Für alle Eventualitäten

VW Caddy | Volkswagen ergänzt die Modellpalette des Lieferwagens Caddy mit einem Allradantrieb. Hier ein Praxistest.

Für alle Eventualitäten

Allradgetriebene Lieferwagen sind eine rare Spezies. Da gab es mal einen Renault Kangoo mit einem Allrad-Unterbau von Nissan. Und es gibt schon immer einen Peugeot Partner, respektive Citroën Berlingo, der allerdings vom 4x4-Spezialisten Dangel im Elsass allradtechnisch auf Vordermann gebracht wird. Die „4Motion“-Lösung von VW ist dagegen was aus dem eigenen Hause. Und direkt abgeleitet vom „T5-4Motion“, der schon länger mit dieser Allradtechnik ausgestattet ist. Neben den Kastenwagen-Varianten gibt es den Allrad-Caddy auch als Kombi mit bis zu sieben Sitzen und als „Life“ mit höherwertiger Innenausstattung. Besonders interessant, weil vielseitig nutzbar ist der Caddy „Tramper“ mit seiner 2 x 1,1 Meter breiten Schlaf-liege und der Möglichkeit, den Raum unter der Heckklappe mit einem Zelt zu erweitern. Als Antrieb dient der bewährte 77 kW-TDI mit 1,9 Liter Hub-raum und Dieselpartikelfilter.

Auffallend beim Allrad-Caddy ist, dass nichts auffällt. Im Innenraum weist kein Hebel und kein Schalter auf die angetriebene Hinterachse hin. Das lässt auf ein einfaches Konzept schließen, mit dem jeder umgehen kann. Dem ist tatsächlich so: Der Allrad im Caddy muss nicht erst aktiviert werden, es gibt keine verwirrenden Schalter für Differenzialsperren. Der Allrad des Caddy ist einfach da. Lediglich von außen fällt eine leichte Hochbeinigkeit an der Hinterachse auf Tribut an das etwas höhere Differenzial der blattgefederten Starrachse. Kurz vor diesem Differenzial sitzt die Haldex-Kupplung, das Herzstück des 4Motion-Antriebs.

Allrad nur bei Bedarf

Die Haldex-Kupplung ist ein im Ölbad laufende Lamellenkupplung. Wird kein zusätzlicher Heckantrieb benötigt, entkoppelt die Haldex-Kupplung die Hinterachse vom Antrieb. Das verringert die Schleppleistung und spart Sprit. Tritt jedoch der kleinste Schlupf auf, werden die Lamellen zusammengepresst und können über die Hinterräder Antriebsmoment übertragen. Das ganze geschieht völlig unmerklich und stufenlos, so dass nur so viel Antriebsmoment nach hinten geleitet wird, wie für eine optimale Traktion benötigt wird.

Und das funktioniert sehr gut, wie der direkte Vergleich mit dem rein frontgetriebenen Caddy zeigt: Auf glatter Fahrbahn nimmt der Allrad-Caddy dem Normalo-Caddy nicht nur mehrere Sekunden in der Beschleunigung ab. Beeindruckend ist die Spursicherheit, mit der der Allrad-Caddy sogar einen Elch-Ausweichtest absolviert. Nicht minder spektakulär die Steigfähigkeit: Dank Berganfahrhilfe lässt sich der 4Motion mitten in der Steigung problemlos anfahren, um dann munter seine Bahn in der Falllinie zu ziehen. Respekt. Da sind eigentlich nur noch die Reifen der traktionsbegrenzende Faktor. Was den Federungskomfort angeht, braucht man keine Angst vor den Blattfedern der Hinterachse zu haben. Sie sind exzellent abgestimmt, vielleicht einen Tick härter als die Schraubenfedern des Fronttrieblers.

Wer als Servicetechniker in den Bergen und abseits befestigter Wege auf jeden Fall durchkommen muss, ist mit dem Caddy 4Motion auf der sicheren Seite. Allerdings knapst die zusätzliche angetriebene Achse mit rund 70 Kilo an der Nutzlast. Auch preislich ist der Allradantrieb für den Caddy nicht gerade ein Schnäppchen: Rund 3100 Euro muss man investieren. Mit dabei sind in diesem Preis allerdings ESP, das Sechsgang-Getriebe, die Multifunktionsanzeige, Nebelscheinwerfer, Wärmeschutzverglasung und die Schiebetür rechts.

Robert Domina

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de