Eine Homepage allein reicht nicht

E-Business | Ein Handwerksbetrieb ohne Internetauftritt? Gibt es kaum noch, besagen Umfragen. Doch die Möglichkeiten des elektronischen Mediums werden von vielen Betrieben bislang nicht professionell genutzt.

Eine Homepage allein reicht nicht

Was ist eigentlich E-Business? Neue betriebliche Abläufe und Verkaufsstrategien mit Hilfe der Informations- und Kommunikationstechnologie – am gebräuchlichsten ist dabei natürlich das Internet, sagen die Experten. Nichts Neues für Norbert Hoffmann, Chef der Hoffmann Ladenbau GmbH & Co. KG in Rosendahl-Holtwick bei Coesfeld. Vor sieben Jahren schon platzierte er eine eigene Homepage ins Internet. „Davor habe ich mich nicht sonderlich für die elektronischen Medien interessiert“, gibt der Firmenchef zu. „E-Business bedeutete für uns dann einen qualitativen Sprung.“ Die Homepage sollte einen unmittelbaren Nutzen sowohl für das Unternehmen als auch die potenziellen Kunden haben, vor allem natürlich die anvisierten Zielgruppen im Ausland.

Sein Umsatz verdoppelte sich von 2000 bis 2006 auf etwa 8,5 Millionen Euro – Ergebnis einer konsequenten Firmenpolitik der Internationalisierung. Die mehr als 80 Mitarbeiter des 1983 gegründeten Unternehmens bauen überwiegend Ladeneinrichtungen für europäische Filialisten und betreuen teilweise mehr als 100 verschiedene Standorte gleichzeitig. Eine Produktionsfläche von 4500 Quadratmetern, eine topmoderne CAD-Konstruktion sowie CNC-gesteuerte Fertigung sorgen für hohe Effizienz von der Planung bis zur Produktion. Seit mehreren Jahren schon betätigt sich Hoffmann Ladenbau auf dem britischen Markt, demnächst baut das Unternehmen eine Kantine für mehr als 500 Menschen für ein amerikanisches Pharmaunternehmen in New York.

Professionell im Internet

Die rasante Entwicklung des rasch wachsenden Betriebs dank professioneller Internet-Nutzung ist zwar keine Ausnahme mehr im Handwerk. Dennoch gibt es im Bereich der Nutzung elektronischer Medien noch einen großen Nachholbedarf. Dies ist das Ergebnis eines von der EU geförderten Projekts der Kreishandwerkerschaft in Coesfeld. Technologietransfer-Berater Klaus Buskohl: „Ich schätze, dass zurzeit etwa 50 Prozent unserer rund 1700 Handwerksbetriebe eine eigene Internetseite haben.“ Dies bedeute aber noch lange nicht, so der Experte, dass sie zwangsläufig nutzbringend sei. Gerade im Handwerk gebe es viele Vorbehalte. „Schon der Begriff E-Business“, so Buskohl, „wirkt vielfach abschreckend.“ Sei es dann aber doch gelungen, eine eigene Firmen-Homepage aufzubauen, erwarte das Unternehmen meist umgehend nachweisbare Erfolge. Buskohl rät in jedem Fall zur professionellen Unterstützung. „Für gerade einmal 500 Euro bekommt man heute beim Fachmann eine Top-Homepage in hoher Qualität mit den Möglichkeiten der eigenständigen Erweiterung“, weiß der Fachmann. So könne auch der klassische Fehler vieler Internet-Auftritte von Handwerksbetrieben vermieden werden. Gemeint ist damit die Gestaltung der Internetpräsenz aus der Perspektive des Unternehmens und nicht aus dem Blickwinkel des Kunden. „Nur wenige Firmen setzen auf aktuelle Informationen und die Präsentation von Produktneuheiten“, erläutert Buskohl. Hier habe deshalb das Ende 2006 abgeschlossene Projekt angesetzt, an dem sich 20 Handwerksbetriebe der Region beteiligten. Die Meister besuchten Vorträge und Informationsveranstaltungen zu den Themen Internet-Sicherheit sowie Rechtsfragen bei Kauf und Verkauf im Internet und trainierten das Vorgehen beim Aufbau einer professionellen Unternehmenspräsentation im Netz. Im Mittelpunkt des Projekts aber standen immer wieder ganz praktische Aspekte mit dem Ziel, die verschiedenen E-Business-Anwendungen in die internen Prozessabläufe zu integrieren.

Stefan Kömpel bringt seinen Kunden via Internet die Flötentöne bei. Die 40 Mitarbeiter des Traditionsunternehmens Conrad Mollenhauer aus Fulda produzieren, vertreiben und reparieren Blockflöten. Rund 60000 Exemplare gehen jährlich über den Ladentisch, von der neun Euro teuren Kunststoff-Flöte bis zum 2500 Euro teuren Künstler-Instrument. „Sinkende Schülerzahlen werden aber dafür sorgen, dass unser Absatz im Schulbereich zurückgeht“, so Kömpel. Umso wichtiger sei es nun, neue Zielgruppen zu entdecken und Musikern in aller Welt Angebote zu unterbreiten.

Mehrsprachige Homepage

Der Eintritt in die Homepage von Mollenhauer führt in eine Erlebniswelt voller Klänge und Informationen. „Wir wollen die ganze Vielfalt der Blockflöte bekannt machen, von der es rund 100 unterschiedliche Arten gibt“, sagt Kömpel. Erste Verkaufserfolge sind messbar. So beträgt der Exportanteil heute 30 Prozent. Vor fünf, sechs Jahren lag der noch bei knapp über 20 Prozent. Neben der Vertriebssteigerung spielt die Kundenbindung eine große Rolle beim Internet-Einsatz. Dafür soll jetzt eine virtuelle Blockflötenakademie mit einer Reihe von Seminaren sorgen.

Noch einen Schritt weiter gingen 35 Unternehmen der Sanitär-, Heizungs- und Klimabranche. Sie gründeten gewissermaßen um ihre Online-Plattform herum die Bad & Heizung Concept AG mit Sitz in Berlin. Die mit einer hohen Funktionalität ausgestattete Website wurde als flexibel aktualisierbare Wissens- und Kommunikationsplattform der Firmenkooperation ausgebaut und ist die Basis vieler Arbeitsprozesse. Die Vorteile: Weil sich nicht jeder Betrieb selbst um seinen Marktauftritt kümmern und ihn finanzieren muss, werden Zeit und Kosten eingespart. Kreativität und Wissensvorsprung jedes einzelnen Betriebs steigt, weil der Erfahrungsaustausch verpflichtend gemacht und via Internet stark erleichtert wird. Und die einzelnen Betriebe treten als AG auf dem Markt auf und sind damit eine Einkaufsmacht.

Reinhard Myritz

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de