Handwerksunternehmer testeten für handwerk magazin alle Doppelkabiner mit Pritsche. Es gewann der Renault Master vor Volkswagen Crafter und Opel Movano.
Die besten Transporter 2012
Sieger beim Deutschen Nutzfahrzeugpreis 2012 wurde der Renault Master, den zweiten Platz belegte der Volkswagen Crafter, dritter wurde der Opel Movano (Gesamtergebnis). Ein überraschendes Ergebnis des von handwerk magazin und der Deutschen Handwerks Zeitung veranstalteten Wettbewerbs, denn die erfolgsgewohnten deutschen Premiumhersteller wurden auf die Plätze verwiesen.
Die Tester, 14 Handwerksunternehmer aus unterschiedlichen Branchen und Regionen sowie eine Unternehmerin, prüften zwei Tage lang zwölf Transporter am Verlagsstandort in Bad Wörishofen auf Herz und Nieren. In diesem Jahr standen die Transporter mit Doppelkabine und Pritsche bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht zur Wahl - alles klassische Baustellenfahrzeuge.
Bei Renault brach Jubel aus. Achim Schaible, Vorstandsvorsitzender der Renault Deutschland AG: „In der aus Handwerkern bestehenden Jury hat der Master mit Umweltfreundlichkeit, gutem Handling und Wirtschaftlichkeit überzeugt.“
Den Ausschlag zum Sieg gab für den Renault Master neben guten Noten für Qualität und Fahrkomfort die Wirtschaftlichkeitswertung, wo der Franzose dank niedriger Anschaffungs- und Betriebskosten punktete. Die Wirtschaftlichkeit, errechnet von der Dekra auf der Basis von Kaufpreis, Betriebs- und Reparaturkosten, ging mit 25 Prozent in die Gesamtwertung ein. 50 Prozent zählte die Standwertung, bei der die Tester alle Fahrzeuge penibel untersuchten, von der Fahrerkabine bis zur Pritsche. 25 Prozent Anteil an der Gesamtwertung hatte die Fahrbeurteilung, bei der jeder Tester jedes Auto über eine rund 20 Kilometer lange Strecke steuerte.
Handwerker entscheiden
Seit 1992 veranstalten handwerk magazin und die Deutsche Handwerks Zeitung (Holzmann Medien) den Nutzfahrzeugpreis, alle zwei Jahre in wechselnden Fahrzeugkategorien. Für Verleger Alexander Holzmann gibt es „keinen vergleichbaren Test im Nutzfahrzeugbereich“. Denn hier entscheiden Handwerksunternehmer nach ausführlichen Praxistests, welches Fahrzeug das bes-te ist, so Holzmann.
Mit der Auswahl der Doppelkabiner mit Pritsche hatte die Jury offensichtlich das Interesse vieler Handwerker getroffen, das zeigte die große Zahl von Bewerbungen als Fahrzeugtester. Eingeladen wurden 15 Handwerksunternehmer, die meisten aus dem Bau- und Ausbaugewerbe. Für diese Branchen ist ein Doppelkabiner mit Pritsche das ide-ale Fahrzeug: geeignet für den Transport von bis zu sieben Personen, mit ausreichender Nutzlast für Baumaterial oder Maschinen auf der Pritsche und der nötigen Motorleistung für Anhänger.
Sieger Renault Master punktet durch gute Benotungen in allen Disziplinen. Gewisse Schwächen, die die Tester in der Qualität der Passagierkabine sahen, kann der frontangetriebene Franzose in der Gestaltung des Fahrerplatzes, aber auch in der Fahrwertung mehr als kompensieren.
In der Standwertung erreicht der Volkswagen Crafter Platz zwei, noch vor dem Renault Master. Beim Fahren hatte der Renault jedoch die Nase vor dem Crafter und ebenfalls mit weitem Abstand bei der Kostenrechnung. Und das, obwohl der Crafter mit dem „Handwerker-Familien-Paket“ antrat, das einen Preisvorteil von 2500 Euro gewährt. Größere Unterschiede notierten die Tester bei der Abstimmung des Antriebsstranges: Hier sammelt der Renault durchweg gute Noten, während beim Volkswagen Crafter die Motorleistung, die Gesamtübersetzung und auch die Schaltung insgesamt eine Nuance schlechter beurteilt wurden als beim Renault.
Deutliche Unterschiede
Der Opel Movano, in der Gesamtwertung dritter Sieger, erreicht in der Stand- und Fahrwertung jeweils Platz sechs, konnte aber durch seine güns-tigere Preisgestaltung überzeugen.
Auf den Plätzen vier bis zwölf sind die Abstände in der Gesamtwertung zwar gering, doch bei genauer Betrachtung zeigen sich deutliche Unterschiede im Urteil der Handwerker. Ein Beispiel: Der Ford Transit erreichte in der Gesamtwertung einen respektablen fünften Platz. Traditionell erweist sich der Transit als kostengünstiger Transporter, kein Wunder, dass er in der Disziplin Wirtschaftlichkeit auf Platz drei landet. Allerdings bescheinigen ihm die Tester leichte Mängel beim Fahrkomfort, die Fahrprüfung absolviert er nur mit Platz 10.
Oder der Mercedes Sprinter: Er ist das klassische Beispiel dafür, dass sich die Attraktivität durch Qualität sehr schnell durch einen hohen Einstandspreis relativieren kann. Aufgrund seines hohen Einstandspreises landet der Mercedes auf dem letzten Platz der Kostenrechnung, bei der Standwertung und beim Fahren jedoch auf dem ersten Platz. Die hohen Kosten betreffen übrigens nicht den Aufwand für die Wiederherstellung eines angenommenen Unfallschadens, hier rangiert der Sprinter auf Platz zwei hinter den punktgleichen Fiat Ducato, Ford Transit und VW Crafter. Den Ausschlag gab der hohe Kaufpreis.
Akribische Tester
Die Tester gingen an den zwei Tagen äußerst akribisch zu Werke. Beim Standtest, wo zum Beispiel der Fahrer- und Beifahrersitz, die Bedienung der Armaturen, die Heizung und Lüftung oder das Platzangebot auf der hinteren Sitzbank bewertet wurden, wurde alles exakt vermessen und verglichen. Natürlich mit unterschiedlichen Prioritäten: So legte Steinmetz Andreas Bertele Wert auf „eine robuste Pritsche“, Malermeister Christian Weigold war das Platzangebot in der Kabine wichtig, weil „meine Leute ihre Mittagspause auch mal im Fahrzeug machen müssen“. Straßenbauer Dirk Packert achtete auf solide Verarbeitung statt technischem Schnickschnack, denn „die Fahrzeuge werden vor allem im Innenraum stark strapaziert“.
Insgesamt war den Handwerkstestern der Standtest wichtiger als die Fahrprüfung, doch für die meisten zeigte sich erst beim Fahren der wahre Charakter des Autos. Elektrounternehmerin Christiane Scharff wunderte sich, wie unterschiedlich laut die Doppelkabiner waren, lobte aber den Fahrkomfort, besonders beim Mercedes Sprinter. Für Gerüstbauer Franz Kolbenschlag war die Motorleistung entscheidend, „denn da müssen auch bei voller Ladung Reserven sein“.
Die Verleihung des Deutschen Nutzfahrzeugpreises findet auf der Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) Nutzfahrzeuge in Hannover statt. Die Messe läuft vom 20. bis 27. September. ◇
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