Plattform Einkaufen rund um die Uhr: So will Farbfox Malern die Arbeit erleichtern

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Mit Farbfox hat Marvin Urban mit seinem Team eine Plattform geschaffen, die Händler und Malerbetriebe in einer Einkaufs-Community zusammenführt. Beim Projekt, das noch in der Pilotphase ist, sind bereits 15 Malermeisterbetriebe dabei.

Marvin Urban will mit seiner Plattform Farbfox den Einkauf im Malerhandwerk digitalisieren
Marvin Urban will mit seiner Plattform Farbfox den Einkauf im Malerhandwerk digitalisieren - © Marvin Urban

Markus Christian Hamacher beschäftigt sich gerne mit digitalen Tools. So hat der Malermeister aus Düsseldorf seine Mitarbeiter schon vor einiger Zeit mit Tablets ausgestattet, damit sie auch von unterwegs oder von der Baustelle aus ans Büro angebunden sind. "Das bringt uns sehr viel Zeitersparnis", freut sich der Handwerschef aus Düsseldorf. Aufwendiger dagegen lief es bis vor Kurzem bei der Bestellung von Materialien ab, die er für den täglichen Arbeitseinsatz benötigt: von Farben, Klebebebändern und Abdeckmaterialien bis hin zu Pinseln und Spachteln. "Für den Einkauf mussten wir dazu mehrere Shops ansteuern und Preisauskünfte einholen", schildert Hamacher.

Zuweilen gestaltet sich ein solcher Bestellvorgang ziemlich mühselig, beschreibt der Malermeister. Denn während die Informationen bei größeren Fachhändlern relativ unproblematisch abzurufen sind, verfügen viele kleinere Anbieter des Malerbedarfs noch über keinen eigenen Shop im Netz. Wenn er also spezielle Informationen zu Materialien benötigte, mussten Hamacher und seine Mitarbeiter bisher zum Telefon greifen oder den Laden aufsuchen, immer vorausgesetzt, er ist geöffnet. "Dass die Fachhändler feierabends oder am Wochenende nicht erreichbar sind, setzt uns ziemlich unter Zeitdruck", klagt der Malermeister. Um die Digitalisierung auch dabei als Problemlöser heranzuziehen, hat er sich seit knapp drei Monaten auf die Plattform Farbfox aufgeschaltet.

Ein Login statt vieler Passwörter

Auf der Business-to-Business-Plattform, die sich bisher noch in der Testphase befindet, können Malerbetriebe die Produkte verschiedener Hersteller und Händler über einen Navigator suchen und untereinander vergleichen. "Statt sich viele Passwörter für viele Shops zu merken, ist dazu nur ein einziges Login nötig", nennt Hamacher einen für ihn großen Vorteil. Ebenso nützlich findet er die Bestelllisten für Materialien, die er je nach Aufgabengebiet, etwa Lackier- oder Spachtelarbeiten, anordnen und pflegen kann: "Dort kann ich auch einsehen, was wir bereits bestellt haben und kann es durch einen simplen Haken erneut ordern."

Ausgedacht hat sich diese Funktionen Marvin Urban mit seinem Team, der die Plattform gemeinsam über das Feedback der Maler weiterentwickelt. Bisher sind 15 Malerbetriebe aus der Region Düsseldorf und Essen bei der Pilotversion seiner Neu-Unternehmung dabei. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler ist überzeugt davon, dass Farbfox am besten Schritt für Schritt wachsen kann. Statt die Betriebschefs mit Innovationen zu überrumpeln, möchte er sie lieber langsam an seine Plattform heranführen – und darüber Vertrauen erzeugen. "Wichtig ist es, die Menschen bei neuen Entwicklungen mitzunehmen." Das scheint ihm gelungen zu sein: "Aus der Branche haben wir vor allem viel Zuspruch für unser Projekt erhalten", berichtet Urban.

Vertrauen als entscheidender Faktor

Vertrauen ist für den Gründer auch die Grundessenz bei der Digitalisierung des Handwerks. "Viele Anwendungen im Netz muten sehr entfremdet im Vergleich zu ihrem physischen Pendant an", findet er. Zum Beispiel Online-Shops, die häufig rein mechanisch funktionieren und den User sich selbst überlassen, wenn er auf der Suche nach bestimmten Produkten ist. "Das trägt nicht gerade zu einer guten Beziehung zwischen Handel und Handwerker bei", findet Urban. Bei Farbfox stellt er dem Nutzer daher Experten per Telefon oder Chat zur Seite, die ihm im Bedarfsfall weiterhelfen. "Unsere Mission ist es, das Malerhandwerk in die digitale Zukunft zu führen, indem wir ihnen eine Community bieten, die ihre Arbeit auf der Baustelle effizienter und einfacher machet", sagt Urban, der Farbfox als "Amazon für das Malerhandwerk" beschreibt. "Über ein einziges Login findet der Maler alles, was er für seine Arbeit benötigt, an einem Ort."

Bei einem solchen Marktplatz sind Fachhändler und Hersteller – als relevanten Akteure im Sektor – natürlich auf gleicher Augenhöhe mit den Handwerks betrieben. "Genauso wie das Handwerk stehen sie vor dem Problem sich digitalisieren zu müssen, um langfristig zu überleben", sagt Urban, der Farbfox Ende 2020 mit dem Chemieunternehmen Dörken und dem Lack- und Farbhersteller Diessner gegründet hat. "Doch viele haben keine Ahnung davon, wie sie es angehen sollen, zudem ein eigener Online-Shop häufig keine Neukunden beschert."

In Zukunft: Noch mehr Funktionen und Produkte fürs Malerhandwerk

Urbans Berechnungen zufolge gibt es in Deutschland rund 32.500 Malerbetriebe, die für einen Gesamtumsatz von 11,8 Milliarden Euro und ein Einkaufsvolumen von 2,8 Milliarden Euro sorgen. Über die Vernetzung über eine offene Plattform, die Händler und Handwerksbetriebe in einer zweistufigen Distribution zusammenbringt, könnte das Potenzial im Malerhandwerk noch besser ausgeschöpft werden, glaubt Urban. Die Konkurrenz- und Wettbewerbsbemühungen von früher sind für ihn dabei fehl am Platz: "Der Wettbewerb von gestern ist nicht der Wettbewerb von morgen", sagt er mit Blick auf die fortschreitende Globalisierung. Gerade vom US-amerikanischen Amazon wird erwartet, dass der Marktplatz sich das Geschäft im deutschen Handwerk leicht unter den Nagel reißen könnte.

Für die Zukunft wollen Urban und sein Team die Plattform nicht auf andere Gewerke ausweiten, sondern sie um weitere Funktionen fürs Malerhandwerk anreichern. Im Fachjargon nennt sich das "vertikale Plattform" im Gegensatz zu einer "horizontalen Plattform", die ihr Geschäftsmodell auf mehrere Bereiche überträgt. In diesem Sinne sind auch noch einige weitere Produkt-Sortimente rund ums Malerhandwerk sind geplant. Dazu zählen etwa Bodenbeläge, Tapeten und Dämmstoffe. Malermeister Hamacher wünscht sich außerdem, dass er bestimmte Abtönfarben noch leichter auswählbar und bestellbar sind. "Das würde uns bei den Bestellungen noch mehr Arbeit abnehmen."