Kreditvergabe: Tipps für ein gutes Rating

Unternehmen können oft mit einfachen Mitteln ihr Rating bei den Banken deutlich verbessern. Auf welche Kriterien es für Handwerker bei der Bonitätsbewertung besonders ankommt.

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    Unternehmer Mike Schilling (li.) spricht regelmäßig mit seinem Finanzberater Kurt Güthner über die Geschäftsentwicklung.
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    „Oft lässt sich die Bonität des Betriebs mit einfachen Mitteln verbessern.“ Andreas Middelberg, Vizevorstand Kreissparkasse Ravensburg.
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    Die Eigenkapitalquote bestimmt das Rating: Betriebe mit über 30 Prozent gehören zur Elite.
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    „Über Probleme informieren Unternehmer die Hausbank am besten frühzeitig.“ Gregor B. Sprißler, Steuerberater in Recklinghausen.
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    „Gute Planung und aktuelle Zahlen bringen Vorteile bei der Bewertung.“ Mike Schilling, Dachdeckermeister und Unternehmer in Grünkraut bei Ravensburg.

Die besten Tipps fürs Banken-Rating

Dachdeckermeister Mike Schilling investiert viel Zeit, seine Betriebsführung Schritt für Schritt ein wenig zu verbessern. „Auch mit Blick auf ein gutes Rating“, sagt der Geschäftsführer der Firma Gabur mit 30 Mitarbeitern in Grünkraut bei Ravensburg. So arbeitet der Betrieb mit einer ausgefeilten, selbst entwickelten Controllingsoftware. Schilling analysiert wöchentlich die aktuelle Geschäftsentwicklung. Außerdem legt er besonderen Wert darauf, dass Rechnungen schnell geschrieben werden. Er verlangt auch Abschlagszahlungen, um seinen Kontokorrentkredit bei der Hausbank nicht plötzlich ungenehmigt überziehen zu müssen.

Bonität entscheidet über den Kredit

Bei seinen Hausbanken kommt sein Engagement gut an. Sie bewerten seine Bonität äußerst positiv. „Entsprechend gibt es auch keine Probleme, wenn wir einmal einen Betriebsmittelkredit in Anspruch nehmen müssen“, sagt Schilling. Das kann vorkommen. Denn beim Einkauf ist der Dachdeckermeister von den Börsenpreisen für Metalle wie Titan, Zink oder Kupfer abhängig. „Die Materialbeschaffung kann bei uns schnell teuer werden“, so Schilling. Diese Zusammenhänge sind auch den Banken bewusst, weil der Dachdeckermeister mit seinen Firmenkundenbetreuern darüber gesprochen hat. Deshalb bringt es ihm auch keine Minuspunkte, wenn er kurzfristig mehr oder weniger Kredit in Anspruch nimmt. Entsprechend erhält Schilling von den Banken gute Konditionen für seine Investitionen.

Seite 2: Wie Sie mit einfachen Mitteln die Kreditvergabe und Kreditkonditionen beeinflussen können

Relevante Kriterien für Kreditvergabe und Kreditkonditionen

Schilling ist kein Einzelfall: Viele Handwerksunternehmer arbeiten stetig daran, ihr Rating sukzessive zu verbessern. „Oftmals wirken sich vergleichsweise einfache und ohne großen Aufwand einsetzbare Maßnahmen gleich auf die Bonität aus“, sagt Andreas Middelberg, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Ravensburg. Am besten konzentriert sich der Firmenchef auf die wichtigsten Ratingkriterien - also jene, denen eine besondere Gewichtung zukommt. Denn wer sich hier verbessert, kann seine Bonität gleich merklich anheben. Kluge Handwerker verschaffen sich deshalb über die relevanten und auch über die weniger wichtigen Kriterien einen Überblick.

Dabei sind die Ratingfaktoren bei den einzelnen Bankinstituten mehr oder weniger ähnlich - wenn auch die Bonität insgesamt bei der Kreditvergabe unterschiedlich relevant ist: „Während die Großbanken ihre Entscheidung wesentlich abhängig von der Bewertung und der Entwicklung der Branche treffen, spielt bei der Sparkassen-Finanzgruppe die Person des Unternehmers wie di e Zusammenarbeit mit der Bank eine wichtige Rolle“, sagt Middelberg. Die Sparkassen wie auch die Volks- und Raiffeisenbanken sind weniger zentral organisiert und sehen sich als erste Ansprechpartner für den Mittelstand. Deshalb zählt neben der Bonität hier auch der gute Draht zum Banker sowie die Art und Weise, wie der Firmenchef die Geschäfte führt. Allerdings beeinflussen die qualitativen, also die sogenannten harten Faktoren, wesentlich das Rating und damit die Kreditkonditionen.

Note entscheidet über Kreditzinsen

Unterschiede zwischen den einzelnen Kreditinstituten bestehen bei der Einstufung. Beispiel: Das Rating der Sparkassen reicht von der Note eins bis zur Note 18. Bewegt sich die Firma zwischen eins und neun, läuft etwa für die Kreissparkasse Ravensburg alles nach Plan. Bei anderen Sparkassen kann die Grenze nach oben oder nach unten leicht abweichen. Die Volks- und Raiffeisenbanken klassifizieren die Bonität dagegen nach Stufen, angefangen bei 0+. Das Prinzip bleibt immer gleich: Bewegt sich die Firma in der Spitzen- oder Mittelklasse, sieht das jeweilige Kreditinstitut es als wahrscheinlich an, dass der Unternehmer sowohl Zinsen als auch Tilgung zahlen kann. Diese Betriebe müssen weniger Sicherheiten beibringen und profitieren von einem günstigeren Zins. Bei einem schlechteren Rating erwarten die Banken unterjährig aktuelle Zahlen über die Geschäftsentwicklung. Sie stellen höhere Anforderungen bei der Kreditvergabe.

„Wenn Firmenchefs ihre Firmenkundenbetreuer regelmäßig und lückenlos über ihre Betriebswirtschaftlichen Auswertungen und die aktuellen Aufträge informieren, wirkt sich das immer positiv auf die Bewertung aus“, weiß Gregor B. Sprißler, Steuerberater in Recklinghausen, der Firmenchefs in Finanzierungsfragen unterstützt.

Seite 3: Warum Kommunikation das Ranking positiv beeinflusst

Mit Ehrlichkeit bei der Bank punkten

Das weiß auch Lars Thullesen, Geschäftsführer des Bauunternehmens Volker Thullesen in Neumünster und vierfacher Handwerksmeister. „Eine ehrliche Kommunikation ist wichtig, um ein gutes Rating zu erhalten“, sagt Thullesen. Er übergibt seinen Jahresabschluss zeitnah und vollständig. Zudem spricht er besondere Situationen im Unternehmen bewusst auch unterjährig an. „Negative Nachrichten geben wir genauso weiter wie positive Entwicklungen“, sagt Thullesen.

So vorausschauend agieren nur wenige Handwerksmeister, wie Experte Middelberg bestätigt. Er erkennt in der Informationspolitik mitunter Defizite bei Handwerksunternehmern: „Viele sind als Spezialisten in ihrem Beruf zu wenig kaufmännisch orientiert.“ Sie legen ihre Zahlen oder den Jahresabschluss zu spät vor. „Auch erkennen wir häufig Schwachstellen in der Buchhaltung“, so Middelberg. Das bedeutet: Rechnungen und Mahnungen werden viel zu spät geschrieben. „Nur einmal im Monat die Aufträge abzurechnen ist zu wenig“, so Middelberg. Im bes-ten Fall passiert das wie bei Unternehmer Schilling wöchentlich. Grundsätzlich gilt: Je besser die Geschäftsführung, desto besser ist auch das Rating der Bank oder Sparkasse. Erfahrungsgemäß weisen auch jene Firmen die beste Bewertung auf, die eine Unternehmensplanung aufstellen und regelmäßig prüfen, ob die Entwicklung damit konform geht. Denn die Betriebsführung bleibt damit laufend unter Kontrolle. Der Firmenchef kann frühzeitig reagieren, falls sich Abweichungen für den Betrieb ergeben. So geht auch Unternehmer Mike Schilling vor. Er erstellt eine detaillierte Unternehmensplanung und passt sie während des Jahres mehrfach an. Zudem übergibt er seinen Hausbanken monatlich die aktuellen Zahlen und führt mehrmals im Jahr Gespräche mit dem Firmenkundenbetreuer. Die Unterlagen des Jahresgesprächs wertet er ganz bewusst aus. „Das bringt mir bei der Bewertung mit Sicherheit Vorteile“, so Schilling.