Cashflow: Mehr Liquidität zum Jahresende

Viele Unternehmer reizen ihren Kontokorrentkredit regelmäßig bis zum Anschlag aus. Das kommt teuer. Anlass genug, die Liquidität gezielt zu verbessern. Dies wirkt sich auch positiv aufs Rating aus.

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    FlĂĽssige Mittel sind in vielen Handwerksunternehmen knapp.
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    Nach wie vor klagen viele Handwerksunternehmer über einen schwierigen Kreditzugang – trotz der aktuell guten Zinsen.
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    „Bei ungenehmigten Überziehungen kassieren die Banken einen Aufschlag.“ Franz Ruß, ­ Steuer- und Finanzierungsberater in Hallstadt bei Bamberg.
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    „Seit der Eurokrise lassen sich in vielen Branchen ­Anzahlungen besser ­durchsetzen.“ Franz Falk, ­Betriebsberater und ­Geschäftsführer der Handwerkskammer in Stuttgart.
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Das Problem kennen viele Handwerksunternehmer: Regelmäßig kurz vor Jahresende zeichnet sich ein Liquiditätsengpass ab. Das hat verschiedene Gründe: Zum einen wird im November das Weihnachtsgeld für die Mitarbeiter fällig. Sondertilgungen können geleistet werden. Es fehlt im hektischen Geschäft vor Weihnachten die Zeit, Rechnungen zu schreiben. Und nicht zuletzt können über mehrere Tage in vielen Branchen keine Aufträge ausgeführt werden, weil das Team mit der diesjährigen Inventur beschäftigt ist. In dieser Situation reizen viele Firmenchefs ihren Kontokorrentkredit bis zum Anschlag aus – oder schlimmer noch: Sie rutschen in die ungenehmigte Überziehung. „Die Banken veranschlagen dann gleich einen kräftigen Zinsaufschlag“, warnt Franz Ruß, Steuer- und Finanzierungsberater in Hallstadt. Außerdem wirkt sich die Überziehung gleich negativ auf das Rating aus. Clevere Firmenchefs lassen es nicht so weit kommen. Sie achten strikt darauf, möglichst wenig Fremdkapital aufzunehmen, und leiten jetzt gezielt Maßnahmen ein, um rechtzeitig vor dem Jahresende ihre Liquidität zu verbessern.

Ăśberziehungen kommen teuer

Das ist die richtige Strategie, zumal nach der neuen KfW-Unternehmerumfrage mehr als jeder fünfte Handwerksunternehmer gegenüber dem Vorjahr einen erschwerten Kreditzugang beklagt. Nur 8,4 Prozent haben es leichter, Darlehen zu bekommen (siehe „Wenig Entspannung für Handwerker“). Bei 23,2 Prozent der Handwerksbetriebe wurde ein Kredit­antrag abgelehnt. Mehr als im Durchschnitt aller Firmen: Hier lag die Quote nur bei
20,2 Prozent. Zu wenig eigene Mittel waren ­dafür ein wesentlicher Grund. Auch deshalb dürfen mittelständische Handwerksunternehmer es nicht vernachlässigen, an ihrer Finanzierungskraft von innen heraus zu arbeiten. Sie stärken damit ihre Position gegenüber der Hausbank. Der Cashflow, also der Kassenzufluss, ist bei der Kreditvergabe sowie beim Rating eine wichtige Messzahl.

Im ersten Schritt gilt es, eine Liquiditätsplanung aufzustellen. Im Idealfall liegt eine Grobplanung für die nächsten zwölf Monate vor. Noch wichtiger ist eine detaillierte Aufstellung der Einnahmen und Ausgaben für die nächsten drei Monate. Es geht darum, die zu erwartende Entwicklung zu überblicken. „Nur wenige Handwerksunternehmer sind hier bereits perfekt aufgestellt“, weiß Franz Falk, Geschäftsführer der Handwerkskammer Stuttgart. Wichtig ist es allerdings, die tatsächlichen Ergebnisse anschließend auch permanent zu kontrollieren. Zeichnen sich Engpässe ab, kann der Firmenchef so frühzeitig reagieren – und zum Beispiel den Firmenkundenbetreuer informieren, um sich einen ausreichenden Kontokorrentspielraum genehmigen zu lassen.

Mit Skonto zahlen

Ziel sollte es immer sein, mit Skonto zu bezahlen. Das lohnt sich, selbst wenn dafür der Kontokorrentrahmen in Anspruch genommen wird. Der Lieferantenkredit gilt als die teuerste Form der Finanzierung. Tipp: Mit Herstellern gilt es möglichst lange und mit Kunden kurze Zahlungsziele zu vereinbaren. Bei Forderungen fallen die Fristen kleiner als bei den Verbindlichkeiten aus. Im Idealfall arbeiten Handwerksunternehmer mit Abschlagszahlungen und Vorkasse. „Seit der Eurokrise lassen sich diese in vielen Branchen besser als in den Vorjahren durchsetzen“, beobachtet Experte Falk.

Liquiditätssicherung beginnt aber bereits bei der Auftragsannahme. Kluge Handwerksunternehmer checken im Vorfeld die Bonität eines Neukunden. Insbesondere gilt dies, wenn Großaufträge winken. Unterstützen können Auskunfteien wie Creditreform, Bürgel oder Coface. Fällt die Bonität eines Neukunden dann schlecht aus, sollte der Auftrag im Zweifel sogar abgelehnt werden. Auf der sicheren Seite sind hier nur Unternehmer, die ihre Forderungen an eine Factoringgesellschaft übergeben. Diese übernimmt die Bonitätsprüfung und legt für jeden Kunden einen Rahmen fest, für wie viel Umsatz im Jahr er gut ist. Der Firmenchef erhält dann beim Forderungsverkauf im Schnitt innerhalb von drei Tagen sein Geld von der Gesellschaft (siehe „Forderungsverkauf: Die wesentlichen Vorteile“).

Perfektes Mahnwesen

Ganz wichtig zur Liquiditätssicherung ist es zudem, Rechnungen möglichst zeitnah nach Lieferung und Leistung zu stellen. Vielfach passiert das erst nach Wochen oder Monaten. Das ist fatal: Denn damit senden die Unternehmer gegenüber dem Kunden das Signal aus, er könne sich mit der Überweisung Zeit lassen. Die Zahlungsfrist sollte weniger als die gesetzlichen 30 Tage betragen. Das neue Gesetz zur Bekämpfung von Zahlungsverzug erleichert es Handwerkern, einen schnelleren Geldeingang gegen säumige Kunden durchzusetzen. Zum Beispiel haben sie jetzt Anspruch auf eine Beitreibungspauschale von 40 Euro sowie auf einen Verzugszins von neun Prozent bei gewerblichen Abnehmern. Gegebenenfalls vereinbart der Handwerkschef auch Ratenzahlung. Motto: Lieber heute ein wenig als morgen gar nichts (weitere Details siehe „Checkliste“).

Weniger ist häufig auch bei der Lagerhaltung mehr. „Viele Unternehmer überblicken ihre Bestände nicht“, beobachtet Betriebsberater Franz Falk. Dabei sollte nur so viel vorgehalten werden, wie kurzfristig gebraucht wird. Weitsichtige Firmenchefs perfektionieren ihre Lagerorgansation. Sie ermitteln Melde­bestände und achten insbesondere auch auf einen möglichst hohen Lagerumschlag.

Genauso schaffen kluge Unternehmer Maschinen, Werkzeuge oder Geschäftswagen erst an, wenn ihnen eine gute Auslastung als sicher erscheint. Heißt: Der Handwerkschef sollte sich nicht aufgrund der aktuell extrem niedrigen Zinsen und damit guten Kreditbedingungen zum Kauf verleiten lassen. Das gilt selbst dann, wenn der Lieferant satte Rabatte gewährt. Notwendige Ausgaben aber sind akribisch zu kalkulieren. Eine Grobplanung reicht nicht aus. Hintergrund: In der Regel ziehen Investitionen Folgekosten nach sich – etwa weil Mitarbeiter sich in die neue Technik einarbeiten müssen und deshalb Überstunden leisten. Diese Aufwendungen dürfen nicht vergessen werden. Am besten schlagen Firmenchefs dafür rund zehn Prozent der Anschaffungskosten nochmals obendrauf – um so auch in den kritischen Zeiten vor dem Jahresende immer liquide zu bleiben.