Fördergelder Nachfolge Die Nachfolge richtig gestalten

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Fördermittel

Bund und Länder unterstützen Nachfolger jetzt mit günstigen Förderkrediten – nicht nur für den Kauf, sondern auch für Modernisierung und Mitarbeiterqualifikation. Wie Jungunternehmer ihren Betrieb für die Zukunft richtig aufstellen.

Bernd Allmendinger, erfolgreicher Nachfolger und Geschäftsführer der Allmendinger GmbH in Ostfildern
Bernd Allmendinger, erfolgreicher Nachfolger und Geschäftsführer der Allmendinger GmbH in Ostfildern bei Stuttgart, setzt in seinem Steinmetzbetrieb auf Modernisierung und Weiterbildung seiner Belegschaft. - © Martin Wagenhahn

Eine Übernahme im Handwerk zu stemmen ist für Nachfolger eine Herausforderung. Es geht dabei nicht nur um die Finanzierung des eigentlichen Kaufpreises, sondern auch darum, den Betrieb zukunftssicher aufzustellen. Dazu gehören für den Jungunternehmer oft Investitionen in neue Geschäftsfelder, moderne Maschinen und in die Weiterbildung der Mitarbeiter. Ein gutes Beispiel dafür ist Bernd Allmendinger, gelernter Steinmetz und Meister. Als er die Allmendinger GmbH in Ostfildern bei Stuttgart von seinem Vater Siegfried übernahm, rückten die Ansprüche der Kunden stärker in den Fokus des Handwerksbetriebs.

Unter der Leitung des Nachfolgers verzeichnete das Unternehmen gute Zuwächse, der Chef war stark gefragt. „Die Arbeitstage wurden immer länger. Auch am Wochenende musste ich immer öfter ran“, sagt Bernd Allmendinger im Rückblick. Dann erkannte er, „dass ich das Unternehmen anders führen muss als mein Vater damals mit zehn Mitarbeitern“. Heute beschäftigt die Allmendinger GmbH 40 Mitarbeiter, und das Geschäft ist deutlich komplexer als früher. Im Laufe der Jahre hat sich das Hauptstandbein des Steinmetzbetriebs, Grabmale und Herstellung von Stufen und Treppen aus hochwertigem Naturstein, hin zum Innenausbau und der Bearbeitung von Oberflächen verlagert. Hinzu kommen Montagetätigkeiten zum Beispiel für Küchenstudios.

Betrieb für die Zukunft aufstellen

Parallel zum Ausbau der Geschäftsfelder kommt die Modernisierung des Betriebs: Inzwischen setzt Allmendinger zunehmend computergesteuerte Maschinen ein. Der Chef erkannte, dass er jetzt Aufgaben an Mitarbeiter delegieren muss, wenn er das Unternehmen strategisch weiterentwickeln will. Zu Themen wie Coaching und Betriebsorganisation bildete sich der Unternehmer bei der Handwerkskammer weiter. Dann begann er, seine Mitarbeiter gezielt darauf vorzubereiten, Aufgaben selbstständig zu übernehmen. „Das ist ein Prozess, der mittlerweile gut läuft“, erklärt Allmendinger.

Aktuell führt der Betrieb ein neues Warenwirtschaftssystem ein. Die Mitarbeiter werden hier entsprechend geschult. Gleiches gilt für die Modernisierung des Maschinenparks. Für die Qualfizierung von sieben Mitarbeitern hat der Steinmetz deshalb über die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen das Förderprogramm „Weiterbildungsfinanzierung 4.0“ der L-Bank in Anspruch genommen. Damit unterstützt die Förderbank mittelständische Unternehmen in Baden-Württemberg bei der Finanzierung von beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen, insbesondere bei den Herausforderungen von Industrie 4.0.

Förderung für Weiterbildung

Mit den zinsvergünstigten Darlehen können Kosten für Schulungen, Prüfungen, Reisekosten sowie Lohnfortzahlungen finanziert werden und Unternehmen eine Förderung bis zu 20.000 Euro pro zu qualifizierendem Beschäftigten beantragen: zum Beispiel, wenn sie neue Produkte oder Prozesse entwickeln oder in neue Maschinen und Anlagen investieren und dafür Mitarbeiter qualifizieren. Diese Maßnahmen lohnen sich nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für den Chef. Bernd Allmendinger gewinnt so die notwendige Zeit für die Neuausrichtung des Handwerksbetriebs.

Wie bei den Allmendingers ist die familieninterne Nachfolge im Mittelstand immer noch erste Wahl, wie der KfW-Mittelstandspanel ermittelte. Viele Seniorchefs stehen aber vor der Herausforderung, überhaupt einen Nachfolger oder Käufer für ihr Unternehmen zu finden.

Denn der Generationenwechsel im Mittelstand legt dramatisch an Tempo zu. Jeder sechste mittelständische Unternehmer in Deutschland plant, bis zum Jahr 2018 sein Unternehmen an einen Nachfolger zu übergeben oder zu verkaufen. Das sind etwa 620.000 Unternehmen mit etwa vier Millionen Beschäftigten, wie eine aktuelle Studie von KfW-Research auf Basis des repräsentativen KfW-Mittelstandspanels zeigt. Bereits heute steht die Nachfolge im Fokus der KfW-Finanzierung: 40 Prozent der Zusagen in den Gründungsprogrammen entfallen auf Betriebsübergaben.

200.000 Nachfolger gesucht

Im Handwerk sieht die Situation nicht viel besser aus. Bis zum Jahr 2020 suchen etwa 200.000 Handwerksbetriebe einen geeigneten Nachfolger, ermittelte der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) bereits 2015. Damit folgt dem Fachkräftemangel im deutschen Handwerk in den nächsten Jahren ein Unternehmermangel. „Ohne geeignete Nachfolger an der Unternehmensspitze droht der Verlust von Know-how, Wertschöpfung und nicht zuletzt von Ausbildungs- und Arbeitskräften im Handwerk“, warnt der ZDH.

Die Unternehmensübergabe erfolgreich zu gestalten wird zu einer zentralen Herausforderung für den Mittelstand , so die KfW. „Der demografische Wandel wird die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands mittelfristig stark beeinflussen, denn er bremst sowohl Investitionen als auch Innovationen“, sagt KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner.

Wenn die Übergabe verschleppt wird oder sogar scheitert, geraten Investitionen, Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze unter Druck. „Volkwirtschaftlich ist das ein akutes Problem, denn viele Mittelständler machen sich zu spät Gedanken über das Thema Nachfolge oder unterschätzen den Zeitbedarf“, bringen die Analysten von KfW-Research die Probleme auf den Punkt. Gerade die Verhandlungen über den Kaufpreis und die Finanzierung für den Nachfolger brauchen Zeit. Bei der Finanzierung des Kaufs sind Fördergelder oft unverzichtbar. Sie sind nicht nur günstig, sondern unterstützen Nachfolger auch mit attraktiven Konditionen, die für die gesamte Laufzeit gelten.

Sicherheit für langen Zeitraum

Gerade für Jungunternehmer, die später noch in die Modernisierung des Betriebs investieren müssen, schafft das Planungssicherheit über einen langen Zeitraum. Nachfolger können mit Fördergeldern nicht nur die Betriebsübernahme finanzieren, sondern auch Betriebsmittel, Innovationen, Weiterbildung oder Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz .

Vor der eigentlichen Übernahme steht für den Verkäufer und den Nachfolger aber eine konkrete Planung. Nach Einschätzung des Bankenverbands werden bei der Vorbereitung einer Nachfolgefinanzierung bestehende Probleme oft erst erkannt, wenn die Banken die Geschäftsmodelle der zum Kauf stehenden Betriebe prüfen. „Dann kommen Probleme zum Vorschein, wie unrealistische Preisvorstellungen, unterschätzter Finanzierungsbedarf, fehlende Sicherheiten und fehlendes Eigenkapital. Bei geeigneter Vertragsgestaltung sowie bei der Nutzung öffentlicher Förderung, insbesondere Förderkrediten mit Haftungsfreistellung und Bürgschaften, lassen sich diese Hindernisse aber überwinden“, schreibt der Bankenverband in seiner Broschüre „Unternehmensnachfolge finanzieren“.

Weil Nachfolger oft zu wenig Sicherheiten stellen, sind die Angebote der Bürgschaftsbanken hilfreich. Die Förderinstitute haften für bis zu 80 Prozent des Kredits und tragen so einen Großteil des Risikos für die Hausbank. Ist die Bürgschaftsbank im Boot, sagen die Hausbanken die Finanzierung einer Betriebsübernahme eher zu.
Das heißt, Seniorchef und Nachfolger sollten einen Betriebsverkauf gut vorbereiten und sich gemeinsam beraten lassen. Erster Ansprechpartner kann hier die regionale Handwerkskammer sein, die auch einen ersten Überblick über Förderangebote geben kann.

Fördergelder für Nachfolger: Die besten Programme für Handwerker

Für Finanzierungen stehen Nachfolgern aus dem Handwerk zahlreiche Angebote der KfW und der Landesförderinstitute zur Verfügung. handwerk magazin zeigt die wichtigsten Programme für Jungunternehmer von Bund und Ländern.

ProgrammFörderungWie wird geprüftWer wird geprüftAntragstellung
Förderung Unternehmerischen
Know-Hows
Beratung zu finanziellen, personellen, organisatorischen Fragenuschuss von 50 – 80 % (je nach ­Region) auf das Beraterhonorar von maximal 4.000 EuroKMU1 ab Gründung bis zum
2. Jahr der Geschäftstätigkeit
Online über das Antragsformular
der BAFA2
ERP-Gründer­kredit – StartGeld KfWInvestitionen, Betriebsmittel, Kauf von Firmenanteilen, Übernahmen.arlehen bis 100.000 Euro pro Gründer (30.000 Euro für Betriebsmittel),
Effektivzins ab 2,07 %
Gründer, Nachfolger und KMU1 bis fünf Jahre nach Gründung oder Übernahme1. Bankunterlagen vorbereiten3
2. Kreditantrag vor Beginn über ­Hausbank an die KfW stellen
ERP-Kapital für Gründung KfWInvestitionen, Material, Kauf von FirmenanteilenDarlehen bis 500.000 Euro (10 bis 15 % ­eigene Mittel notwendig), Sollzins: 0,4 %Gründer, Nachfolger, junge Unternehmen1. Bankunterlagen vorbereiten3
2. Antrag über Hausbank an KfW
Landesförderbank ­BundeslandInvestitionen, ­Innovation, Nachfolge, ­BetriebsmittelGünstige Kredite für ­Nachfolger,
Programme und Konditionen je nach ­Bundesland
Gründer, Nachfolger, KMU1 mit Hauptsitz im ­jeweiligen
Bundesland
1. Bankunterlagen vorbereiten3
2. Antrag über Hausbank stellen
BürgschaftenZugang zu Krediten trotz fehlender SicherheitenInstitute bürgen für bis zu 80 % vom ­Darlehen, ­Gebühren, Provision:
1,0 – 1,5 % des Kredits
Gründer, Nachfolger und KMU1 ohne ­eigene Sicherheiten1. Bankunterlagen vorbereiten3
2. Antrag über Hausbank stellen

1) KMU = Kleine und mittlere Unternehmen, 2) BAFA=Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, bafa.de, 3) professionelle Beratung, z.B. durch Handwerkskammer, dringend empfohlen; Quelle: eigene Recherche

Die Einflussfaktoren: So ermitteln Sie den Wert des Betriebs

Den Ertragswert eines Betriebes beeinflussen verschiedene Faktoren wie ein moderner Maschinenpark und gute Mitarbeiter. Wann Firmenchefs beim Verkauf gut aufgestellt sind.
  1. Anlagevermögen. Wenn Maschinen veraltet sind und das Warenlager abgeschrieben ist, mindert dies den Wert der Firma. Im Idealfall investieren Unternehmer kräftig in moderne Maschinen oder Immobilien und passen die Produktpalette den Marktgegebenheiten stetig an.
  2. Abhängigkeit vom Unternehmer. Bei vielen Handwerksbetrieben, insbesondere kleinen Firmen, hängt das Wohl des Betriebes allein von der Person des Firmenchefs ab. Scheidet er aus, verliert der Betrieb schlagartig an Wert. Es sollte eine zweite Führungsebene bestehen – etwa ein qualifizierter Mitarbeiter, Sohn oder Tochter.
  3. Mitarbeiterstruktur. Erfahrene Fachkräfte braucht jede Firma. Es ist positiv, wenn sich qualifizierte Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen binden. Es sollten sowohl jüngere als auch ältere Fachkräfte im Team beschäftigt sein.
  4. Leistungsangebot. Eine marktgerechte und wettbewerbsfähige Leistungspalette sichert die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Spezialisierungen in Märkten mit hoher Nachfrage und Wachstumschancen wirken sich positiv aus. Der Unternehmer sollte darauf achten, dass zum Beispiel neue Techniken eingesetzt werden und das Leistungsspektrum stetig neuen Entwicklungen angepasst wird. Als treibende Kraft für eine Steigerung des Unternehmenswertes gilt Umsatzwachstum. Die Größe zeigt an, wie die Leistungen der Firma am Markt ankommen. Die Erträge sollten mindestens proportional gestiegen sein.
  5. Kundenstruktur. Stammkunden zählen und spielen in der Bewertung eine wichtige Rolle, andererseits darf das Handwerksunternehmen nicht zu stark von wenigen Großkunden abhängig sein. Eine breit gestreute Auftraggeberstruktur wirkt sich positiv aus.
  6. Lieferantenstruktur. Kostenvorteile ergeben sich vielfach aus einer festen Lieferantenbindung. Werden hier über mehrere Jahre feste Beziehungen gepflegt, gute Konditionen erzielt, wird dies positiv bewertet. Andererseits darf die Abhängigkeit von wenigen Lieferanten nicht zu groß sein.
  7. Branchenentwicklung und Wettbewerb. Der Firmenchef sollte den Vergleich mit Kollegen aus seiner Branche oder aus seinem Gewerk nicht scheuen. Relevant werden überdies Gewährleistungen oder auch Standortfaktoren wie die Verkehrslage.

Probleme beim Betriebsverkauf

Seniorchefs im Handwerk stehen bereits vor der Übergabe vor einer Reihe von Herausforderungen. Das größte Problem: einen Nachfolger zu finden.

ProblemProzent
Suche nach einem geeigneten Nachfolger26,8 %
Ermittlung des Unternehmenswertes13,8 %
Betrieb hat zu geringe Erträge12,3 %
Altersvorsorge nicht gesichert9,5 %
Finanzierung des Kaufpreises9,2 %
Marktveränderungen8,9 %
Steuerliche Aspekte6,2 %
Ermittlung der Miet-/Pachthöhe5,2 %
Finanzierung notwendiger Investitionen3,9 %
Baurechtliche Auflagen2,4 %
Sonstige8,0 %

in % der hochgerechneten Unternehmen (Mehrfachnennungen möglich) Quelle: ZDH