Engagement für die gute Sache

Das Europäische Jahr des Ehrenamts geht zu Ende. Ein guter Anlass, über die Freiwilligen im Handwerk zu berichten, die sich in Innungen, Kammern und Vereinen engagieren.

Lehrlingsförderung: Im Ausbildungszentrum Bonn gibt Malermeister Ulrich Bogusch Praxistipps. - © Rainer Unkel

Engagement für die gute Sache

Ulrich Bogusch sieht schon fast eine Mission darin, sich für eine gute Ausbildung im Handwerk einzusetzen: „Qualifizierter Nachwuchs ist das Kapital für die Unternehmen der Zukunft.“ Seit über 20 Jahren engagiert sich der Malermeister aus Wachtberg bei Bonn als Vorsitzender des Prüfungsausschusses und als Lehrlingswart der Innung Bonn/Rhein-Sieg. Bogusch investiert mindestens zwei Stunden im Monat in sein Ehrenamt. „Zusätzlich ziehe ich mich in den Prüfungsphasen für drei bis vier Wochen nahezu komplett aus dem laufenden Geschäft zurück.“

Wie der Malermeister zeigen viele Handwerksunternehmer in einem Ehrenamt außerordentlichen Einsatz. Oft innerhalb der Handwerksorganisationen, häufig aber auch in Sportvereinen, Wohlfahrtsverbänden oder bei der Feuerwehr. Für ihre Arbeit erhalten sie zumeist nur eine geringe Aufwandsentschädigung und tragen mitunter ein hohes Risiko (siehe Online exklusiv).

Koch für 1000 Helfer

Insgesamt sind rund 23 Millionen Bundesbürger ehrenamtlich. im Einsatz „Unsere ortsansässigen Handwerker bringen sich mit großem Engagement zum Wohle der Allgemeinheit ein“, lobt
Otto Kentzler, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks.

Das kann Mike Ettengruber, Geschäftsführer des Heizungsbau- und Sanitärbetriebs Dieter Ettengruber in Stuttgart, nur bestätigen. Der Unternehmer arbeitet seit 15 Jahren freiwillig für das Technische Hilfswerk (THW). Der Firmenchef mit drei Mitarbeitern opfert etwa einen Arbeitstag im Monat dieser sozialen Tätigkeit: „Statt zur Bundeswehr zu gehen, habe ich beim THW meinen Ersatzdienst absolviert und bin bis heute dabeigeblieben“, sagt Ettengruber. Dabei war am Anfang weniger Idealismus als die Liebe zur Technik im Spiel. Inzwischen engagiert er sich als Koch für die ganze Mannschaft. Bei Großeinsätzen des THW - wie etwa beim Hochwasser in Ditzingen, von dem die Firma Porsche betroffen war - bereitet Ettengruber im Team warme Mahlzeiten für bis zu 1000 Einsatzkräfte. Das kostet Energie. „Manchmal ist es schwierig, die Interessen der Firma mit dem Engagement beim THW zu vereinbaren“, bedauert Ettengruber. Er war schon einmal zwei Wochen für das Hilfswerk im Einsatz: „In dieser Zeit blieb im Betrieb einiges liegen.“

Ettengruber erhält für seine Tätigkeit eine Aufwandsentschädigung von 200 Euro im Jahr. „Bei Einsätzen von mehreren Tagen bekommen wir auch noch eine Art Gehalt“, so der Heizungsbaumeister. Als Unternehmer bringt ihm das nicht viel. „Aber wenn einem als Koch bei einem Einsatz hunderte Helfer applaudieren, motiviert das zum Weitermachen“, so Ettengruber, der auch Mitglied des Meisterprüfungsausschusses ist.

Enorme Energie steckt auch Manfred Steinbrecher in seine Ehrenämter: Vor zwei Jahren hat der Kfz-Unternehmer aus Giesen bei Hildesheim für seine ehrenamtlichen Tätigkeiten das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse erhalten. Seit inzwischen drei Jahrzehnten setzt er sich für die Interessen der Autohäuser und Werkstätten wie auch für mehr Sicherheit im Verkehr ein.

Die Palette seiner Ehrenämter ist lang: So engagiert er sich als Landesinnungsmeister des Kfz-Gewerbes Niedersachsen-Bremen, als Obermeister des Kfz-Gewerbes Hildesheim und als Vorstandsmitglied im Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes. „Einen guten Teil der Zeit setze ich zudem für meine Arbeit als Geschäftsstellenleiter von zwei Schiedsstellen und als Vorsitzender der Verkehrswacht ein“, so Steinbrecher. Manchmal verbringt er in einer Woche deutlich mehr Stunden mit ehrenamtlichen Tätigkeiten als mit seinen Aufgaben als Chef. Bei Bogusch genauso wie bei Ettengruber und vielen anderen Handwerksunternehmern ist das nicht anders.

harald.klein@handwerk-magazin.de

Online-Tipp: Wie Ehrenamtliche versichert sind und welche Steuervorteile sie bei Aufwandsentschädigungen haben, steht hier: handwerk-magazin.de/politik