Führungskultur: Was Frau anders macht

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Frauen im Handwerk und Nachfolge

Wie verändert eine Frau als Nachfolgerin den Familienbetrieb? Die Studie von Daniela Jäkel-Wurzer und Kerstin Ott zeigt, was anders läuft.

Frauen als Führungskräfte im Handwerk werden noch unterschätzt. - © Minerva Studio/Fotolia.com

1. Weniger Ellenbogen
Erst einmal Erfahrung außerhalb des eigenen Betriebs sammeln, später dann dort mit einem kleinen Projekt starten und sich Schritt für Schritt Vertrauen und Respekt erarbeiten: Töchtern geht es nicht darum, so schnell wie möglich den „Alten“ wegzubekommen, sondern sie setzen ganz bewusst auf eine längere Tandem-Führung im Team mit dem Vater, die bei 60 Prozent sogar länger als zwei Jahre dauert. So können sie sich in Ruhe einarbeiten, und der Vater später leichter loslassen.

2. Offene Kommunikation
Wollte der Vater noch jeden Stundenzettel persönlich abzeichnen, setzen die Töchter auf eine offene Informationspolitik und Mitarbeiter, die eigenverantwortlich denken und handeln. Der partnerschaft-liche Führungsstil kommt nicht nur bei der jüngeren Mitarbeiter-Generation gut an, sondern ist auch die Basis, um notwendige Veränderungen im Team umzusetzen.

3. Mehr Familie
Dem Vater nacheifern und rund um die Uhr arbeiten? War früher der Verzicht auf die Familie auch für Töchter selbstverständlich, wollen sie heute Chefin und Mutter sein. Um beides zu schaffen, setzen sie auf ein Team aus engagierten und eigenverantwortlich handelnden Mitarbeitern, die jedoch selber auch die Chance bekommen, Karriere und Familie bestmöglich miteinander zu vereinbaren.

4. Größeres Netzwerk
Töchter neigen im Gegensatz zu vielen Söhnen nicht zur Selbstüberschätzung, sondern wissen sehr genau, wo ihre jeweiligen Stärken und Schwächen liegen. Um den notwendigen Freiraum für die Familie zu schaffen, bilden sie sich sehr gezielt weiter und delegieren das, was sie nicht so gut können, bewusst an externe Spezialisten. Diese Impulse von außen sind ein echter Pluspunkt in den meisten Traditionsbetrieben, die oft zu sehr „im eigenen Saft“ schmoren.

5. Behutsames Wachstum
Auch Töchter wollen viele Dinge im Unternehmen verändern, aber nicht radikal, sondern idealerweise im Einklang mit den Werten und Wurzeln des Betriebs. Aus Respekt vor der Leistung des Vaters setzen sie auf ein organisches Wachstum, das die beteiligten Menschen mitnehmen möchte. Während Söhne von Beginn an vor allem die Zahlen im Fokus haben, legen Frauen zunächst viel Wert auf Personalführung und Marketing.