Flottenversicherung: Einsteigen mit Flottentarif

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Flottenversicherung

Zur Wechselsaison im November steht der Risikoschutz für den Fuhrpark wieder auf dem Prüfstand. Die Versicherungen machen jetzt bereits für kleine Flotten spezielle Angebote.

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    „Jeder Mitarbeiter kann alle Fahrzeuge fahren und ist trotzdem versichert.“ Oliver Overbeck, ­Zimmerer und Inhaber der Oliver Overbeck GmbH in Gerolstein.
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    „Der Schadenfreiheitsrabatt greift dann bei jedem zusätzlichen Firmenfahrzeug.“ Thomas Diekmann, Produktmanager Kraftfahrt der HDI Versicherung in Köln.
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    Kaskoschäden durch Sturm, Hagel oder Blitze führen die Versicherungsstatistik an.
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    „Die Mitarbeiter gehen pfleglich mit den Fahrzeugen um. Beulen gibt es bei uns selten.“ Oliver Overbeck, ­Geschäftsführer der ­Oliver Overbeck GmbH in Gerolstein.

Ohne rote Warnfahne rollen die Transporter der Oliver Overbeck GmbH nicht vom Hof. Beladen mit Dachlatten und weiterem Zubehör einschließlich Wärmedämmung. Die Handwerksfirma aus Gerolstein hat sich auf die Dachsanierung spezialisiert. „Zu 80 Prozent sind wir inzwischen mit Material unterwegs, manchmal auch gleich mit dem kompletten Dachstuhl“, sagt Oliver Overbeck. Gleich bei Gründung des Unternehmens vor 18 Jahren hat der Zimmerermeister die damals drei Betriebsfahrzeuge über einen Flottentarif versichert. Bereits für Miniflotten dieser Größenordnung können Handwerksbetriebe die speziell rabattierten Verträge abschließen, bei manchen Anbietern sogar für ein Fahrzeug.

Ein Beitragssatz für alle Fahrzeuge

Bei Flottentarifen gilt: Je größer die Flotte, desto größer der Verhandlungsspielraum und die Rabattmöglichkeiten. Das übliche Leistungspaket besteht aus Haftpflicht- und Kaskoschutz und kann um verschiedene Zusatzbausteine erweitert werden. Flottenverträge gibt es in verschiedenen Varianten. Die Besonderheit beim sogenannten Stückprämienmodell ist der einheitliche Beitragssatz für alle Fahrzeuge – anstelle eines individuellen Schadenfreiheitsrabatts. Ganz gleich, wie viel Fahrpraxis der Mann oder die Frau hinter dem Steuer mitbringt. „Jeder im Betrieb kann die Fahrzeuge fahren“, erklärt Overbeck. Das ist ein wichtiger Punkt für den Unternehmer. „Sobald ein Fahrzeug in die Werkstatt muss und ich die Kolonne mit einem Ersatzlieferwagen schicken muss, hätten wir sonst ein Problem.“

Kommen im Laufe des Jahres neue Fahrzeuge dazu, gilt beim Stückkostenmodell der gleiche günstige Beitragssatz. Anders als bei Einzelverträgen, wo Rabatte erst erfahren werden müssen, steigen Neufahrzeuge bei der Flottenversicherung gleich damit ein. Das gilt auch für Anhänger oder andere Transportmittel, für die kein Schadensfreiheitsrabatt vorgesehen ist. Das war bei Vertragsabschluss auch Overbecks Kalkül. Mittlerweile hat der 49-jährige Betriebsinhaber seinen Fuhrpark auf elf Fahrzeuge sowie drei Anhänger erweitert.

Vorteile bei häufigem Wechsel

„Für Einsteiger, Aufstocker oder bei häufigem Wechsel der Fahrzeuge ist dieses Vertragsmodell von Vorteil“, bestätigt Versicherungsmakler Bert Heidekamp aus Berlin. „Ebenso für Spezialfahrzeuge, für die man bereits eine Prämie ausgehandelt hat.“ Legt sich der Betrieb später ein weiteres Fahrzeug zu, erübrigt sich eine nochmalige Abstimmung. Letztlich steht und fällt der Vertrag mit der Schadenquote des Fuhrparks. Das heißt: Wie viel Prozent von der Prämie muss der Versicherer für die Schadenregulierung aufwenden? Bei der Overbeck GmbH ist das überschaubar. Einmal hat sich trotz Sicherungsnetzen während der Fahrt ein Brett gelöst, die Splitter sind auf ein Autodach gefallen. Ein andermal hat sich auf der Autobahn die Leiter aus der Halterung selbständig gemacht und ist direkt unter einen fahrenden Pkw geraten. Personen sind glücklicherweise nicht zu Schaden gekommen. „Auf die Prämie hat sich dieses Missgeschick nicht ausgewirkt“, sagt der Handwerksmeister.

Mehrere kleine Schäden bringen den Prämiensatz für den Fuhrpark noch nicht ins Wanken. „Das ist der Vorteil dieses Vertragsmodells“, sagt Versicherungsexperte Heidekamp. Allerdings könne ein großer Schaden durch ein einziges Fahrzeug für die Herabstufung der ganzen Flotte sorgen. Darüber ist sich auch Overbeck im Klaren.

In die Schadenreduzierung investiert die Firma mit Mitarbeiterschulungen zur Ladungssicherung und mit regelmäßigen Fahrzeugunterweisungen insbesondere für die beiden Lkw mit Kran. „Auch Beulen gibt es bei uns nicht oft. Die Mitarbeiter gehen pfleglich mit den Fahrzeugen um“, meint Overbeck.

Vertragsmodell prüfen

Meist sehen Flottenverträge vor, dass alle Fahrzeuge der Firma dort versichert sein müssen. Unternehmer sollten generell genau hinsehen, welche Verpflichtungen sie eingehen und ob es sich rechnet, rät Heidekamp. Einem Malerbetrieb konnte er durch die Umstellung vom Einzelvertrag auf den Flottentarif zu einer Prämien­ersparnis von 1000 Euro verhelfen. Allerdings können sich die Konditionen wieder ändern, wenn der Handwerker zum Beispiel mehrere Jahre schadenfrei unterwegs war. Dann sei es vielleicht günstiger, in den alten Einzelvertrag zurückzugehen. Von daher biete sich eine regelmäßige Prüfung an: „Womit ist der Firmenfuhrpark besser dran?“, erklärt Heidekamp. „Bei nur wenigen Fahrzeugen und je länger man sie fährt, können das durchaus auch Einzelverträge sein“, so seine Erfahrung aus der Praxis. Letztlich sei es jedoch immer eine Einzelfallentscheidung. Man könne nicht pauschal zu einem bestimmten Tarif oder einer bestimmten Gesellschaft raten.

Spezielle Tarife für Handwerker

Gerade für kleine Flotten mit fünf bis zehn Fahrzeugen gibt es am Markt viele verschiedene, teils auch branchenbezogene Angebote. Diese Rahmenverträge beziehen auch weiche Einstufungsmerkmale wie Nutzerkreis oder die Jahreskilometerleistung ein, wie man sie aus Policen für private Pkw kennt. Das betrifft ebenso Rabattstufen. Lieferwagen können dann zum Beispiel von der erweiterten Zweitwagenregelung profitieren: Schafft sich der Handwerksbetrieb ein zweites Fahrzeug gleichen Typs an, greift bereits ein Schadenfreiheitsrabatt. Bei Pkw ist er sogar umso höher, je günstiger das Erstfahrzeug eingestuft ist. „Das gilt auch für jedes weitere zusätzliche Fahrzeug“, erläutert Thomas Diekmann, Produktmanager Kraftfahrt der HDI Versicherung, die zum Beispiel ein solches Angebot macht.

„Jede Gesellschaft erstellt im gewerblichen Bereich Angebote nach eigenem Muster“, sagt Versicherungsmakler Heidekamp. Schon bei einem Versicherer können es mehr als fünf Tarifvarianten sein. „Und manche haben dann noch einmal für das Handwerk verschiedene Gruppenverträge.“

Branchentypische Risiken absichern

Es empfiehlt sich daher in jedem Fall, mit dem Versicherungsmakler oder Vermittler das Kleingedruckte Punkt für Punkt durchzugehen und zu vergleichen. Overbeck hat hierbei faktisch einen Heimvorteil. Denn seine Frau, die sich im Unternehmen um die Buchhaltung kümmert, hat vorher Berufserfahrungen im kaufmännischen Bereich einer Versicherung gesammelt. Dort, bei der VHV, ist sein Fuhrpark auch versichert.

Entscheidend war für Overbeck dabei, dass es sich um einen auf die Baubranche spezialisierten Versicherer handelt. Denn die branchentypischen Risiken sollten auf jeden Fall abgedeckt sein. „Das betrifft etwa Brems-, Betriebs- und Bruchschäden – gerade wenn man mit Anhängern fährt“, sagt Heidekamp. „Ein scharfes Bremsmanöver auf der Autobahn, und die Gabel am Hänger ist hinüber.“ Nicht bei jedem Anbieter ist ein solcher Schaden automatisch mitversichert. Häufig muss dies ex­tra beantragt werden. Bei Zusatzanbauten wie zum Beispiel einem Kran auf dem Lkw ist das ohnehin erforderlich, wird aber nach Erfahrung des Maklers oft vergessen. Auch Ortungsgeräte, neue Sicherheitssysteme und anderes, was fest mit dem Fahrzeug verbunden ist und dessen Wert erhöht, sollte mitversichert werden. „Sonst gibt es im Schadensfall Pro­bleme mit der Kaskoversicherung“, rät der Ex­perte.

Für Zimmerermeister Oliver Overbeck hat sich der Zusatzschutz ausgezahlt. „Als Bolzen vom nagelneuen Ladekran abgebrochen sind, kam sofort jemand von der Versicherung mit zur Werkstatt. Der Schaden wurde dann ruckzuck abgewickelt“, so der Unternehmer. Diese Schnelligkeit bei der Schadensabwicklung ist für Overbeck im Betriebsalltag ebenfalls ein ganz entscheidender Faktor. „Das Fahrzeug wird schließlich gebraucht. Wenn ich da von einem Versicherer hängen gelassen werde, kostet das Zeit und Geld.“