Förderprogramme: Volle Fördertöpfe für Nachfolger

Historisch niedrige Zinsen, viel staatliche Unterstützung für Übergaben: Derzeit bestehen beste Möglichkeiten, kapitalintensive Projekte günstig zu finanzieren. Wie das Vorhaben gelingen kann.

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    Horst Schüttler schenkte Tochter Cornelia seinen Feinmechanikbetrieb für Kassen und Waagen in Jena.
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    „Clevere Nachfolger holen Angebote mehrerer Banken für die Finanzierung ein.“ Ralf Harrie, ­ Nachfolgeexperte der Unternehmensberatung K.E.R.N in Weimar.
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    Das Programm Unternehmerkredit der KfW ist bei den Firmenchefs jedes Jahr sehr beliebt.
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    „Bei einem hohen Kapitalbedarf sprechen wir auch noch persönlich mit den Nachfolgern.“ Guy Selbherr, Vorstand der Bürgschaftsbank in ­Baden-Württemberg.

Horst Schüttler hat seine Nachfolge von langer Hand geplant. Vor über zehn Jahren ist seine Tochter Cornelia Schüttler bereits in die Firma eingestiegen. Im Mai dieses Jahres übernahm sie das Feinmechanikunternehmen Horst Schüttler Waagen- & Kassensysteme in Jena. „Die Übergabe lief reibungslos und im Rahmen der vorweggenommenen Erbfolge“, erklärt der Senior Horst Schüttler. Seitdem ist er nur noch auf Basis einer geringfügigen Beschäftigung beratend für die Firma tätig. „Mit der Lösung sind wir sehr zufrieden“, erkärt Seniorunternehmer Horst Schüttler.

Die Planung der Übergabe dauerte rund ein Jahr. Dabei wurde das Unternehmerduo von mehreren Beratern unterstützt, unter anderem von einem erfahrenen Steuerberater sowie einem selbständigen Unternehmensberater. „Für die Leistung der Experten konnten wir uns Zuschüsse aus dem Europäischen Sozialfonds über das Förderinstitut RKW-Thüringen sichern“, erläutert Schüttler. Den Antrag stellte er gemeinsam mit Ralf Harrie, Experte der auf Nachfolgeplanungen spezialisierten Unternehmensberatungsgesellschaft K.E.R.N mit Niederlassung in Weimar. „Wir haben bis zu 75 Prozent der Honorare für den Berater erstattet bekommen“, so Horst Schüttler.

Ein klassischer Fall: Vorhaben wie eine Nachfolge müssen regelmäßig sorgfältig geplant werden. In der Regel dauert der Prozess der Übergabe mehrere Monate. Die meisten Seniorchefs engagieren dafür einen oder mehrere qualifizierte Experten. Das kostet viel Geld. Da kommt es dem Senior wie auch den Junioren gut zupass, wenn sie für die Realisation der Nachfolge Fördergelder in Anspruch nehmen können. Vor allem gilt dies, falls der Übernehmer anders als im Fall Schüttler für die Firma einen hohen Kaufpreis zahlt. Vielfach profitieren Juniorchefs dann von öffentlichen Förderprogrammen, Zuschüssen sowie von Bürgschaften und nicht zuletzt von Beteiligungen.

Förderbanken geben Geld

Zumeist kommt die KfW-Bankengruppe mit zinsgünstigen Darlehen ins Spiel, die von der Hausbank vermittelt werden. Aktuell haben Firmenchefs gute Chancen, unter optimalen Bedingungen die Firma zu übergeben. Denn die Zinsen bewegen sich nach wie vor auf historisch niedrigem Niveau. Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins jüngst nochmals auf nur noch 0,05 Prozent gesenkt. Das sollte sich günstig bei der Kreditvergabe auswirken. Entscheidend wird es in diesem positiven Umfeld aber sein, mit der richtigen Vorbereitung an den Start zu gehen.

Die Fördertöpfe jedenfalls sind voll. 2013 stellte allein die KfW Mittelstandsbank den Unternehmen mehr als elf Milliarden Euro frei. Davon entfielen acht Milliarden Euro auf das Standardprogramm Unternehmerkredit. Tendenz anhaltend: Im ersten Halbjahr 2014 erhielten Firmenchefs aus diesem Budget erneut 3,4 Milliarden Euro. Kredite über insgesamt 2,6 Milliarden Euro flossen 2013 Gründern in die Startkasse. Von Januar bis Ende Juni dieses Jahres waren es 1,3 Milliarden Euro (siehe Grafik). Weitere 94 Millionen Euro nutzten Firmenchefs im vergangenen Jahr, um sich professionell bei ihren Vorhaben beraten zu lassen. Bei Nachfolgern wie auch zahlreichen anderen Unternehmern sind derzeit auch Programme besonders gefragt, die Firmenchefs bei Investitionen in die Energieeffizienz unterstützen. Das KfW-Umweltprogramm erreichte ein Volumen von fast 500 Millionen Euro, das renommierte Energieeffizienzprogramm sogar fast 4,7 Milliarden Euro. Zuschüsse aus dem Umweltinnovationsprogramm des Bundesumweltministeriums flossen in Höhe von 21 Millionen Euro.

Der Euro sitzt locker

Dabei sitzt der Euro bei den Banken derzeit recht locker. Nach der aktuellen Unternehmerbefragung der KfW hat sich die Finanzierungssituation allgemein in den vergangenen zwölf Monaten verbessert. Nur noch 18 Prozent der Firmenchefs beklagen Probleme bei der Kreditaufnahme. 46 Prozent der Jungunternehmer erhielten nach Angaben der KfW-Bankengruppe im vergangenen Jahr reibungslos externe Mittel. „Eine Finanzierung zu erhalten ist keine unlösbare Aufgabe. Die Kreditinstitute unterstützen überzeugende Gründer und Unternehmer durchaus – vor allem, da ihnen durch die gute Förderpolitik ein Teil des doch hohen Risikos abgenommen werden kann“, sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW-Bankengruppe.

Um die richtige Wahl zu treffen, recherchieren Handwerksunternehmer am besten zuerst über die Internetseite foerderdatenbank.de, welches Programm von Bund und Ländern für sie infrage kommen könnte. Je besser die Informationssammlung, desto höher stehen die Chancen auf einen günstigen Kredit. Deshalb kann es sogar von Vorteil sein, vorab mit dem jeweiligen Förderinstitut Kontakt aufzunehmen – um die Kreditbedingungen zu konkretisieren und auch um gleich einen perfekten Kreditantrag vorlegen zu können.

Mehrere Angebote einholen

Bei vielen Programmen gilt aber das Hausbankenprinzip. Im ersten Schritt ist der Firmenkundenbetreuer davon zu überzeugen, dass der Handwerksunternehmer in der Lage ist, Zins und Tilgung zu leisten. Dieser identifiziert dann die richtigen Förderprogramme und leitet den Antrag an das Förderinstitut weiter. „In besonderen Fällen mit einem hohen Kapitalbedarf sprechen wir auch noch persönlich mit den Nachfolgern und den Unternehmern“, erklärt Guy Selbherr, Vorstand der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg. Unternehmer sollten sich aber nicht darauf verlassen, dass die Hausbank aktiv wird und automatisch eine Förderung einleitet. „Im Idealfall holen sich Firmenchefs oder solche, die es werden wollen, mehrere Angebote bei verschiedenen Geldinstituten ein und fragen gezielt nach einer Förderung“, empfiehlt Ralf Harrie von der Beratungsgesellschaft K.E.R.N – Die Nachfolgespezialisten.

Clevere Handwerksunternehmer planen allein für die Vorbereitung der Kreditzusage rund zwei bis drei Monate ein. Es kostet Zeit, die notwendigen Unterlagen für eine Kreditzusage zu beschaffen und zusammenzustellen. Gefragt sind zum Beispiel die Jahresabschlüsse der vergangenen drei Jahre, aktuelle betriebswirtschaftliche Auswertungen der Firma sowie bei einer externen Übernahme der Entwurf des Kaufvertrages. Auch ein Lebenslauf ist obligatorisch, falls der Nachfolger bei der Bank nicht schon bestens bekannt ist. Ebenso sollte ein Gutachten zum Firmenwert nicht fehlen.

Vorsichtig die Entwicklung planen

Die gesamte Planung des Vorhabens basiert am besten auf vorsichtig angesetzten Umsatz- und Ertragszahlen der nächsten drei bis fünf Jahre. Es muss für das Geldinstitut gewährleistet sein, dass jederzeit Zinsen und Tilgung erbracht werden können. Das gilt selbst dann, wenn Kunden bei der Übernahme nicht mitziehen und es dadurch zu Umsatzeinbußen kommt. Selbst bei zwei bis drei Verlustjahren sollte die Firma bei Nachfolgefinanzierungen nicht existenziell gefährdet erscheinen. Der Kapitalbedarf ist entsprechend hoch zu bemessen.

Cornelia und Horst Schüttler waren da in einer komfortablen Situation. Sie konnten aufgrund der vorweggenommenen Erbfolge und der Schenkung darauf verzichten, der Bank detaillierte Planzahlen für die nächsten Jahre vorzulegen. Ein einfacher Förderantrag an die Gesellschaft RKW Thüringen reichte aus, um den Zuschuss für die Unternehmensberatung zu bekommen. Innerhalb von wenigen Wochen lag das Okay für die Zuwendung schon vor.