Udo-Herrmann-Kolumne Folge 22 Faire Sache: Termintreue gilt auch für den Kunden

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Endlich alles im Lot! Mehr Freiraum und Erfolg durch bessere Organisation – Kolumne von Udo Herrmann und Kundenbindung

In seiner Kolumne "Endlich alles im Lot! Mehr Freiraum und Erfolg durch bessere Organisation" gibt Udo Herrmann monatlich Tipps, wie Sie Ihren Betrieb besser organisieren können. In der 22. Folge erklärt der Erfolgstrainer, warum es nicht nur für den Handwerker, sondern auch für seinen Kunden wichtig ist, Termine einzuhalten.

Kolumne Udo Herrmann - Termintreue
Nicht nur der Handwerker muss sich an Termine halten, sondern auch der Kunde - © Aycatcher – stock.adobe.com

„Herr Herrmann, der Maler ist diese Woche nicht ganz fertig geworden. Er muss nächste Woche nochmal auf die Baustelle. Ich denke, es wird 14 Tage später bis Sie mit der Bodenverlegung beginnen können.“ Anrufe solcher Art gehören bei uns mittlerweile zum Tagesgeschäft. Ich stelle mir dann häufig die Frage, warum das Handwerk den Ruf hat „unpünktlich“ zu sein? In der Regel können wir von 10 beauftragten Bauvorhaben, nur 3 Projekte pünktlich, d.h. wie bei Auftragsvergabe besprochen, beginnen.

Terminverschiebungen erfordern logistische Höchstleistungen

Nach solchen Anrufen – wie eben beschrieben – kommt meist Stress auf. Welchen Auftrag können wir vorziehen? Wo können wir unsere Mitarbeiter stattdessen hinschicken? Ist die Materiallieferung vom Lieferanten schon unterwegs auf die Baustelle? Bei meinen Coachings und Trainings in Handwerksbetrieben sind Terminverschiebungen seitens der Kunden, ein Auslöser für schlechte Stimmung und reichlich Chaos bei der Ressourcenplanung. Das hat häufig zur Folge, dass entweder der Chef oder eine Führungskraft in der Arbeitsvorbereitung wild koordinieren müssen, um kurzfristig entstandene Lücken im Auftragskalender wieder zu füllen. Durch die entstandene Hektik kann es dann zu Fehlern kommen, denn dazwischengeschobene Aufträge können nicht mehr mit der nötigen Sorgfalt in Ruhe vorbereitet werden.

Wenn nur ein Gewerk hakt...

Aufträge, die erst nach dem verschobenen Projekt begonnen werden sollten, dann vorzuziehen, nimmt manches Mal mehrere Stunden in Anspruch. Kunden müssen angerufen und gebeten werden, Ihren Zeitplan zu ändern, Lieferanten müssen schneller liefern – wobei nicht selten Zusatzkosten durch Expressfracht anfallen. Meist ,schluckt' der Handwerker alle Zusatzkosten dieser Art und das obwohl er schon den zusätzlichen Arbeitsaufwand finanziell trägt. Die vergangenen Jahre bekommen wir immer seltener Bauzeitenpläne von Bauherren zur Verfügung gestellt. Ein Architekt hat mir gesagt, er händigt keine Bauzeitenpläne mehr aus, da er sonst in ein Haftungsrisiko gerät, wenn Termine nicht gehalten werden. Der Fachkräftemangel ist in vielen Branchen angekommen und wenn nur ein Gewerk auf der Baustelle hakt, greifen die Zahnräder im Bauablauf nicht mehr sauber ineinander.

Not macht erfinderisch und manchmal auch erfolgreich

Vor wenigen Monaten saß ich mit einem Kunden in einem Vergabegespräch. Unser Leistungsvorschlag war bei ihm gut angekommen. Er war begeistert von den Mustern und die Preise fand er fair. „Voraussetzung für den Auftrag ist, dass Sie an diesem Tag pünktlich beginnen. Für jeden Tag, den Sie später anfangen, möchte ich eine Konventionalstrafe mit Ihnen vereinbaren.“ Schon häufiger hatte ich diese Situation. Doch diesmal kam mir spontan eine Idee: „Gerne unterschreibe ich Ihnen das. Unter der Bedingung, dass auch Sie mir einen finanziellen Ausgleich zahlen, falls Sie Ihr Bauvorhaben später als heute besprochen, zum Arbeitsbeginn zur Verfügung stellen.“ Totenstille im Ausstellungsraum. Nach kurzer Zeit der Verblüffung, meinte der Kunde: „Das kann ich nicht zusagen und unterschreiben!“. Daraufhin entgegnete ich: „Dann haben Sie bitte auch Verständnis, dass ich den Vertrag so auch nicht unterschreiben kann. Schließlich müssen auch wir unsere Ressourcen sauber planen können.“

Wir haben den Auftrag dann erhalten und alle Termine und vorgesehenen Strafzahlungen wurden vor Unterzeichnung aus dem Werkvertrag gestrichen. Nun machen wir das bei jeder Terminverhandlung so. Ich finde Termintreue darf nicht nur für uns Handwerker, sondern auch für unsere Auftraggeber gelten. Deshalb verwenden wir seit diesem Schlüsselerlebnis einen vorbereiteten Textbaustein mit der Überschrift „Terminbindung“ bei unseren Angeboten.

  Ihr Udo Herrmann,

  Schreinermeister und Erfolgstrainer für Handwerksbetriebe .

Udo Herrmann, Kolumne-Themenseite
© Tim Wegner

Biografie:  
Udo Herrmann, hat mit 23 Jahren seine Meisterprüfung abgelegt und führt seit 18 Jahren das Handwerksunternehmen "Herrmann Parkett.Möbel.Räume." (
www.herrmann-parkett.de ) im unterfränkischen Bürgstadt, das mehrfach bundesweit ausgezeichnet wurde. Seit mehr als 10 Jahren ist er Vorstand einer Handwerkskooperation, die ganzheitliche Konzepte für Ihre Kunden entwickelt. Er hat das Erfolgskonzept für Handwerker entwickelt und eine Ausbildung zum 7 SUMMITS® Strategie Coach absolviert . Der Schreinermeister trainiert Selbstständige und Führungskräfte, als Coach begleitet er Handwerksbetriebe bei der Weiterentwicklung des Betriebes. 2016 ist sein Buch „Von Nichts Kommt Niemand“ erschienen, in dem er wertvolle Tipps zum Akquirieren und binden von Fachkräften im Handwerk gibt.

Im April 2018 erschien seine neue Buchveröffentlichung" Endlich alles im Lot: Das Profikonzept für mehr Freiraum und Erfolg im Handwerk " mit allen ausführlichen Leitfäden, Checklisten und Arbeitsanleitungen von Udo Herrmann.   Erhältlich im Holzmann-Medienshop .

Buch-Cover
Das Praxisbuch von Schreinermeister Udo Herrmann greift all jene Probleme und Herausforderungen auf, die im betrieblichen Alltag viel Zeit und Nerven kosten. In sieben Kapiteln sind alle Tätigkeitsbereiche eines Handwerksbetriebs abgebildet. Zu jedem Bereich, zu jeder Herausforderung oder Frage gibt es verschiedene Leitfäden, Checklisten und Arbeitsanleitungen. - © Holzmann Medien