Elektromobilität: 4.000 Euro für ein reines Gewissen

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Die Bundesregierung will mit einer Prämie die Elektroautos ins Rollen bringen. Für Firmenchefs könnte die Anschaffung jetzt attraktiver werden, vor allem, wenn sie über eine Fotovoltaikanlage verfügen und gratis "tanken".

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Jetzt also doch! Nach jahrelangem Hickhack hat sich die Bundesregierung durchgerungen, Käufern eines Elektrofahrzeugs eine Prämie zu zahlen. Zugegeben nicht ganz freiwillig. So macht sich die Regierung große Sorgen um die Zukunft der deutschen Automobilindustrie. Da könne ein Anschub für eine Technologiewende nicht schaden, verkündeten Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre Minister Schäuble (Finanzen), Gabriel (Wirtschaft) und Dobrindt (Verkehr) bei der Präsentation des 1,2-Milliarden-Euro-Programms. Und dann steht ja noch immer die Zahl von einer Million Elektroautos auf deutschen Straßen bis zum Jahr 2020 im Raum. Daran glaubt zwar niemand mehr bei derzeit gerade einmal 20.000 Fahrzeugen (siehe Grafik), aber so ganz aufgeben will die Regierung ihren Plan nicht – deshalb also jetzt die Kaufprämie.

Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), zeigte sich von dem Vorhaben nicht begeistert: „Eine Kaufprämie für Elektrofahrzeuge ist nicht der richtige Weg, um Elektrofahrzeugen eine breitenwirksame Marktperspektive zu geben.“ Das könne nur gelingen, wenn die Angebote den tatsächlichen Mobilitätsanforderungen in allen Kraftfahrzeug-Gewichtsklassen entsprechen und wirtschaftlich tragfähig seien. Hier bestehe weiter großer Entwicklungs- und Handlungsbedarf, insbesondere bei der Speichertechnologie und der Ladeinfrastruktur. Problematisch wäre es zudem, wenn der seitens des Bundes vorgesehene Anteil an dieser Kaufprämie über eine Mehrbelastung der Bestandsfahrzeuge finanziert werde.

Noch stehen nicht alle Details der Förderrichtlinie fest, aber ab Juni soll die Kaufprämie gezahlt werden. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten:


Wie hoch ist die Förderung?

Die Kaufprämie beträgt für reine Elektroautos 4.000 Euro, für Plug-in-Hybride werden 3.000 Euro gezahlt. Die Förderprämie gibt es für Fahrzeuge mit einem Listenpreis von maximal 60.000 Euro.

Wie viel Geld steht zur Verfügung?

Die Gesamtfördersumme ist auf 1,2 Milliarden Euro festgelegt. Davon übernehmen der Bund und die Automobilindustrie jeweils die Hälfte der Kosten. Das bedeutet, wenn der Topf leer ist, gibt es keine Prämien mehr (Windhundverfahren).

Gibt es die Prämie auch für Handwerksbetriebe?

Nach anfänglichen Gerüchten, gewerbliche Kunden würden weniger Geld bekommen, erklärt das Wirtschaftsministerium auf Anfrage von handwerk magazin: „Eine Unterscheidung zwischen gewerblich und privat genutzten Fahrzeugen ist nicht geplant.“

Welche Autos werden gefördert?

Die Prämie gilt für Neufahrzeuge aller Hersteller, die sich am Programm beteiligen wollen. Die großen deutschen Hersteller haben dies dem Bundeskanzleramt zugesagt, auch andere Hersteller (sowohl inländische wie ausländische) können sich dem Programm anschließen. Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) sagt: „Die VDIK-Mitglieder übernehmen für aktuelle Elektrofahrzeugmodelle mindestens den von der Bundesregierung geforderten Anteil einer Kaufprämie.“

Wo gibt es das Geld?

Die Umsetzung und Annahme der Antragstellung übernimmt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Der Kunde stellt einen Antrag auf Gewährung der Kaufprämie und legt dafür den Kaufvertrag vor, aus dem sich der um den Anteil des Herstellers reduzierte Kaufpreis ergeben muss. Dann erfolgt die Auszahlung der Kaufprämie vom BAFA gegenüber dem Endkunden.
Infos: www.bafa.de

Gibt es zusätzliche Rabatte bei den Herstellern?

Renault und Nissan legen noch 1.000 Euro für ein Neufahrzeug drauf. Verhandeln lohnt sich aber auch bei anderen, denn E-Autos sind bis jetzt eher Ladenhüter. Toyota gibt einen Nachlass von 3.000 Euro auf all seine Hybridfahrzeuge, die keine staatliche Prämie bekommen, weil sie keine Plug-in-Hybride sind.

Existieren noch andere Förderprogramme?

  • Regionale Energieversorger: Sie fördern vor allem Unternehmen. Üblich sind ein Kaufzuschuss (im Schnitt 500 Euro), eventuell auch die kostenlose Nutzung von Ladestationen oder Stromgutschriften.
  • K fW: Im Rahmen des Umweltprogramms wird neben der Errichtung von Ladepunkten die Anschaffung von gewerblich genutzten Fahrzeugen mit Elektroantrieb, Hybridfahrzeugen mit bivalentem Antrieb sowie Brennstoffzellenfahrzeugen unterstützt.
  • Kommunen: München bezuschusst gewerbliche Elektrofahrzeuge mit bis zu 4.000 Euro, Berlin-Brandenburg fördert zum Beispiel das Nutzfahrzeug Nissan eNV200 mit einem Leasingvertrag von fünf Jahren mit insgesamt 3.000 Euro.
Für Hamburger Unternehmen besteht über die Beschaffungsinitiative der Hamburger Handwerks- und Handelskammer „Hamburg macht E-Mobil“ die Möglichkeit, Fahrzeuge mit vergünstigten Konditionen zu erwerben. Für Mitglieder der Handwerkskammer gibt es bis zu 25 Prozent Nachlass. Daneben existieren weitere Fördermöglichkeiten, die bis zu 50 Prozent Nachlass auf die Mehrkosten eines Elektrofahrzeugs bringen können.
Bei allen Programmen ist noch nicht klar, wie mit der staatlichen Prämie umgegangen wird und ob diese Förderungen kumulativ sind. Infos: www.kompetenzatlas.info

Was gibt es noch?

  • Kfz-Steuer: Wer ein E-Auto kauft, ist künftig zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit.
  • Geldwerter Vorteil: Der vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellte Strom zum Beladen von E-Fahrzeugen der Mitarbeiter stellt künftig keinen geldwerten Vorteil dar
  • Ladeinfrastruktur: Zur Verbesserung der Ladeinfrastruktur stellt der Bund 300 Millionen Euro zur Verfügung (Schnelllade­infrastruktur 200 Millionen, Normalla­deinfrastruktur 100 Millionen).
  • Öffentliche Beschaffung: Für die Mehrkosten bei der öffentlichen Beschaffung von künftig mindestens 20 Prozent Elek­trofahrzeugen für den Fuhrpark des Bundes werden vom Bund 100 Millionen Euro bereitgestellt.