Aussenstände im Griff Forderungen aus Lieferungen und Leistung

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BWA-Kennziffern

Welche Einnahmen der Betrieb in naher Zukunft noch zu erwarten hat, zeigt der Bestand an Forderungen aus Lieferungen und Leistung. Je größer der Betrag, desto höher das Risiko für das Unternehmen. Um sich vor Ausfällen zu schützen, sollten Chefs die Bonität der Kunden vor jedem Auftrag überprüfen.

Forderung aus Lieferung und Leistung
BWA-Kennzahlen: Ein wichtiger Wert sind die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen. - © Dan Race - stock.adobe.com

Die Höhe der Forderungen aus Lieferungen und Leistung (FoLL) hängt von der Art des Betriebs und der Branche ab. Während im Friseur-, Bäcker- oder Fleischerhandwerk, wo fast immer bar bezahlt wird, der Wert nahe null ist, sieht es in Branchen, die Leistungen gegen Rechnung erbringen, natürlich anders aus. Um das Debitorenziel zu ermitteln, wird der Forderungsbestand ins Verhältnis zum Umsatz gesetzt.

Wie beeinflusst der Forderungsbestand die Zukunftsfähigkeit?

Je größer der FoLL, desto höher die Unsicherheit. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass nicht alle Forderungen zu 100 Prozent beglichen werden, steigt natürlich mit der Zahl der Schuldner. Deshalb ist es bei größeren Beträgen überlebenswichtig, das Ausfallrisiko realistisch zu bewerten. Die mit dem schnelleren Geldeingang verbundene höhere Liquidität spart zudem Zinsen für teure Vorfinanzierungen über die Bank.

Welche Stellschrauben hat der Unternehmer?

Der beste Schutz gegen Ausfälle besteht darin, die Bonität der Kunden vor der Auftragsannahme zu prüfen und bei Zweifeln eine Anzahlung zu verlangen. Auch das Prinzip „Auftrag fertig – Rechnung fertig“ kann zusammen mit einem systematischen Mahnwesen die Außenstände reduzieren. Je besser zudem die Qualität der Ausführung, desto weniger Reklamationen und Zahlungsverzögerungen gibt es in der Regel.

Was sind Ihre Forderungen wirklich wert?

Zum Geschäftsjahresende müssen alle Forderungen aus Lieferungen und Leistungen realistisch in der Bilanz bewertet werden. Angewandt wird hierfür das Bonitätsprinzip, das folgende Kategorien vorsieht:

1. Einwandfreie Forderungen

Die einfachen Fälle, bei denen mit einem vollständigen Zahlungseingang gerechnet. wird. Diese Forderungen müssen mit dem gesamten Bruttobetrag (Nennbetrag) angesetzt werden.

2. Zweifelhafte Forderungen

Die unsicheren Kandidaten, bei denen nicht klar ist, ob das Geld noch kommt. Etwa weil der Schuldner insolvent ist oder trotz mehrmaliger Mahnung nicht zahlt. Um den Überblick zu behalten, werden diese Forderungen meistens auf ein separates Konto „Zweifelhafte Forderungen“ gebucht und das Ausfallrisiko zum Jahresende geschätzt. Beträgt dies etwa 80 Prozent, können 80 Prozent des Nettobetrags der Forderung abgeschrieben werden.

3. Uneinbringliche Forderungen

Ist klar, dass vom Schuldner kein Geld zu erwarten ist, können uneinbringliche Forderungen vollständig abgeschrieben werden. Auch kann die bereits geleistete Umsatzsteuer vom Finanzamt zurückgefordert werden.

Beispielwerte aus dem Handwerk

Die folgenden Zahlen sind Richtgrößen, je nach Struktur und Ausrichtung des Betriebs können die tatsächlichen Werte abweichen.

BrancheForderungsbestand*
Metall28,4 %
Elektrotechnik26,8 %
Sanitär Heizung Klima22,0 %
Dachdecker13,9 %
Tischler13,2 %
Hochbau12,8 %

* bezogen auf die Bilanzsumme; Quelle: LGH Betriebsvergleiche