Unternehmensfinanzierung Crowdfunding - wie Handwerksunternehmer an Kapital kommen

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Crowdfunding, Eigenkapital und Geldanlage

Schwarmfinanzierung oder Crowdinvesting wird immer beliebter. Schließlich gibt es inzwischen einige populäre Erfolgsbeispiele, bei denen die Unternehmen das notwendige Kapital erhalten, klug investiert und mit ihrem Erfolg für Rendite bei den Anlegern gesorgt haben. Worauf Geldsuchende und Anleger achten sollten.

Gründung oder Wachstum per Crowdfunding finanzieren
Crowdfinanzierung ist für junge, kreative Unternehmen eine gute Alternative zum Bankkredit. - © Jan Becke /stock.adobe

Sich über die Crowdfunding-Plattform Seedmatch an der erdbär GmbH zu beteiligen, erwies sich für die Investoren als eine ausgezeichnete Idee. In einer ersten Finanzierungsrunde hatte ein Investment in das Berliner Startup, das gesunde Obst- und Gemüsesnacks für Kinder herstellt, 300 Prozent Rendite gebracht. Doch damit nicht genug. Zuletzt gab die Schweizer Hero AG, ein weltweit tätiger Nahrungsmittelkonzern, bekannt, eine Mehrheitsbeteiligung an der Firma einzugehen. Damit bekamen die derzeitigen Investoren nicht nur ihr Geld plus der Basisverzinsung zurück, sondern auch noch eine Bonuszahlung. Insgesamt soll die Rendite in der aktuellen Finanzierungsrunde auch noch im zweistelligen Bereich gelegen haben.

Die Anlegerperspektive

Es ist sicherlich eines der herausragenden Beispiele aus dem Crowdfunding-Bereich, allerdings eines, das die Attraktivität dieser Anlageform unterstreicht. Die Idee lässt sich am besten an einem Beispiel illustrieren: Angenommen ein Startup wird mit einem Wert von 200.000 Euro bewertet und sammelt 50.000 Euro über Crowdfunding ein, dann halten die Investoren ein Viertel an dem Unternehmen. Steigt der Wert der Firma auf 400.000 Euro, dann hat sich der Wert der Anlegerbeteiligung verdoppelt . Das entspricht einer Rendite von 100 Prozent.

Theoretisch ist die Gewinnchance aber unbegrenzt , da auch der Wert einer solchen Firma immer weiter wachsen kann. Die Crowdfunding-Plattform Seedmatch hat in einer aktuellen Studie die Entwicklung der zwischen 2011 und 2014 auf der Plattform finanzierten Startups, insgesamt 57 Firmen in 68 Finanzierungsrunden, bis zum 31. Dezember 2017 untersucht. Das Ergebnis: Die Rendite lag bei rund 15 Prozent pro Jahr im Schnitt.

Die Unternehmerperspektive

Damit Investoren ihr Geld in ein Unternehmen investieren, müssen sie von den Erfolgsaussichten überzeugt werden. Das erfolgt auf Grundlage des Business- und Finanzplans, den jeder Unternehmer erstellen muss, wenn er eine Schwarmfinanzierung anstrebt. So kann ein – angehender oder expandierender – Unternehmer mit Crowdfunding sein Geschäft auch dann vorantreiben, wenn er kaum eigenes Geld zur Verfügung hat.

Wichtig für Unternehmer: Der Anleger wird stiller Teilhaber an dem Unternehmen – er investiert, wenn er auf eine hohe Rendite hoffen kann. Erfüllt sich die Hoffnung, steht der Investor meist für weitere Finanzierungen zur Verfügung. Ein Crowdinvesting ist deshalb keine einmalige Sache sondern ein langfristiges Engagement, das zur Entwicklung neuer Produkte, neuer Dienstleistungen oder zur Wachstumsfinanzierung genutzt werden kann.  Für das zur Verfügung gestellte Kapital müssen Unternehmer keine Zinsen zahlen – die Investoren setzen auf die Gewinne des Unternehmens.

Welche Unterlagen bei den Crowdfunding-Plattformen genau eingereicht werden müssen, steht auf der jeweiligen Homepage des Anbieters. Bei der Erstellung der Unterlagen helfen die Berater der Plattformen. Sie treffen auch bereits eine Vorauswahl, indem sie die Unterlagen der Firmen prüfen, sich die Gründer und deren Fähigkeiten genau ansehen und analysieren, wie aussichtsreich eine Geschäftsidee ist. Letztlich werden so nur ausgewählte Startups auf den Plattformen als Finanzierungssuchend angeboten. Doch die Vorauswahl ist weder für den Unternehmer noch für den Investor ein Garant für Erfolg. So hat die Verbraucherzentrale Hessen festgestellt, dass es bei den Angaben im vom Unternehmer auszufüllenden Vermögensanlagen-Informationsblatt und zum Laufzeitende in mehr als der Hälfte der Fälle unkonkrete oder widersprüchliche Aussagen gab.

Abwicklung und Kommunikation zwischen Geldsuchenden und Geldgebenden erfolgen meist direkt über die Plattformen.

Junge Unternehmen mit kleinen Summen anschieben

Das Crowdinvesting in Startups hat einen besonderen Reiz für Investoren: Sie können meist schon mit kleinen Summen am Erfolg des Unternehmens teilhaben. Bei klassischen Investments per Private Equity oder Venture Capital sind die Mindestanlagesummen so hoch, dass sich nur vermögende Investoren beteiligen können. Vermutlich auch deshalb gewinnt diese Form der Anlage an Popularität: Seit 2012 hat sich das in solchen Startup-Firmen investierte Volumen nach Angaben des Crowdinvest Marktreports 2018 von rund vier auf über 44 Millionen Euro mehr als verzehnfacht.

„Allerdings muss sich jeder Anleger mit den Risiken, die damit verbunden sind, sehr genau auseinandersetzen“, warnt Michael Thaler, Vorstand der TOP Vermögen AG in München. Denn die sind nicht unerheblich. „Das größte Risiko dabei ist, sein komplettes eingesetztes Kapital zu verlieren“, warnt Prof. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender vom FPSB Deutschland. Auch solche Beispiele gibt es. So waren bereits die beiden schwarmfinanzierten Firmen Panono oder MyCouchBox in die Insolvenz gerutscht.

„Zudem müssen Sie bedenken, dass professionelle Private-Equity-Investoren, womit Crowdfunding vergleichbar ist, in der Regel ein Expertenteam beschäftigen, das sich ausführlich und gründlich mit dem Zahlenwerk eines Unternehmens, den künftigen Aussichten eines Geschäftsmodells und der Qualifikation der handelnden Personen beschäftigt“, sagt Tilmes weiter. „Das kann ein Privatanleger nicht leisten.“

Tipp der Verbraucherschützer

Jeder, so der Ratschlag der Verbraucherschützer, sollte sich deshalb das Informationsblatt genau durchzulesen und nur dann investieren, wenn er wirklich alles verstanden hat. Anlageexperte Thaler geht noch einen Schritt weiter: „Wenn jemand, der selbst im IT-Bereich tätig ist, sich an einer Technologiefirma beteiligt, oder ein Experte aus der Finanzindustrie in ein Fintech- Startup investiert, dann können diejenigen das Geschäftsmodell und die Erfolgschancen eines solchen Unternehmens womöglich gut einschätzen“, sagt er. Wer das nicht kann, solle eher die Finger davon lassen. Außerdem sollten Anleger seiner Ansicht nach bedenken, dass die Konditionen in der Regel eher zu Gunsten der Unternehmen sind.

Wer dennoch mitmachen möchte, sollte sich die Checklisten im Internet ansehen, die es zum Beispiel bei der Verbraucherzentrale gibt. „Ich würde für ein Investment allerdings, da die Anlage hoch riskant und nicht liquide ist, nur Spielgeld einsetzen und mir ein Portfolio aus mehreren unterschiedlichen Projekten zusammenstellen“, rät Thaler. Schließlich sind dann die Chancen größer, dass darunter ein oder zwei erfolgreiche Investments sind, so dass unter dem Strich eine positive Rendite verbleibt.

// Crowdinvesting-Anbieter:

Es gibt inzwischen eine Vielzahl an Crowdinvesting-Plattformen (eine Übersicht finden Sie unter www.crowdfunding.de ), allerdings bieten nicht alle Startup-Investments an. Viele Plattformen sind auf Immobilien ausgerichtet, andere auf Energieprojekte.

Auf Investments in junge Unternehmen sind die folgenden Plattformen fokussiert:

www.seedmatch.de

www.companisto.de

www.kapilendo.de

www.aescuvest.de

www.fundernation.eu

www.transvendo.de