Fördermittel: Fördergelder – so günstig wie nie

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Energieeffizienz und Fördermittel

Die neuen Programme für 2015 liegen auf dem Tisch. Die ­Modernisierungen von Gebäuden und Anlagen werden jetzt interessanter. Wie Firmenchefs die Projekte jetzt optimal finanzieren.

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    © Jens Nieth
    Friseurmeister Beatus Bussmann in Münster investierte mit Zuschuss viel Geld in eine Solaranlage.
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    © Chart: handwerk magazin
    Zahlreiche Handwerkschefs zeigen ein großes Interesse daran, eine hohe Energieeffizienz im Betrieb zu erreichen.
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    „Wir haben die ersten Sofortmaßnahmen zur Steige­rung der Energie­effizienz pünkt­lich auf den Weg gebracht.“ Sigmar Gabriel, Bundeswirtschafts­minister, Berlin.
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    „Unser Antrag auf den Förderkredit ging ­reibungslos durch. Auch aufgrund ausreichender ­Sicherheiten und eigener Mittel.“ Reiner Huntemann, ­Unternehmer und Tischlermeister in Oldenburg.
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    Wichtig ist dem Handwerk vor allem die ­bessere Energieeffizienz ihrer Betriebsgebäude.

Beatus Bussmann in Münster ließ sich von den Experten seiner Handwerkskammer überzeugen. Im vergangenen Jahr investierte der Friseurmeister, der einen Salon mit sieben Mitarbeitern führt, in eine Solaranlage. Damit erwärmt er seinen 900 Liter umfassenden Wasserboiler. In barer Münze bringt ihm das einen Kostenvorteil von schätzungsweise 1500 bis 1800 Euro im Jahr. „Den Anstoß gab uns eine Informationsveranstaltung der technischen Berater zum Energiesparen“, so Bussmann. Im ersten Schritt ließ er von einem Experten ermitteln, wo die Schwachstellen im Betrieb liegen und mit welchen Mitteln er effizienter arbeiten könnte. Der Profi empfahl ihm, eine Solaranlage auf das Dach zu setzen. „Der Kapitalbedarf lag bei rund 20 000 Euro“, sagt Bussmann.

Die Finanzierung lief wesentlich über seine Hausbank, mit einem Darlehen über sechs Jahre. Zudem profitierte der Firmenchef von einem staatlichen Zuschuss für die Energieberatung sowie für die Solaranalage in Höhe von rund 3000 Euro. „Da ich den Kredit zu günstigen Konditionen bekommen konnte, habe ich auf weitere Fördergelder verzichtet. Das wäre mit mehr Bürokratie verbunden gewesen, was ich vermeiden wollte“, so Bussmann.

Wie der Friseurmeister agieren derzeit zahlreiche Unternehmer. Handwerkschefs zeigen eine überdurchschnittliche Bereitschaft, in Maßnahmen zur Energieeffizienz der Betriebe zu investieren. Nach den aktuellen Ergebnissen des KfW-ZDH-Mittelstandspanels wollen 41 Prozent der Handwerker dafür Geld ausgeben. Im Mittelstand insgesamt nur 36 Prozent (Details siehe Grafik rechts).

Engagement für Energieeffizienz

Das hohe Interesse kommt nicht von ungefähr. Bund und Länder unterstützen mit hohen Fördergeldern. Erst Anfang Dezember hat das Bundeskabinett den sogenannten „Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz“ verabschiedet (siehe „Mit Finanzspritze Energieeffizienz steigern“, Seite 57). Zum Jahresanfang sind verschiedene neue Programme an den Start gegangen, von denen Unternehmer profitieren. So sind zum Beispiel inzwischen 80 Prozent der Kosten für eine Beratung zur besseren Nutzung von Abwärme förderfähig. „Wir halten Wort. Wir haben nun die ersten Sofortmaßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz pünktlich auf den Weg gebracht“, erklärte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel zum Jahresende. Clevere Unternehmer nutzen die Gunst der Stunde – und zwar nicht nur für grüne Investitionen, sondern auch um etwa Ersatzinvestitionen oder Modernisierungen ihrer Anlagen zu finanzieren. Die Fördergelder jedenfalls stehen bereit, die Töpfe sind voll. „Die Nachfrage der Unternehmen nach Investitionskrediten bleibt schwach und eine nachhaltige Belebung des Kreditneugeschäfts ist nicht in Sicht“, kommentiert Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, den aktuellen Kreditmarktausblick der Staatsbank. Heißt: Unternehmer, die jetzt aktiv werden, haben gute Chancen, Zuschüsse und zinsgünstige staatliche Darlehen zu bekommen. Vorausgesetzt, sie bereiten die Vorhaben professionell vor.

Businessplan vorlegen

Im ersten Schritt legt der Firmenchef seiner Hausbank einen ausführlichen Businessplan vor, in dem er die Ziele und die Finanzierung des Projekts darstellt. Der Firmenkundenbetreuer identifiziert dann die infrage kommenden Förderprogramme und stellt sie dem Unternehmer vor. Das heißt: Zuerst müssen die Firmenkundenbetreuer den Daumen heben und das Projekt positiv bewerten. Der Haken: Nicht immer offerieren die Mitarbeiter der Bank alle Chancen und Möglichkeiten. Deshalb sollte der Unternehmer im Zweifel explizit danach fragen. Um sich einen Überblick zu verschaffen, können Betriebsinhaber vorab auf der Internetseite foerderdatenbank.de recherchieren. Hier sind die aktuellen Programme gelistet.

Kaufmännisches Wissen gefragt

Der Firmenkundenbetreuer leitet den Antrag an das Förderinstitut weiter, sobald der Unternehmer sich für ein Programm entschieden hat. Mitunter wollen die Förderinstitute bei hohen Investitionssummen allerdings auch noch in einem persönlichen Gespräch das kaufmännische Wissen des Unternehmers selbst checken. Bärbel Hadeler, Expertin für Förderprogramme der Landessparkasse zu Oldenburg (LzO), weiß aus Erfahrung: „Insbesondere bei Unternehmensgründern kann es Defizite geben.“ Im Zweifel rät sie jedem Jungunternehmer dazu, eine qualifizierte Fort- und Weiterbildung in Anspruch zu nehmen. „Ein besonderes Augenmerk sollten die Selbständigen auf die Tragfähigkeit ihres Geschäftsmodells legen“, so die Finanzierungsexpertin.

Denn viele Gründer liegen nach ihrer Erfahrung mit der Kalkulation für einzelne Leistungen daneben. Sie setzen zum Beispiel in ihren Businessplänen zu wenige Arbeitsstunden für die jeweiligen Aufräge an – mit der Folge, dass ihre Kosten am Ende nicht mit den Planzahlen übereinstimmen. Probleme bei der Bedienung einer Fremdfinanzierung sind programmiert. Deshalb lassen kluge Firmenchefs bei der Kalkulation das Gebot der Vorsicht walten.

Bei einer guten Vorbereitung kommt das Okay des Förderinstituts in der Regel nach zwei bis drei Wochen. Mitunter passieren allerdings auch Fehler bei der Auswahl des Programms. Zum Beispiel gilt es vielfach Höchstgrenzen bei der Investitionssumme zu beachten. „Bei Gründungsfinanzierungen läuft es oft auf das ERP-Gründerkredit-Startgeld der KfW-Bankengruppe hinaus, falls keine ausreichenden Sicherheiten zur Verfügung stehen“, so Hadeler.

Geldquellen kombinieren

Wer mehr Geld braucht, kann zum Beispiel vom ERP-Kapital für Gründung profitieren (siehe „Wichtige Förderprogramme“, Seite 55). In vielen Fällen sind mehrere Geldquellen kombinierbar. Das ist im Einzelfall zu prüfen. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) gewährt Zuschüsse etwa für Projekte rund um eine bessere Energieeffizienz. Diese lassen sich in der Regel mit einer Förderung der KfW- oder der Landesbanken verbinden. Der Handwerkschef stellt den Antrag beim Bafa allerdings selbst, „diese Programme laufen nicht über die Hausbank“, so Hadeler. Grundsätzlich darf der Unternehmer noch keine Aufträge für die Umsetzung des Vorhabens vergeben haben (siehe „So läuft der Antrag“, rechts).

Tischlermeister Reiner Huntemann in Oldenburg wandte sich an seine Hausbank, bevor er den Kaufvertrag für seine neue Firma unterschrieben hatte. Im Herbst 2014 expandierte er und übernahm einen Bauelemente Betrieb in der Region. Die Finanzierung lief über die Landessparkasse zu Oldenburg, gefördert mit einem KfW-Kredit. „Eine andere Bank lehnte eine Zusage mit Förderung ab“, erinnert sich der Firmenchef. Er stellte einen klassischen Kreditantrag. „Im Businessplan habe ich mich und die Firma kurz vorgestellt sowie die wirtschaftliche Situation des Betriebes“, so Huntemann. Der Antrag wurde am Ende von der Landessparkasse reibungslos angenommen. „Wohl auch deshalb, weil ich über ausreichend Sicherheiten sowie eigene Mittel verfügte“, so Huntemann.

Bürgschaftsbanken einbinden

Ohne diese Sicherheiten wird es nicht gehen. Allerdings bieten auch die Bürgschaftsbanken Haftungsfreistellungen, wenn die Firmenkundenbetreuer die Ertragsfähigkeit des Vorhabens gegeben sehen. Unternehmer Beatus Bussmann konnte auf solche und andere Hilfen verzichten. Er freut sich aber über seinen Zuschuss zur energiesparenden Solaranlage.

cornelia.hefer@handwerk-magazin.de