„Firmen, schützt Eure Daten!”

Zugehörige Themenseiten:
Cloud Computing Software

Interview Dieter Kempf, Chef des Softwarehauses Datev und IT-Verbandsvorsitzender, appelliert in handwerk magazin an die Firmen, sorgsamer mit ihren Computerdaten umzugehen.

k VitaDieter Kempf, 59, leitet seit 1996 das Softwarehaus Datev aus Nürnberg, das IT-Lösungen für Steuerberater anbietet. Der Betriebswirt und Steuerberater lehrt seit 2005 als Honorarprofessor Steuerlehre an der Universität Nürnberg-Erlangen. Zudem ist Kempf Präsident des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien, Bitkom. - © Kurt Fuchs

„Firmen, schützt Eure Daten!”

handwerk magazin: Herr Kempf, wieviel Sorgen müssen sich Firmen machen, dass sie von den Bundestrojanern genannten Spionageprogrammen ausgespäht werden?

Dieter Kempf: Die Unternehmer müssen sich keine großen Sorgen machen. Ich gehe davon aus, dass diese Programme nur auf richterliche Anordnungen zur Onlinedurchsuchung eingesetzt werden oder wenn Gefahr im Verzug ist.

Firmen und Bürger sind indes nicht sicher, ob da alles mit rechten Dingen zugeht.

Es existiert rechtlich ein Graubereich im Einsatz. Etwa, ob die Screenshoterfassung schon eine Onlinedurchsuchung ist. Grundsätzlich gibt es aber einen rechtlichen Rahmen zur Onlinedurchsuchung. Und daran haben sich die Behörden zu halten. Bürger und Firmen müssen sich darauf verlassen können, dass sie Computer und Internet nutzen können ohne beobachtet zu werden.

Schützen die Firmen ihre Daten ausreichend vor unbefugten Zugriffen?

Leider nein. Es gibt aber deutliche Unterschiede bei der Sensibilität für dieses Thema. Steuerberater etwa sind sehr darauf bedacht, die sensiblen Daten ihrer Kunden zu schützen. Bei Mittelständlern herrscht dagegen häufig die Auffassung vor: Wer will denn etwas von mir? Hinzu kommt leider Unkenntnis über die technischen Möglichkeiten.

Was meinen Sie damit?

Selbst wenn Mittelständler sich schützen wollen, treffen sie häufig auf einen Techie aus der Softwareszene, dessen Erklärungen sie nicht verstehen. Und dann unterbleibt oft der Schutz. Hier müssen wir gemeinsam ansetzen.

Was sind denn die Hauptgefahren und wie können sich Unternehmen davor schützen?

Viele Trojanerhersteller nutzen sicherheitsrelevante Updates, um ihre schädlichen Programme miteinzuschleusen. Hier schützt nur die bezahlte und aktuellste Version der Software. Die andere große Gefahrenquellen sind die Mitarbeiter. Entweder weil sie ihr System nicht ausreichend durch Passwörter schützen oder sich die Sicherheitscodes durch Trickanrufe entlocken lassen. Hiergegen hilft nur Schulung der Mitarbeiter.

Ein aktuelles Thema ist Cloud-Computing. Wie sicher ist die Datenverwahrung im Internet?

Cloudanbieter schützen ihre Server in der Regel deutlich besser als es die meisten Betriebe tun können. Wer sich zudem Anbieter mit einem seriösen Ruf aussucht, erhöht die Sicherheit. Und schließlich spricht viel für deutsche oder europäische Anbieter, da der Rechtsraum bekannt ist.

holger.externbrink@handwerk-magazin.de

Online exklusiv

Wie Unternehmen ihre wichtigen Computerdaten schützen können, finden Sie unter:
handwerk-magazin.de/it

Datenschutzhinweise