Flüchtlinge Bundesagentur für Arbeit sieht erhebliches Potenzial

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Wie viele Flüchtlinge haben einen Schul- bzw. Berufsabschluss aus dem Herkunftsland mitgebracht? Wie viele haben Berufserfahrungen, auf denen sich aufbauen lässt? Und mit welcher Motivation begegnen Flüchtlingen der neuen Arbeitswelt in Deutschland?

"Von Ahmed können sich andere eine Scheibe abschneiden. Er ist mit Leib und Seele dabei", sagt Andreas Berg, Inhaber des Malerbetriebs Andymen im hessischen Butzbach, der den Somalier Ahmed Abdirizak mittlerweile im dritten Lehrjahr beschäftigt. - © Tim Wegner

Eine Studie vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf), dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) liefert erstmal belastbare für den Arbeitsmarkt interessante Ergebnisse.

Bildungsniveau der Geflüchteten

Das Bildungsniveau der Geflüchteten, die zwischen Januar 2013 und Januar 2016 in Deutschland angekommen sind, ist sehr polarisiert. Was das obere Bildungsniveau betrifft, sind die Unterschiede zur deutschen Bevölkerung allerdings eher gering, gravierende Unterschiede gibt es im mittleren Bereich des Qualifikationsspektrums und im unteren:

  • 37% der Geflüchteten haben mindestens zwölf Jahre lang eine Schule besucht, die meisten davon mit Abschluss
  • 31 % haben eine Mittelschule besucht, überwiegend mit Abschluss
  • 19% haben nur die Grundschule (10%) oder gar keine Schule besucht (9%)

Berufliche Bildung

Die berufliche Bildung lässt sich zwar erfassen, die Zahlen sagen jedoch wenig über die tatsächlichen Fertigkeiten der Befragten aus, da die Berufe in den Herkunftsländern oft ohne formelle Ausbildung ausgeübt werden. In diesem Zusammenhang sind deswegen die Angaben zur Berufspraxis relevant.

  • 13% der Geflüchteten verfügen über einen Hochschulabschluss
  • 12% haben eine berufliche oder betriebliche Ausbildung durchlaufen
  • 81% der geflüchteten Männer und 50% der geflüchteten Frauen verfügen über Berufserfahrung (27% Selbstständige, 30% Arbeiter, 25% Angestellte, 13% Angestellte in Führungspositionen).

Motivation der Neuangekommenen

Die Motivation der Neuangekommenen ist eine der für viele Handwerksbetriebe entscheidende Frage, auch weil die Erfahrungen gezeigt haben, dass hierüber z.B. Sprachmängel relativ schnell ausgeglichen werden können. Die Zahlen zeigen hier einen eindeutigen Trend:

  • 66% der erwachsenen Geflüchteten streben einen beruflichen Abschluss an (davon 23 % einen akademischen Abschluss)
  • 46% der erwachsenen Geflüchteten wollen noch einen Schulabschluss machen
  • 97% der neuangekommenen Männer und 85% der Frauen geben an, dass sie ganz sicher oder wahrscheinlich eine Arbeit aufnehmen werden
 

Bislang konnte die Frage nach den integrationsrelevanten Eigenschaften von Neuangekommenen in Deutschland nur auf der Grundlage von Erfahrungswerten und Teilansichten beantwortet werden. In einer aktuellen Studie wurden jetzt rund 2.300 erwachsene Geflüchtete befragt, die zwischen Januar 2013 und Januar 2016 in Deutschland angekommen sind, zwei Drittel davon im Laufe des Jahres 2015. 36% der Betroffenen war zum Zeitpunkt der Befragung bereits ein Schutzstatus zugesprochen worden, 55% befanden sich noch im Asylverfahren und 9% waren geduldet.

Die Erhebung liefert erstmals belastbare Auskünfte zu integrationsrelevanten Merkmalen. Die Daten, die in diesem ersten Teil der Studie sowie in den kommenden Jahren erhoben werden, können nicht nur bei der Einschätzung der integrationspolitischen Entwicklung Grundlage bieten, sondern vor allem auch Kriterien liefern bei der Entwicklung sinnvoller und erforderlicher integrationsfördernden Maßnahmen.