ein Handwerksbetrieb im Raum Berlin zwischen 1266 und 4560 Euro im Vierteljahr (siehe dazu Tabelle „Flottentarife“, unten).

Gleiche Beiträge für alle Fahrzeuge

Eine besondere Variante des Flottenvertrags ist das sogenannte Stückkostenmodell. Hier fahren alle Fahrzeuge zu einem einheitlichen Beitragssatz. Egal, wer hinterm Lenkrad sitzt, ob Fahranfänger oder erfahrener Trucker, auf den Beitrag hat das keinen Einfluss. Anders als bei klassischen Einzelverträgen, wo Rabatte erst erfahren werden müssen, steigen Neufahrzeuge bei dieser Police gleich niedrig ein.

„In diesen gewerblich besonders ausgerichteten Verträgen gibt es keine weichen Merkmale wie spezielle Tarife für Wenigfahrer oder Garagenpflicht“, erläutert Versicherungsmakler Marco Berg von der Berg Versicherungsmakler GmbH aus Tungeln bei Oldenburg. Wenn sich zum Beispiel die Jahresfahrleistung ändert oder die Fahrzeuge auch außerhalb der Garage stehen oder verschiedene Fahrer die Transporter nutzen, muss der Versicherer darüber nicht extra informiert werden. „Denn viele Mitarbeiter nehmen die Fahrzeuge nach Feierabend mit nach Hause und kommen am nächsten Tag damit wieder zur Arbeit“, erklärt Berg.

Neben der günstigen Einstufung waren diese Punkte auch für die w+s bau-instandsetzung in Kassel wichtig. Prokurist und Versicherungsbeauftragter Arnold verweist hier zum Beispiel auf den Aktionsradius des Betriebs: Zur Instandsetzung von Brücken, Schleusen, Tunneln, Industriebauten und der Sanierung von Trinkwasserbehältern sind die Mitarbeiter bundesweit vom Bodensee bis zur Nordsee und teils bis nach Österreich auf Achse.

Transparente Konditionen

Mit der Einbindung aller Fahrzeuge in eine Flotte hat man überschaubare und relativ gleichbleibende Konditionen. „Nicht jeder Schaden wirkt sich sofort aus. Es sei denn, er ist so immens, dass der ganze Flottenrabatt verloren geht“, erläutert Arnold. Dass in einem solchen Fall die gesamte Flotte heruntergestuft wird, darüber sei man sich bei Vertragsabschluss sehr wohl im Klaren gewesen (siehe dazu „Checkliste“, unten). Das ist der mögliche Bumerang im Flottenvertrag: Mit der Schadenquote – Unfallschäden werden hier von den Gesellschaften in Relation zur Netto-Prämie berechnet – steht und fällt die Prämie bereits beim Einstieg des Unternehmens in den Flottentarif. „Betriebe unterschätzen häufig ihre Schadenhistorie. Ein guter Schadenverlauf in der Vergangenheit ist aber die Eintrittskarte für einen Flottenvertrag“, erklärt Jens Stilbauer, Leiter des Firmenkundengeschäfts im Maklerhaus Hoesch & Partner in Frankfurt.

Schadenmanagement zahlt sich aus

Teils bieten die Gesellschaften sogenannte Bonus-Malus-Regelungen an. Bei einer guten Schadenquote gibt es dann anteilig Prämie zurück. Bei schlechtem Verlauf werden – zusätzlich zur Höherstufung des Fuhrparks im Folgejahr – Beitragsnachzahlungen fällig. Das klingt erst einmal einleuchtend. „Wenn dann bei einer Flottenprämie von vielleicht 20 000 Euro noch einmal 30 oder 40 Prozent nachgelegt werden müssen, kann das jedoch enorm ins Gewicht fallen und schlimmstenfalls die Existenz des Unternehmens gefährden“, so Stilbauer. „Von Malusregelungen rate ich Betrieben daher ab.“ Sinn einer Versicherung sei es schließlich, die Kosten im Vorfeld kalkulieren zu können.

„Vor größeren Schäden sind wir bisher verschont geblieben“, sagt Arnold. Schauplätze kleinerer Pannen sind Baustellen. „Oft gehen wir bei Unfallreparaturen der Betriebsfahrzeuge zur Werkstattbindung über“, erklärt der Prokurist des Baubetriebs. „Das wirkt sich günstig auf die Prämie aus und hat außerdem den Vorteil, dass wir auf den bundesweiten Touren nicht erst nach einer Werkstatt suchen müssen.“ Der Baubetrieb nutzt zudem Selbstbehalte von 500 Euro in der Vollkasko, um das Schadenkonto nicht über Gebühr zu belasten. Für eine zügige Schadenabwicklung ist es nach Erfahrung des Kasseler Bauunternehmens von Vorteil, dass der Versicherer VHV als Bauspezialist die Probleme der Branche kennt.

Auf typische Risiken achten

Auf jeden Fall sollte der Flottentarif branchentypische Gefahren versichern. Das schließt – wie beim Baubetrieb w+s aus Kassel – zum Beispiel auch die Absicherung von Kranaufbauten ein. „Ein Gutteil solcher Mehrwerte ist in der Regel in bestimmten Grenzen schon im Rahmenvertrag zum Beispiel bis 100 000 Euro mitversichert“, erläutert Stilbauer.

Bei darüber hinausgehenden Summen stellt sich die Frage: Braucht der Handwerksbetrieb tatsächlich eine generell höhere Absicherung? Sofern es nur um ein einziges seiner 30 Fahrzeuge geht, kauft er sich damit einen Versicherungsschutz ein, der womöglich nur in einem von 30 Fällen greift. „Hier muss man jeweils den einzelnen Betrieb betrachten und gegebenenfalls nach anderen Lösungen suchen“, erklärt der Makler.