Bestatterin im Kurzporträt Janna Schaarschmidt-Davids: "Ich möchte das Thema Tod gesellschaftsfähiger machen"

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Seit zwei Jahren betreibt die Hamburgerin Janna Schaarschmidt-Davids ihr Unternehmen Schaarschmidt Bestattungen und beschäftigt drei Mitarbeiter. 2017 erhielt sie den Hamburger Handwerkspreis. Ihre Mission: "Das Thema Tod gesellschaftsfähiger machen".

Janna Schaarschmidt-Davids
„Passanten sehen kein zugehängtes Schaufenster, sondern können von der Straße auf meinen Schreibtisch und in die Sargausstellung gucken.“ - © Franziska Evers

Im Moment ist der Tod ein großes Tabuthema, egal in welcher Generation, egal in welcher Schicht man schaut. Kaum einer möchte sich damit beschäftigen. Dabei macht der Tod auch vor 20- oder 30-Jährigen nicht halt. Aus diesem Grund würde ich es gern schaffen, dass die Menschen vor dem Bestatter als Person und auch vor dem Lebensende ein bisschen die Angst verlieren.

Geschäft offen gestaltet

Mein Geschäft habe ich offen gestaltet. Die Passanten sehen kein zugehängtes Schaufenster, sondern können von der Straße auf meinen Schreibtisch und in die Sarg-ausstellung gucken. Das funktioniert gut. Es nimmt vielen die Hemmungen, hereinzukommen. Auch, um über eine Bestattungsvorsorge zu sprechen, wenn noch kein akuter Todesfall vorliegt.

Präsent bleiben für alle Altersgruppen

Mit einer eigenen Broschüre und regelmäßigen Facebook-Posts geben wir Ratschläge und bleiben präsent. Um ganz junge Leute hellhörig zu machen, gestalte ich Tage mit Konfirmandengruppen und Schulklassen. Ebenso wie mit Pflegekräften. Es darf dabei über alles geredet und alles gefragt werden. Oft sind es die Eltern, die ihre Kinder zurückhalten und ihnen den Anblick eines Verstorbenen oder das Besuchen einer Beerdigung ersparen wollen. Ich denke dagegen, es macht Sinn, Kinder mit einzubeziehen. Sie trauern anders als Erwachsene und sollen nicht hinten runterfallen.

In meinem Elternhaus wurde ehrliche Kommunikation sehr geschätzt. Ich wurde gefragt, ob ich zum Beispiel meine toten Großeltern noch ein letztes Mal sehen möchte oder nicht, und konnte frei entscheiden. Daher habe ich in meiner Schulzeit ein Praktikum beim Bestatter gemacht. Ich hatte keine Berührungsängste .

Was tut den Angehörigen gut?

Bei jedem einzelnen Sterbefall überlege ich neu, was den Angehörigen guttun kann und womit ich ihnen die neue Situation erleichtern kann. Ich versuche Sicherheit zu geben und Vertrauen.

Steckbrief

  • Name: Janna Schaarschmidt-Davids
  • Beruf: Bestatterin und Betriebswirtin des Handwerks
  • Betrieb: Seit zwei Jahren betreibt die Hamburgerin ihr Unternehmen Schaarschmidt Bestattungen und beschäftigt drei Mitarbeiter. 2017 erhielt sie den Hamburger
    Handwerkspreis.
  • Website: schaarschmidt-bestattungen.de