Einfach mal abschalten

Stromsparen | Ein hoher Energieverbrauch kostet viel Geld und belastet die Umwelt. Doch schon mit wenigen Handgriffen lässt sich in Haus und Betrieb merklich sparen.

Einfach mal abschalten

Das Radio beschallt einen leeren Raum, der hell erleuchtet ist. Die einzigen Lebenszeichen sind der Bildschirmschoner im Aquarium-Design sowie das Blinken des betriebsbereiten Druckers. Im Nebenraum temperiert ein mannshoher Kühlschrank zwei Dosen Kaffeesahne, einen Joghurt und eine Flasche Mineralwasser, während sich die Kaffeemaschine bemüht, aus dem koffeinhaltigen Getränk bis zum Abend eine lauwarme, verkochte Substanz herzustellen.

Dieses Szenario ist eine wahre Freude für den Stromlieferanten und Alltag in vielen Büros. Haushalte und Betriebe verbrauchen nach Auskunft der Deutschen Energie-Agentur (Dena) 524 Terawattstunden Strom im Jahr – über drei Fünftel davon Industrie und Gewerbe. Weiter prognostiziert die Behörde, dass diese Wirtschaftsbereiche ihren Energieverbrauch in den kommenden Jahren um bis zu 20 Prozent senken könnten – oft mit einfachen Maßnahmen, wie sie im Folgenden beschrieben werden.

Beleuchtung

Laut Dena liegt allein in diesem Bereich das Einsparpotenzial bei 30 bis 50 Prozent. Im Büro, an Schreibtischen oder in der Werkstatt sollten statt herkömmlicher Glühbirnen nur Energiesparlampen brennen. Diese brauchen bei gleicher Leistung fünf Mal weniger Strom und leben länger. Mit elf Watt Leistung haben sie eine Betriebsdauer von 10000 Stunden, das ist rund zehn Mal so viel wie eine Glühlampe. Damit erbringt sie laut Dena eine Ersparnis von fast 80 Euro gegenüber herkömmlichen Glühbirnen. Außerdem liegt die Lichtausbeute einer Glühbirne bei rund zwölf Lumen/Watt (lm/W), die Energiesparlampe bringt 60 lm/W und eine Dreibandenleuchtstofflampe mit separatem Vorschaltgerät 90 lm/W. Dabei erzeugt sie weniger Wärme.

Für die Ausleuchtung von Waren und Produkten eignen sich Energiesparlampen allerdings nur begrenzt, weil sie die Farben in ihrer Umgebung in unterschiedlicher Qualität wiedergeben. Während Glühlampen mit der Wiedergabestufe 1A (Ra-Wert 90 bis 100) Farben optimal darstellen, liegen Energiesparlampen bei 1B (Ra-Wert 80 bis 89).

Ob eine Beleuchtungsanlage veraltet ist, hängt von gewerbespezifischen Richtwerten ab. Ein Lichtplaner oder Energieberater kann nach einem Besuch des Betriebes erkennen, wo Beleuchtungssysteme veraltet sind und wie sie optimiert werden können.

Computer/Drucker

Je mehr Komponenten ein PC hat, desto mehr Strom benötigt er. Deshalb reicht ein energieeffizienter Rechner mit Grundausstattung für Schreibarbeiten völlig aus.

Eine Alternative sind übrigens Notebooks: Ihr Stromverbrauch ist effizient, da sie möglichst lange per Akku betrieben werden sollen. Neue PCs mit Flachbildschirm benötigen durchschnittlich 100 Watt zum Arbeiten, Laptops nur bis zu 30 Watt. Für den Bereitschaftsmodus, auch als Stand-by bekannt, benötigt er ebenfalls nur rund die Hälfte vom großen Bruder – nämlich fünf anstatt zwölf Watt. Auf Bildschirmschoner sollte besser verzichtet werden. Stattdessen lohnt es sich, die Energiesparfunktion des Rechners anzuschalten. Sie ist in der Systemsteuerung zu finden. Hier kann festgelegt werden, nach wie viel Minuten sich Rechner und Bildschirm in den Bereitschaftszustand versetzen. Dieser verbraucht 80 Prozent weniger Strom als der Normalbetrieb.

Auch beim Kauf von Druckern sollte auf das vorhandene Energiesiegel geachtet werden. Wichtig ist hier vor allem der Verbrauch im Bereitschaftsbetrieb. Im privaten Haushalt beträgt die Bereitschaftsschaltung acht bis 17 Prozent des Stromverbrauchs. Vor allem ältere Drucker haben hier einen hohen Energieverbrauch. So kann die Stand-by-Funktion mehr Geld kosten als der Ausdruck.

Im Übrigen ziehen Netzteile auch Strom, wenn angeschlossene Geräte ausgeschaltet sind. Für Bürogeräte empfiehlt sich deshalb eine Mehrfachsteckdose mit Ein- und Ausschalter. Ist dieser umgelegt, sind Computer und Co. auch wirklich aus. Der Stand-by-Betrieb erzeugt zudem Wärme, deren Beseitigung erneut Energie erzeugt.

Fax

Für das Fax gilt das Gleiche wie für die restliche Büroausstattung. Zum Stromsparen raten Experten hier den Einsatz eines Vorschaltgerätes; dieses aktiviert das Gerät erst dann, wenn ein Fax eingeht. So entfällt auch die Stand-by-Zeit.

Kaffeemaschine

Herkömmliche Kaffeemaschinen mit einer Glaskanne verbrauchen dadurch den meisten Strom, dass sie das wach haltende Gebräu möglichst lange warm halten sollen. Dazu benötigen sie eine Leistung von rund 100 Watt. Bei einem Strompreis von 0,17 Euro pro Kilowattstunde sind das schnell 13 Cent am Tag.

Kühlschrank

Bei Kühlschränken ist es wichtig, die richtige Temperatur einzustellen. Sie sollte zwischen fünf und sieben Grad Celsius liegen. Zudem sollte der Kühlschrank nicht neben dem Herd stehen, denn die Abwärme des Backofens geht durch die Wand des Kühlschrankes hindurch. Eine Dämmplatte zwischen beiden Geräten verhindert diesen Effekt. Die Anschaffung eines neuen Kühlschranks lohnt sich übrigens auch dann, wenn der alte zwar noch funktionstüchtig, aber älter als zehn Jahre ist. Laut Dena verbraucht ein neues, besonders effizientes Gerät (Effizienzklasse A+ und A++) 130 Kilowattstunden (kWh) jährlich, während ein 1993 produzierter Kühlschrank mit 310 kWh mehr als das Doppelte benötigt. Wer den Wärmeaustauscher, das Gitter an der Rückseite, regelmäßig abstaubt, kann ebenfalls Strom sparen, weil der Kühlschrank dann die bei der Kühlung produzierte Wärme besser abgeben kann. Achtung: Vorher den Stecker ziehen!

Maschinenpark

Hier ist es schwierig, eine Empfehlung für das gesamte Handwerk zu geben. Das größte Optimierungspotenzial liegt nach Untersuchungen der Hessischen Energiespar-Aktion im Druckluftsystem. Hier verursachen undichte Antriebssysteme 30 bis 50 Prozent unnötigen Stromverbrauch. Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) hat 1999 den Energieverbrauch für das Metall-, Kfz-, Holz- und Baugewerbe sowie von Bäckereien, Fleischereien, Wäschereien und chemischen Reinigungen untersucht. Dabei wurde unter anderem die oben genannte These bestätigt: Am meisten Strom ziehen in Kfz-Werkstätten demnach Absauganlagen und Kompressoren. Des Weiteren kam heraus, dass beispielsweise im Metall- sowie im Holzgewerbe die meiste Energie zum Heizen von Räumen und Wasser verbraucht wird. K

Ann-Christin Wimber

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de