Fördergelder Wie Handwerker von den neuen Programmen profitieren

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Fördermittel

Bund und Länder unterstützen Handwerker mit günstigen Darlehen für Wachstum, Energieeffizienz oder Mitarbeiterqualifizierung. handwerk magazin gibt einen Überblick über die neuen Angebote 2016.

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    „Meine Ausbildung und der ­detaillierte Businessplan überzeugten meine Hausbank.“ Liesa Gößl, die Optikermeisterin setzte für ihre Gründungs­finanzierung auf einen Finanzierungsmix.
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    © Bettina Meckel
    „Wir übernehmen 80 Prozent der Kosten, wenn sich unsere Gesellen als Meister der Elektrotechnik qualifizieren.“ Andreas Ennen, ­Geschäftsführer der elektro-bau-montage GmbH & Co. KG in Osnabrück, investiert jedes Jahr in die Weiterbildung seiner Mitarbeiter.
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    © Chart: handwerk magazin
    Wenn Handwerkschefs in neue Betriebsausstattung oder in Umweltmaßnahmen investieren, erhalten sie hohe Summen von der KfW Bankengruppe.

Liesa Gößl hat sich ihren Traum erfüllt. Seit wenigen Wochen führt die Optikermeisterin ihren eigenen Betrieb im Herzen von Esslingen. „Wir feierten Mitte Februar unsere Eröffnung, verbunden mit viel positivem Stress in der Vorbereitung“, freut sich die 33-Jährige. Die Planung für den Start in die Selbständigkeit zog sich über Monate hin. Im ersten Schritt ließ sie sich von ihrem Steuerberater, Matthias Appel von der Kanzlei Baker Tilly Roelfs, beraten. Parallel unterstützte die Handwerkskammer beim Businessplan. Anschließend sicherte die Gründerin sich die Finanzierung.

Gute Vorbereitung zahlt sich aus

Das lief reibungslos, weil die Gründerin als Meisterin die optimale Ausbildung absolviert hatte. Überdies verfügte sie über ausreichend Eigenkapital. Nicht zuletzt war der Businessplan so sauber und detailliert aufgeschlüsselt, dass die Bank keinen Zweifel an der Kapitaldienstfähigkeit des Vorhabens hatte. „Weil das Geschäftskonzept meiner Hausbank schlüssig und erfolgversprechend erschien, unterstützte sie mich mit einem geförderten Kredit“, so Gößl. Auch die Bürgschaftsbank engagierte sich für ihre Gründung. „Der Antrag lief über die Hausbank, das war für mich perfekt geregelt“, so die Optikermeisterin. Denn der Aufwand, die Förderung zu erhalten, hielt sich für die Jungunternehmerin damit in Grenzen. Unterm Strich zeigt sie sich auch mit den Konditionen zufrieden. „Die Hausbank gewährte mir einen Festzinskredit, für den ich jetzt kaum mehr als zwei Prozent Zinsen zahle“, so Gößl.

Wie Optikermeisterin Gößl profitieren viele Handwerksunternehmer von Förderprogrammen. Auch 2016 gibt es staatliche Kredite für Investitionen, Sanierungen, Maßnahmen zur Energieeffizienz, Forschung und Entwicklung. Ein weiterer Schwerpunkt 2016 ist bei vielen Instituten der Bundesländer die Weiterbildung und Qualifizierung der Mitarbeiter.

Allein die KfW Bankengruppe vergab im vergangenen Jahr Fördergelder von insgesamt 20,4 Milliarden Euro an Unternehmen. Die Nachfrage erwies sich robuster als im Vorjahr, so die KfW. 10,3 Milliarden Euro entfielen auf Existenzgründungen und allgemeine Unternehmensfinanzierungen. Über 9,3 Milliarden Euro flossen in Maßnahmen für den Umweltschutz. Auch in diesem Jahr sind die Fördertöpfe wieder voll (siehe Tabelle Seite 49).

Volle Fördertöpfe

Die KfW verbesserte sogar jüngst ein Programm für kleinere Firmen, die Geld für ihre Innovationen brauchen. In Kooperation mit dem Europäischen Investitionsfonds (EIF) übernimmt die Staatsbank 50 Prozent des Kreditrisikos der Banken. „Die Finanzierung von Innovationen birgt naturgemäß ein Risiko. Gute Ideen von mutigen Unternehmern können so leichter und günstiger realisiert werden“, meint Ingrid Hengster, Vorstandsmitglied der KfW. 7,5 Millionen Euro stehen pro Vorhaben zur Verfügung.

Ähnlich aktiv wie die KfW zeigen sich die Landesbanken. Die L-Bank in Baden-Württemberg förderte 2015 Firmen in der Region Südlicher Oberrhein mit einem Darlehensvolumen von 330,7 Millionen Euro – rund 18 Prozent mehr als im Vorjahr. So soll es weiter- gehen. Neu gestartet ist im Ländle das Programm Weiterbildungsfinanzierung 4.0.

Gefördert werden seit Jahresanfang Fortbildungen für die Mitarbeiter. Maximal gibt es einen Darlehensbetrag von 20 000 Euro pro Beschäftigten. Ergänzend unterstützt die Bürgschaftsbank die Betriebe. „Bildung ist immer eine Investition in die Zukunft. Mit unseren Bürgschaften können auch Unternehmen, die zusätzliche Sicherheiten brauchen, ihre Mitarbeiter zukunftsfähig aufstellen“, sagt Guy Selbherr, Vorstand der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg.

Die Weiterbildungsinitiative dürfte bei vielen Handwerksunternehmern gut ankommen. Denn nach einer Erhebung der Agentur für Arbeit bleiben angebotene Stellen im Handwerk etwa bei SHK-Betrieben (Sanitär Heizung Klima) 123 Tage unbesetzt. Mecha-troniker werden 103 Tage lang gesucht, Elektrotechniker 115 Tage.

Fachkräfte richtig fördern

Andreas Ennen, Geschäftsführer der ebm elektro-bau-montage GmbH & Co.KG in Osnabrück, ist das Problem angegangen. Er investiert jedes Jahr mehrere tausend Euro in die Weiterbildung seiner Mitarbeiter. „Wir übernehmen 80 Prozent der Kosten, wenn unsere Gesellen sich als Meister der Elektrotechnik weiter qualifizieren wollen“, so Ennen.

Das Unternehmen elektro-bau-montage mit 190 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 16 Millionen Euro bietet eine breite Leistungspalette – von Elektroinstallationen über Facility Management bis hin zur Sicherheitstechnik. Entsprechend groß ist der Bedarf an Fachpersonal. „Wir sind jetzt schon gut aufgestellt, mehrere Mitarbeiter haben das Programm angenommen und drücken in den Abendstunden die Schulbank“, meint der Geschäftsführer. Die Firma erhielt vor mehreren Jahren auch über das Programm „IWIN“ des Landes Niedersachsen einen Zuschuss von fast 5000 Euro für Weiterbildungsmaßnahmen. „Der Antrag lief über die Handwerkskammer und war für uns mit wenig Aufwand verbunden“, meint Ennen. Das Programm ist zwar inzwischen beendet, doch Niedersachsen setzt auch 2016 auf Weiterbildung. Es gibt einen Zuschuss von bis zu 50 Prozent der Kosten. Der Antrag muss vier Wochen vor dem Start der Schulung über das Kundenportal der NBank eingereicht werden.

In NRW können Betriebe mit bis zu 249 Mitarbeitern dagegen seit Anfang 2016 einen „Betrieblichen Bildungsscheck“ erhalten. Voraussetzung ist, dass die Fachkraft nicht mehr als 39 000 Euro brutto im Jahr verdient. Die Hälfte der Aufwendungen für die Kurse, höchstens 500 Euro pro Bildungsscheck, gibt es als Zuschuss. Für den Einzelnen nicht eben viel, doch innerhalb von zwei Jahren erhält jedes Unternehmen bis zu zehn solcher Förderungen. „Unternehmer überlegen sich im ersten Schritt am besten, welche Ziele sie für ihren Betrieb langfristig verfolgen“, erklärt Ireen Mobach, Weiterbildungsberaterin beim Bildungs- und Servicezentrum des Osnabrücker Handwerks GmbH. Im zweiten Schritt ermitteln sie, welche Qualifikationen die Mitarbeiter dafür brauchen. Der Antrag läuft über die jeweiligen Beratungsstellen.

Für Handwerksbetriebe bestehen 2016 also viele Möglichkeiten, von günstigen Förderungen zu profitieren. Im Idealfall recherchiert der Handwerkschef im Vorfeld über die Internetseite foerderdatenbank.de, welche für ihn infrage kommen. Das bietet sich schon deshalb an, weil die Hausbanken nicht immer alle Angebote ansprechen. Auch die Handwerkskammern helfen und beraten kostenlos bei der Auswahl.

Wo es Förderungen für Projekte gibt

Verschiedene Förderinstitute unterstützen Handwerksbetriebe bei Wachstumsfinanzierungen, Sanierungen und Investitionen in Energieeffizienz.

  • KfW
Die Staatsbank bietet Programme für Unternehmer, die investieren wollen. Besonders gefragt sind diese bei der Anschaffung neuer Betriebsmittel, bei Maßnahmen zur Energieeffizienz oder bei kapitalintensiven Projekten im Zusammenhang mit Forschung und Entwicklung (Infos unter www.kfw.de).
  • Landesbanken
Auch sie bieten günstige Darlehen, für Firmenchefs – etwa zur Wachstumsfinanzierung, Immobiliensanierung bis hin zur Weiterbildung und Qualifizierung der Mitarbeiter.
  • BAFA
Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle bietet zahlreiche ­Förderungen. Seit Jahresbeginn können ­kleine und mittlere Unternehmen vom neuen Programm „Förderung unternehmerischen Know-hows“ profitieren. Sie können sich zu allen wirtschaftlichen, finanziellen, personellen und organisatorischen Fragen der Unternehmen
  • Bund
Das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) ist ein bundes­weites, technologie- und branchenoffenes Förderprogramm des Wirtschaftsministeriums. Kleine und mittlere Unternehmen sollen zur Forschung und Entwicklung motiviert werden. Ziel ist es, die Zusammenarbeit zwischen KMUs und Forschungseinrichtungen zu verbessern. Anträge sind entsprechend bei den jeweiligen Projektträgern einzureichen (weitere Infos unter ­zim-bmwi.de).