Finanzhilfe für die Kleinen

Mini-Kredite | Kleinere Betriebe und Gründer haben immer noch Probleme, an frisches Geld für Investitionen zu kommen. Mit dem Programm „Kleiner Mittelstand“ will die KfW 2007 gegensteuern

Finanzhilfe für die Kleinen

Finanzierung ist ein hartes Geschäft. Gerade kleinere Firmen, Handwerksbetriebe und Freiberufler wissen das aus Erfahrung. Insgesamt haben sich zwar, wie aktuelle Studien der KfW-Bankengruppe belegen, die Finanzierungsbedingungen mittelständischer Unternehmen verbessert. Profitieren konnten davon aber zum größten Teil mittlere und große Firmen. Kleinere und vor allem junge Betriebe gehen dagegen oft leer aus.

„Es ist ein volkswirtschaftliches Prob-lem, dass ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz unter einer Million Euro statistisch gesehen fünf mal häufiger ein Nein von seinem Kreditberater hören muss, als ein Unternehmen mit über 50 Millionen Euro Umsatz“, fasste Ingrid Matthäus-Maier, Vorstandssprecherin der KfW-Bankengruppe, die Situation an der Finanzierungsfront zusammen. Ein weiteres Problem sei, dass rund die Hälfte der Mittelständler und Handwerker für eine notwendige Investition keinen oder höchstens einen Kontokorrentkredit bei ihrer Hausbank eingeräumt bekämen, ergänzte Matthäus-Maier.

Die Gründe für die Zurückhaltung der Banken und Sparkassen in diesem Geschäft liegen auf der Hand: Das Risiko der Gründungsfinanzierung ist groß und die Kosten sind für die Kreditinstitute bei Kleinst- und Kleinkrediten überproportional hoch – eine Situation, die der Konkurrenz- und Margendruck der Banken in Deutschland kaum noch erlaubt.

Aufbruch ermöglichen

Dieses Dilemma soll die Initiative „Kleiner Mittelstand“ der KfW-Bankengruppe aufheben. Das angekündigte Programm besteht aus sechs verschiedenen Elementen, die unterschiedliche Zielgruppen und ihre Anforderungen ansprechen sollen. Hier ein Überblick.

Mikro-Finanzfonds Dieses Förderinstrument richtet sich an Gründer und Jungunternehmer mit geringem Kapitalbedarf. Der neue „ Mikro-Finanzfonds Deutschland“ soll ihnen einen leichteren Zugang zu kleinvolumigen Darlehen ermöglichen. Zunächst umfasst der Fonds zwei Millionen Euro.

Er soll laut KfW wie ein Garantiefonds arbeiten: Er nimmt Banken, die Kredite von 10000 Euro mit kurzen Laufzeiten von zirka zwei Jahren vergeben, das Kreditausfallrisiko vollständig ab. Die Vergabe des Kleinkredits ist dabei an eine Gründungs- und Unternehmensberatung geknüpft. Weitere Infos dazu, finden Sie unter www.mikrofinanz.net.

Startgeld Dieses Programm richtet sich an Gründer, kleinere Unternehmen und Freiberufler, die Investitionen bis zu 50000 Euro planen. Die Hausbank wird hier zu 80 Prozent von der Haftung freigestellt. Das soll Interessenten den Zugang zu diesem Darlehen erleichtern. Kreditnehmern wird eine tilgungsfreie Anlaufzeit (bis zu zwei Jahren) und eine vorzeitige, kostenfreie Tilgung geboten. Mit dem Startgeld sollen natürliche Personen, die noch nicht selbständig sind, Freiberufler und kleinere Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern gefördert werden. Ausgeschlossen sind Unternehmen mit finanziellen Schwierigkeiten und Sanierungsfälle.

Mit dem Programm werden Investitionen und Betriebsmittel ausschließlich für den Standort Deutschland finanziert wie zum Beispiel die Gründung einer selbständigen Existenz, die Übernahme eines Betriebes, die aktive Beteiligung an einem Unternehmen oder Betriebsmittel für eine nebenberufliche Tätigkeit, wenn sie später zum Haupterwerb werden soll. Die Kombination mit anderen Programmen der KfW-Mittelstandsbank ist nicht möglich.

Mini-Kredite für Gründer

Die Laufzeit kann bis zu zehn Jahren ausmachen – mit einem Festzins für die gesamte Laufzeit. Die tilgungsfreie Zeit kann bis zu zwei Jahre nach der Kreditzusage betragen. Eine vorzeitige Tilgung des Gesamtbetrages oder von Teilbeträgen ist kostenfrei möglich. Als Sicherheiten gelten die banküblichen Vorgaben. Die Art des Kredits und die Höhe des Darlehens müssen mit der Hausbank vereinbart werden.

Mikro-Darlehen Hier soll der Start in die Selbständigkeit gefördert werden. Im Visier: Unternehmer, die zunächst nebenberuflich oder aus der Arbeitslosigkeit starten. Mit Mikro-Darlehen können Investitionen bis zu 25000 Euro finanziert werden – mit der Variante „Mikro 10“ bis zu 10000 Euro. Sollten Interessen mehr als 25000 Euro benötigen, greift „ Startgeld“ (siehe Seite 68).

Gefördert werden natürliche Personen, Freiberufler und kleinere Unternehmen bis zu zehn Mitarbeitern. Ausgeschlossen sind auch hier Betriebe mit finanziellen Schwierigkeiten und Sanierungsfälle. Finanziert werden Investitionen und Betriebsmittel am Standort Deutschland wie die Gründung einer selbständigen Existenz, die Betriebsübernahme, für eine nebenberufliche Tätigkeit, wenn sie mittelfristig zum Haupterwerb werden soll und die sogenannte „zweite Chance“ (Verpflichtungen aus der ersten Gründung dürfen dabei aber das neue Vorhaben nicht belasten). Als Sicherheiten gelten die banküblichen Anforderungen, Art und Höhe der Finanzierung müssen mit der Hausbank vereinbart werden. Die tilgungsfreie Anlaufzeit beträgt sechs Monate. Beim Mikro-Darlehen beträgt der maximale Kreditbedarf 25000 Euro; in der Variante „Mikro 10“ sind es maximal 10000 Euro, mindestens aber 5000 Euro. Eine Kombination mit anderen Programmen der KfW-Mittelstandsbank ist nicht möglich.

Im Rahmen ihrer Initiative „Kleiner Mittelstand“ will die KfW außerdem die Bearbeitungskosten von Banken und Sparkassen für kleinteilige Kredite reduzieren. Profitieren würden davon insbesondere Unternehmensgründer und kleinere Betriebe, die für ihre Investitionen nur geringe Finanzspritzen brauchen. Daher arbeitet die KfW-Gruppe derzeit nach eigener Aussage „an einem neuen, standardisierten, schlanken Kreditprodukt für kleine etablierte Mittelständler“. Zur Umsetzung dieses Standardkredites sei die Staatsbank mit verschiedenen Banken im Gespräch.

Beratung ausgebaut

Des weiteren will die KfW-Mittelstandsbank den Kreditinstituten verstärkt als „Risikopartner zur Verfügung stehen“ und so die Bereitschaft zur Kreditvergabe an den Mittelstand der privaten Institute erhöhen. Deshalb soll im Rahmen des KfW-Unternehmerkredits den Banken angeboten werden, 50 Prozent des Ausfallrisikos für Kredite an Betriebe zu übernehmen, die mindestens seit zwei Jahren bestehen.

Damit die neuen Instrumente der KfW-Initiative auch in der Praxis erfolgreich durchgesetzt werden können, hat die Mittelstandsbank bereits Ende vergangenen Jahres einen eigenen Bereich „Information und Beratung“ etabliert. Er umfasst: Finanzierungsberatung, Unternehmensentwicklung und – für die Suche nach geeigneten Beratern und Kontakten aus der Wirtschaft – spezielle Internetbörsen.

N

cornelia.hefer@handwerk-magazin.de