Förderprogramme Finanzieren fast zum Nulltarif

Volle Geldtöpfe, historisch niedrige Zinsen: Gründer und Unternehmer haben derzeit noch gute Chancen, sich eine optimale Finanzierung zu sichern. Wie Sie Ihre Projekte richtig angehen.

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    Die Geschäftsführer ­Simeon und Raphael Dinger haben ihr ­Projekt Neubau über zwei Jahre vorbereitet.
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    Die Staatsbank KfW hat im vergangenen Jahr 11,3 Milliarden Euro für Gründungen und Investitionen bereitgestellt.
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    „Viele Businesspläne von Unternehmern entsprechen nicht den ­Anforderungen der Banken.“ Holger Fischer, ­ Finanzierungsexperte der Kanzlei Ecovis in Würzburg.
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    © Ilja Mess
    Roberto Salibrici, ­Kfz-Mechanikermeister in Ebenweiler, investiert in einen Neubau für sein Autohaus.
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    Gründer erhalten jedes Jahr mehrere Milliarden Euro Fördermittel aus verschiedenen Töpfen.

Die Firma Dinger Stone in Bahlingen steuert steil auf Wachstumskurs. In den letzten Jahren realisierte der Steinmetz-Betrieb im Schnitt 30 Prozent Umsatzplus. Simeon und Raphael Dinger übernahmen die Firma von ihrem Vater. Die beiden Geschäftsführer haben sich auf Naturstein-, Quarz- und Keramikprodukte spezialisiert. Zu ihren Kunden zählen Küchenstudios, Ladenbauer, Hotels sowie private Verbraucher. „Wir führen ein breites Sortiment in verschiedenen Preislagen“, erläutert Raphael Dinger einen der betrieblichen Erfolgsfaktoren. In diesem Jahr investieren die beiden Unternehmer 3,4 Millionen Euro in einen Neubau.

Vorher-Nachher-Vergleich

Die Finanzierung für das Vorhaben steht. „Wir haben das Projekt über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren detailliert vorbereitet“, sagt Raphael Dinger. Geplant sind eine rund 4000 Quadratmeter große Produktionshalle plus 750 Quadratmeter Büros sowie ein großer Ausstellungsraum. Im ersten Schritt erstellte die Führungsriege einen ausführlichen Businessplan. „Unter anderem haben wir sehr genau analysiert, welche Vorteile wir in unserem Produktionsablauf durch die Flächenexpansion realisieren“, sagt Dinger. Es werden die Effekte anhand eines Vorher-Nachher-Vergleichs ausführlich erläutert. „Damit konnten wir unsere Geldgeber überzeugen“, so der 35-Jährige. Der Zeitaufwand für die gesamte Planung war enorm. „Im Businessplan stecken mehrere hundert Arbeitsstunden“, so Raphael Dinger.

Der Unternehmer holte Finanzierungsangebote bei verschiedenen Geldinstituten ein. Er entschied sich dafür, das Vorhaben mit der Hausbank zu realisieren. Diese holte die Bürgschaftsbank Baden-Württemberg sowie die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft des Landes und das Förderinstitut L-Bank ins Boot. Dinger führte mehrere Gespräche mit den Experten, bevor er die Zusage erhielt. Ein klassischer Fall: Bei kapitalintensiven Vorhaben läuft die Finanzierung in der Regel auf einen Mix verschiedener Geldgeber hinaus.

Vielfach profitieren Handwerksunternehmer von öffentlichen Förderprogrammen, Zuschüssen sowie von Bürgschaften und Beteiligungen. Zumeist kommt die KfW-Bankengruppe mit zinsgünstigen Darlehen ins Spiel, die von der Hausbank vermittelt werden. Aktuell haben Firmenchefs gute Chancen, sich unter optimalen Bedingungen eine geförderte Finanzierung für ihre Investitionen zu sichern. Die Zinsen bewegen sich nach wie vor auf historisch niedrigem Niveau. Entscheidend wird es allerdings auch in diesem positiven Umfeld sein, mit der richtigen Vorbereitung an den Start zu gehen.

Volle Fördertöpfe

Die Fördertöpfe jedenfalls sind voll. Im vergangenen Jahr stellte allein die KfW Mittelstandsbank den Unternehmen mehr als elf Milliarden Euro frei. Davon entfielen acht Milliarden Euro auf das Standardprogramm Unternehmerkredit. Kredite über 2,6 Milliarden Euro flossen Gründern in die Startkasse. Weitere 94 Millionen Euro nutzten Firmenchefs, um sich professionell bei ihren Vorhaben beraten zu lassen. In diesem Jahr profitieren die Gründer von einer Erhöhung der Fördergelder. Mehr als 6000 zusätzliche Existenzgründer mit einem aufgestockten Darlehensvolumen von insgesamt 300 Millionen Euro können finanziert werden.

Insgesamt profitieren sie von bis zu 1,69 Milliarden Euro allein im Rahmenprogramm für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation (CIP) der Europäischen Union. Auch die Bürgschaftsbanken und die Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften (MBG) zeigen sich engagiert. Zum Beispiel in Sachsen-Anhalt: Die Institute haben dort 2013 Investitionen von fast 102 Millionen Euro ermöglicht. Die Bürgschaftsbank des Landes hat 215 unternehmerische Projekte mit Bürgschaften und Garantien begleitet – davon 43 aus dem Handwerk. Noch mehr Firmen unterstützten die Institute im Ländle Baden-Württemberg. Bürgschaftsbank und MBG haben 2349 Finanzierungen begleitet. Positiv schätzen die Experten die Entwicklung ein„Die Unternehmer sind zuversichtlich. Sie investieren, Gründer starten neu“, sagt Guy Selbherr, Vorstand der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg.

Businessplan ist notwendig

Egal, wofür der Handwerker das Kapital braucht: Die Geldinstitute erwarten detaillierte und realistische Planzahlen für die nächsten drei bis fünf Jahre. Entscheidend wird es sein, die Chancen und Risiken des Vorhabens ausführlich zu erläutern. Der Unternehmer erstellt eine Investitionsrechnung sowie einen Liquiditäts-, Tilgungs- und Finanzierungsplan. Darauf sollte er viel Zeit verwenden sowie die Daten und Fakten des Vorhabens erläutern können. Ein guter Businessplan enthält auch Angaben zum Konzept in übersichtlicher Form, die der Banker gleich erfassen kann.

Der Firmenchef sollte einen Plan B entwickeln, falls sich das Unternehmen schlechter als erwartet entwickelt. Die Geldinstitute prüfen die Vorhaben nach strengen Vorgaben. Sie gehen nur ins Risiko, falls sie selbst vom Erfolg überzeugt sind. Die Firmenkundenbetreuer stellen also regelmäßig kritische Fragen. Sie testen die betriebswirtschaftlichen Kenntnisse des Existenzgründers. Es kommt gut an, falls etwa ein unabhängiger Unternehmens- oder Steuerberater den Geschäftsplan kritisch gegengelesen hat.

Intensive Vorbereitung

„Viele Businesspläne werden den Anforderungen der Banken und Sparkassen nicht ansatzweise gerecht“, warnt Holger Fischer, Unternehmensberater der Kanzlei Ecovis in Würzburg. Clevere Gründer planen für eine akribische Vorbereitung der Kreditzusage rund zwei bis drei Monate ein.

Roberto Salibrici, Kfz-Mechanikermeister mit eigenem Betrieb in Ebenweiler bei Ravensburg, bereitete eine Erweiterungsinvestition von 350 00 Euro ein dreiviertel Jahr lang vor. Anfang März wurde mit einem Neubau des Autohauses an einem anderen Standort begonnen. Die Finanzierung läuft über einen Förderkredit sowie in Höhe von 50 000 Euro über das Mikromezzanineprogramm der MBG Baden-Württemberg. „Die Zusage der Beteiligungsgesellschaft für die Finanzierung von 50 000 Euro haben wir innerhalb von wenigen Wochen erhalten“, sagt Salibrici. Der Vorteil der Beteiligungs-Finanzierung: Der Unternehmer musste für das Kapital keine Sicherheiten stellen. Außerdem stärkt eine Beteiligung das Eigenkapital des Betriebes. Das bringt Pluspunkte beim Rating.

Deshalb entschied sich auch Dinger für Mezzanine der MBG. „Wir konnten uns durch das Engagement der verschiedenen Geldgeber gute Konditionen sichern“, so der 35-Jährige.

Gefördertes Leasing: Neue Fördervariante ohne Sicherheiten

Nicht nur die Banken, auch die Leasinggesellschaften leiten Finanzierungsanträge an die Förderins­titute weiter. Die Bürgschaftsbanken und auch die KfW-Bankengruppe unterstützen Betrie­be bei Leasingvorhaben. Welche Angebote Handwerksunternehmer in Anspruch nehmen können.

Neues Programm

Seit Januar 2014 besteht eine neue Kooperation zwischen den Bürgschaftsbanken und den Leasinggesellschaften. Von 2014 bis 2016 können pro Unternehmen für Leasing-Investitionen bis zu einer Million Euro Bürgschaften vergeben werden. Die Bürgschaftsbanken übernehmen hier jetzt 30 bis 60 Prozent des Risikos, maximal 300.000 Euro pro Unternehmen und höchstens 250.000 Euro für die einzelne Investition.

Antrag

Die Zusage erhalten die Firmen, denen Sicherheiten fehlen, bei dem neuen Programm innerhalb von wenigen Tagen. Die Anträge laufen über die Leasinggesellschaften.

Zielgruppe

Unterstützt werden mit dem neuen Programm Existenzgründer wie auch etablierte mittelständische Handwerksunternehmen. Gefördert werden kleine und mittlere Firmen mit weniger als 250 Mitarbeitern und einem Umsatz von unter 50 Millionen Euro im Jahr oder einer Bilanzsumme von weniger als 43 Millionen Euro.

Laufzeit.

Der jeweilige Vertrag kann zwischen zwölf und 120 Monaten laufen. Die Bürgschaftsbank braucht wie üblich den aktuellen Jahreabschluss sowie eine Übersicht, aus der sich die Kapitaldientsfähigkeit ergibt.

Kosten

Diese hängen von der Bonität des Unternehmens, dem Anschaffungswert sowie von der Laufzeit, dem Leasingobjektes und nicht zuletzt von der Art des jeweiligen Leasingvertrags ab.

Kombination

Einzelne Leasinggesellschaften haben durch die KfW geförderte Verträge. Koppelungsdarlehen bietet die Gesellschaft Südleasing ab einer Investitionssumme von 2 Millionen Euro. Das Institut sichert sich eine Refinanzierung über Energiespar- und Umweltprogramme der KfW.