Diesel oder Benziner?

Auto | Seit sich Diesel- und Benzinpreis ungefähr angepasst haben, fällt die Wahl beim Autokauf erheblich schwerer. handwerk magazin hat im Praxistest beim Opel Zafira und beim Toyota Corolla Verso die anfallenden Kosten verglichen.

Diesel oder Benziner?

Die hm-Testfahrzeuge waren ein Opel Zafira 1,7 CDTI und ein Toyota Corolla Verso 2,2 D-4D, also beides klassische Familienvans mit Dieselmotor. Die beiden Fahrzeuge hat handwerk magazin dann mit entsprechenden Benzinervarianten verglichen, die genauen Daten stehen in der Tabelle. Doch hier zunächst die Fahreindrücke:

Opel Zafira

Mit dem 1,7-Liter-Dieselmotor mit 110 PS ist der Zafira ausreichend motorisiert und macht sowohl auf der Autobahn als auch über Land einen starken Eindruck. Einzig das kleine Beschleunigungsloch beim Anfahren stört etwas, um ein Ruckeln zu vermeiden ist gefühlvolles Gasgeben nötig. Der Zafira der neuesten Generation ist ausgereift, sehr gut verarbeitet und liegt sicher auf der Straße. Das Konzept mit den sieben Sitzen hat sich offensichtlich bewährt, auch wenn Konkurrent VW Touran mit den Einzelsitzen da flexibler erscheint. Beim Zafira lässt sich nämlich die Sitzbank in der zweiten Reihe nur umklappen und nach vorne schieben, aber nicht herausnehmen. Die zwei Sitze in der dritten Reihe sind, wenn sie nicht gebraucht werden, flach am Boden und nehmen keinen Platz weg.

Fazit: Der Opel Zafira ist ein ausgereiftes Familienauto mit einem Motoren- und Ausstattungsangebot, das kaum Wünsche offen lässt.

Toyota Corolla Verso

Der 2,2-Liter-D-4D beschleunigt den Toyota Corolla Verso eindrucksvoll, da wird aus einem Familienvan schnell ein Sportwagen. Die kompakte Großraumlimousine bietet ausreichend Platz für bis zu sieben Personen, der Corolla Verso kann aber auch als Fünfsitzer bestellt werden. Beim Siebensitzer lassen sich die Einzelsitze in der zweiten und dritten Sitzreihe einfach einklappen und im Fahrzeugboden versenken. Dann entsteht eine große und ebene Ladefläche.

Die Verarbeitung ist beim Toyota ebenso wie beim Opel ausgezeichnet, da gibt es keine Klappergeräusche bei Fahren. Die Laufkultur des Dieselmotors ist sehr angenehm, sanftes Cruisen macht genauso viel Spaß wie sportliches Fahren.

Fazit: Der Toyota Corolla Verso ist eine Großraumlimousine für Leute, die dennoch viel Wert auf sportlichen Fahrspaß legen.

Genau rechnen

Wer nun wissen will, ob sich für ihn ein Diesel oder ein Benziner lohnt, muss Folgendes berücksichtigen:

Kaufpreis: In der Anschaffung ist ein Diesel gegenüber dem vergleichbaren Benzinermodell teurer, im speziellen Fall sind es beim Opel Zafira 2510 Euro und beim Toyota Corolla Verso 2400 Euro.

Steuer: Dieselfahrzeuge kosten im Vergleich zu Benzinern bei gleicher Schadstoffklasse mehr. Beim Zafira sind es 152 Euro, beim Corolla 236 Euro. Auch die Versicherung ist in der Regel beim Diesel höher.

Wartung: Ein Rußpartikelfilter beim Diesel kann höhere Wartungskosten verursachen als ein Katalysator beim Benziner. Das ist jedoch bei den Wartungskosten der einzelnen Hersteller schwer vergleichbar.

Verbrauch: Hier punktet nach wie vor der Diesel, auch wenn es bei den Benzinern deutliche Fortschritte gibt, zum Beispiel durch Motoren mit wenig Hubraum aber hoher Leistung (Downsizing). In unserem Beispiel verbraucht der Zafira Diesel rund 1,4 Liter Kraftstoff weniger als der Benziner, beim Toyota sind es 0,9. Das sind jedoch Durchschnittswerte. Wer genau rechnen will, der müsste analysieren, welche Strecken er in der Regel fährt. Denn die Verbräuche differieren zwischen innerstädtisch und außerstädtisch doch erheblich. Im hm-Test lagen sowohl der Opel als auch der Toyota um rund einen Liter höher als der vom Hersteller genannte Durchschnittsverbrauch.

Fazit: Die grobe Faustregel, dass sich ein Diesel ab einer Jahreskilometerleistung von 20000 lohnt, stimmt so nicht mehr. Da ist schon genaues Rechnen nötig, gleichzeitig muss analysiert werden, wie das eigene Fahrverhalten ist. Das ist insbesondere für den Kraftstoffverbrauch entscheidend.

In der Anschaffung und bei der Kraffahrzeugsteuer ist ein Dieselfahrzeug teurer, also bleibt nur der Verbrauch, mit dem es punkten kann. Und der noch etwas niedrigere Preis für Diesel an der Zapfsäule, doch ob das so bleibt, ist derzeit ungewiss.

Nach Berechnungen des ADAC wird der Vorteil von Dieselfahrzeugen, vor allem bei niedrigeren Kilometerlaufleistungen, immer geringer. Waren im letzten Kostenvergleich im Herbst 2007 noch 47 Prozent aller Fahrzeuge bei einer Fahrleistung von 10000 Kilometern pro Jahr gü-nstiger in der Diesel-, als in der vergleichbaren Benzinerversion, so sind es jetzt nur noch knapp 39 Prozent der Pkw.

Anders sehen die Vergleichsberechnungen dagegen immer noch bei hohen Jahreslaufleistungen aus: Bei einer Jahreslaufleistung von 20000 Kilometern sind fast 89 Prozent der Dieselfahrzeuge gü-nstiger zu fahren als die entsprechenden Benzinermodelle.

Kostenvergleich lohnt sich

Auch bei den Lieblingsmodellen der deutschen Verbraucher haben in der Regel noch immer die Dieselversionen die Nase vorn. Schon nach 10000 Kilometern liegt beispielsweise der Audi A4 Avant 2.0 TDI vor dem vergleichbaren Benziner. Der Opel Astra 1.9 CDTI Sport ist sogar um mehr als sieben Cent je Kilometer billiger als der Astra 2.0 Turbo Sport und zwar bei allen Jahreslaufleistungen – von 10000 bis 30000 Kilometern. Mit dem VW Golf 2.0 TDI oder dem Passat 2.0 TDI Comfortline lassen sich immerhin noch zwischen einem und vier Cent sparen.

Der Ford Fiesta 1.4 TDCI Ambiente und BMW 330d können ebenfalls günstiger gefahren werden als die vergleichbaren Benzinmodelle.

Der ADAC-Kostenvergleich ermittelt unter Berücksichtigung der verschiedenen Faktoren die Kosten pro gefahrenem Kilometer für einen Zeitraum von vier Jahren. Berechnet werden hierfür neben den Kosten für die Neuanschaffung des Fahrzeugs, die Aufwendungen für Wertverlust, Ölwechsel, notwendige Inspektionen sowie übliche Verschleißteile und die allgemeinen Kosten für Reifenersatz, Kfz-Steuer, Kraftstoff- und Ölnachfüllkosten und Versicherungsprämien.

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de