Standort Den besten Platz auswählen

Nicht jede Idee funktioniert überall gleich gut, deshalb lohnt sich vor dem Start eine gründliche Marktforschung. Je besser Idee und Standort harmonieren, desto größer sind die Erfolgschancen.

Viktor Leske, Friseur in Berlin, verbindet im „Tunnel-Hair“ Architektur, Malerei und Techno. - © Andreas Simon

Viktor Leske ist Friseur aus Leidenschaft, aber auch DJ, Maler und Architektur-Fan. Vor 32 Jahren im französischen Lyon geboren, machte er dort und in Paris seine Ausbildung und sammelte 16 Jahre Berufserfahrungen. Vor zwei Jahren kam er nach Berlin. Im April 2010 eröffnete er seinen ersten eigenen Friseursalon in Kreuzberg. Der musste, wie Leske selbst, etwas ganz Besonderes, etwas Originelles sein. Eine zwölf Meter lange Hausdurchfahrt wurde mithilfe des Architekten-Duos karhard architektur + design zum Salon „Tunnel-Hair“. Der Laden ist fast immer voll. „Das Konzept ist neu, schnell, anders - die Leute mögen es“, sagt Leske.

Was in der pulsierenden Hauptstadt Berlin prächtig funktioniert, wäre irgendwo auf dem platten Land wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt. „Die Wahl des richtigen Standorts gehört zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren für Gründer“, bestätigte Werner Lippert, Buchautor und Berater für Existenzgründer. Bei der Bewertung eines Standorts unterscheiden die Experten zwischen harten und weichen Faktoren: Während sich Verkehrsanbindung, Kundenströme und Zahl der Wettbewerber relativ leicht messen lassen, sind die weichen Faktoren wie Image und soziales Niveau eines Stadtteils oder einer Region wesentlich schwerer zu greifen.

Marktpotenzial objektiv ermitteln

Um kein Risiko einzugehen und um unangenehme Überraschungen zu vermeiden , entscheiden sich viele Gründer deshalb für einen Standort in ihrem bekannten Umfeld. Das kann sinnvoll sein, ersetzt aber nach Lipperts Erfahrung nicht die objektive Analyse (siehe rechts). „Schließlich lässt sich eine falsche Standortentscheidung nur mit großem Aufwand revidieren.“

Viktor Leske hat seine Entscheidung für den außergewöhnlichen Salon im Tunnel jedenfalls nicht bereut. Obwohl den ganzen Tag laute Techno-Musik den langen und schmalen Raum erfüllt, bezeichnet der Inhaber die Atmosphäre als „ruhig“. Die Inneneinrichtung des Salons ist fast schon minimalistisch.

Leske mag „leere Räume“, hat nur die nötigsten Arbeitsutensilien sichtbar herumliegen. Modemagazine oder gar Boulevardblätter gibt es nicht, stattdessen können die Besucher in Fachzeitschriften für Architektur blättern. Viel Zeit bleibt ihnen dazu nicht, denn meistens braucht Leske für einen Haarschnitt nicht länger als zehn Minuten. Das Konzept spricht nicht nur junge Leute an. Auch ältere, wohlhabende Kunden fühlen sich im Tunnel wohl: „Es kommt eben jeder, der das Ausgefallene so liebt wie ich.“