EU-Pläne: Die Meisterpflicht sichert Arbeitsplätze

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Meisterpflicht

Es ist schon irritierend, was man aus Brüssel hört. Einerseits wird das deutsche Ausbildungssystem gelobt, andererseits gibt es Diskussionen um den Meisterbrief als Gründungsvoraussetzung.

Thomas Schepelmann, BdH-Vorstand, kann die erneute Diskussion zur Meisterpflicht absolut nicht nachvollziehen. - © Oliver Krato

Die Meisterpflicht sichert Arbeitsplätze

Vor allem Länder mit hoher Jugendarbeitslosigkeit interessieren sich für das Modell der dualen Berufsausbildung – sehen sie doch, dass die rein schulische Ausbildung zu Schwierigkeiten bei Jugendlichen führt, einen Arbeitsplatz zu finden. Die Erfolge des Dualen Systems sind aber untrennbar mit der Meisterqualifikation des Inhabers und Ausbilders verknüpft. Marktuntersuchungen haben gezeigt, dass meistergeführte Betriebe länger am Markt bestehen und eine geringere Insolvenzquote zeigen als andere kleine und mittelständische Unternehmen.

Der Meisterbrief steht für Qualitätsarbeit, nachhaltige Ausbildung und Verbraucherschutz. In Deutschland werden die meisten Jugendlichen im Handwerk ausgebildet. Und im Handwerk darf ausbilden, wer Meister ist. Brüssel setzt auf Akademisierung und erklärt, dass Deutschland prozentual hinter den Akademikerquoten anderer EU-Länder zurückbleibt – gleichzeitig werden dem dualen Ausbildungssystem sehr gute Exportpotenziale zugerechnet. Auch scheint Brüssel zu vergessen, dass der Meisterabschluss vor Kurzem mit dem Bachelorabschluss auf eine Stufe gestellt wurde.

Irritierend ist auch, dass die Erfahrungen nach der letzten Novelle der Handwerksordnung schon vergessen sind. Seinerzeit führte die Abschaffung der Meisterpflicht in einigen Gewerken zu einer starken Zunahme bei Betriebsgründungen. Vorübergehend wurde mehr Mobilität in den Mitgliedsstaaten erreicht. Doch der Preis war hoch:

Über 60 Prozent der neu gegründeten Betriebe waren nach fünf Jahren nicht mehr am Markt, die Betriebe waren Ein-Mann-Unternehmen, sie boten weder Arbeits- noch Ausbildungsplätze, lieferten sich mit Niedrigstpreisen einen ruinösen Wettbewerb – und die Verbraucher klagten häufig über mangelnde Handwerkerleistungen. Diese Erfahrungen müssen nicht wiederholt werden. Meisterbrief, duale Ausbildung und geringe Jugendarbeitslosigkeit gehören untrennbar zusammen – dafür sich einzusetzen, dafür sich stark zu machen, dafür zu kämpfen – lohnt sich!