Erfolg durch nachhaltige Führung

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Nachhaltigkeit

Management Bei TKW Gebäudeservice steht Nachhaltigkeit für ein perfektes Zusammenspiel von Betrieb, Kunden und Mitarbeitern. Wie das im Alltag funktioniert, hat handwerk magazin vor Ort untersucht.

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    Unterstützer oder Inspirator? Bei TKW erkennt jeder die Stärke des anderen an seiner Mützenfarbe.
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    Qualität ist das Ziel, das alle jeden Tag wieder aufs Neue anstreben (li.).
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    Kai Kienzl, TKW-Chef, will mit seiner Führung neue Maßstäbe in der Branche setzen (re.).
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    Rot oder grün? Wer nicht gestört werden will, kommuniziert das über das Drehen der Klötzchen.
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    Zwei für ein Ziel: Bei TKW hat jeder Mitarbeiter seinen Platz im System (li.).
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    Talk im Stehen: Beim Ständerling diskutiert das Führungsteam kurz und effizient (Mitte).
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    Für jedes Jahr gibt es ein für alle verbindliches Motto deutlich für alle zum Nachlesen (re.).
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    Ziele als Bild: Bei TKW kann jeder die Vision auch ohne viele Worte für sich umsetzen.

Erfolg durch nachhaltige Führung

Mattsilbrig schimmert die Statue, die Kai Kienzl und die Führungskräfte von TKW Gebäudeservice am 18. November 2010 in den Händen halten. Sie stehen auf der Bühne des noblen Axica-Konferenzzentrums in Berlin, gerade haben sie den zweiten Platz beim Ludwig-Erhard-Preis gewonnen. Die Auszeichnung ehrt den Handwerksbetrieb für die erfolgreiche Ausrichtung nach dem EFQM-Modell für ganzheitliche Unternehmensführung. Das Modell ist ein Managementansatz, mit dem Betriebe langfristig ihre Wettbewerbsposition sichern, weil sie klare Ziele verfolgen und diese mit definierten Prozessabläufen und Qualitätsstandards realisieren. Weil sie effizient mit Wissen, Mitarbeitermotivation, Energie und Material umgehen und so handeln, wie es sich am besten mit dem Modewort „Nachhaltigkeit“ beschreiben lässt.

„Nachhaltiges Management ist eine Art Lebensversicherung für Unternehmen“, sagt Kai Kienzl, Gründer und Geschäftsführer des TKW Gebäudeservice. Der 48-Jährige mit den nackenlangen dunkelbraunen Locken und den wachen braunen Augen steht vor einem Flipchart in der Firmenzentrale im hessischen Nauheim. Mit einem Dreieck, blauen Wolken und Treppenstufen aus Filzstifttinte skizziert er, wie ein Gebäudereiniger-Betrieb mit 680 Mitarbeitern es schafft, langfristig erfolgreich im Markt zu bestehen.

Die Vision im Alltag leben

Das Dreieck steht für die Beziehung zwischen Unternehmer, Mitarbeitern und Kunden. „In diesem System muss es dauerhaft allen gut gehen“, sagt Kienzl. Zur Visualisierung braucht er die Wolken: Sie stehen für verschiedene Horizonte, die ein ganzheitlich - und damit nachhaltig - geführter Betrieb definieren und verbinden muss. Zum Beispiel die Vision. „Man muss wissen, was man erreichen will“, sagt Kienzl und tippt auf eine Wolke. „Unsere Vision ist die führende Marke im Bereich Gebäudereinigung im Rhein-Main-Gebiet zu sein. Wir wollen Kunden begeistern und Trends für die Branche setzen.“ Eine andere Wolke steht für Strategien, die helfen die Vision umzusetzen, für Qualitätsstandards und Zertifizierungen etwa. Eine dritte meint die Unternehmenskultur, die Werte für die tägliche Zusammenarbeit: Bei TKW sind das Ehrlichkeit, Offenheit, Zuverlässigkeit und Kompetenz.

Mit den Treppenstufen holt Kienzl die luftigen Wolken in den Alltag: Sie symbolisieren den langen Weg, Vision und Strategien mit dem Tagesgeschäft zu verknüpfen. 1995 hat er mit den Mitarbeitern die erste Vision erarbeitet. Seitdem ist vieles anders: Die Verantwortung liegt auf vielen Schultern, es gibt Aufgabenbeschreibungen und Prozessabläufe, die gewährleisten, dass jeder sein Bestes geben kann. Austausch, Bewertungen und der offene Umgang mit Kritik optimieren diese Prozesse immer wieder. „Bei uns ziehen alle an einem Strang“, sagt Kienzl.

Mitarbeiter nach Stärken einsetzen

Wenn man sich umschaut nach diesen Prozessen, die als Ergebnis nachhaltig Erfolg sichern, fallen in der TKW-Zentrale zuerst die Mützen auf. Gelb-grün, rot-gelb und grün-blau gefärbte Baseballkappen hängen am Büro vom Auftrags- und Kundenservice, der ersten Tür gleich beim Empfang. Die Farben signalisieren die Persönlichkeitsprofile der Mitarbeiter: gelb steht für Inspirator, grün heißt Unterstützer, rot bedeutet dominant und blau gewissenhaft. Mit einem wissenschaftlichen Online-Test hat jeder in Nauheim seine Stärken bestimmen lassen. „Die Kappen visualisieren unser Bemühen, Mitarbeiter effizient einzusetzen und Stärken in Teams zu mischen“, sagt Kai Kienzl. „Jeder soll dort arbeiten, wo er sein Potenzial am besten ausschöpfen kann.“

Neben den Bürotüren hängen kleine Checklisten. Sie zeigen, was Mitarbeitern bei Gesprächen wichtig ist. Nicola Lang, Sachbearbeiterin Auftrags- und Kundenservice, wünscht sich zum Beispiel „Zeit, sich mit einer Situation vertraut zu machen“. Verboten ist „vorschnelles Handeln“. Auf den Schreibtischen im Büro stehen rot-grüne Klötzchen: Ist die grüne Seite oben, haben Lang oder ihre Kollegin Alexandra Seitz Zeit für die Wünsche von Kollegen, steht der Klotz auf Rot, möchten sie lieber ungestört arbeiten. „Wirksame Kommunikation setzt offene Ohren voraus“, erklärt Kienzl, „auch dabei hilft das Visuelle.“

Kunden zur Kritik auffordern

Draußen vor Ort sorgen Mitarbeiter wie Service-Manager Christian Schild dafür, dass Qualität nicht dem Zufall überlassen bleibt. Der Gebäudereinigermeister steht vor einem „Service-Lager“, wie TKW die Putzkammer in den Objekten nennt. Er erklärt neuen Reinigungskräften den Einsatz der roten, blauen und gelben Reinigungstücher. „Rote Tücher sind nur für die Toiletten“, sagt Schild, „die blauen für allgemeine Bereiche“. Neue Mitarbeiter begleitet Schild so lange, bis alle Wege und Abläufe eingespielt sind.

Die Arbeit seiner Teams lässt er von Kunden regelmäßig in Fragebögen bewerten. „Wenn es Probleme gibt, werden sie gemeinsam behoben“, sagt der 30-Jährige. Schild muss jetzt weiter nach Nauheim zum wöchentlichen „Ständerling“ - einer Besprechung im Stehen an Bistrotischen mit anderen technischen Mitarbeitern und den Kollegen aus der Verwaltung. „Diese Meetings machen wir im Stehen, weil sie schnell und zwanglos stattfinden sollen“, erklärt Kai Kienzl.

Um Effizienz geht es auch in der großen Visions-Fotocollage, einem Lieblingsplatz des Chefs im Gang neben dem Empfang. Die Bilder visualisieren, wofür der Betrieb steht. „Sie stellen sicher, dass jeder unter den Worten dasselbe versteht“, sagt Kienzl. Die Collage zeigt etwa Ameisen, die in ihrem Staat effizient zusammenarbeiten. Sie zeigt einen Tower der Frankfurter Skyline - die Klientel von Kunden, die TKW ansprechen will. Oder Medaillen, die das Ziel meinen, ausgezeichnet zu werden. Nur ein paar Schritte neben der Collage, in einer Vitrine, steht seit November die Statue vom Ludwig-Erhard-Preis.

kerstin.meier@handwerk-magazin.de

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