Bürgschaftsformen Kreditsicherung für Bauhandwerker

Knappe Finanzmittel sind eine ernste Gefahr für jeden Handwerksbetrieb. Wer daher seine Bürgschaften über eine Versicherung statt über eine Bank kauft, erhöht die Liquidität des Unternehmens. Unternehmer Jürgen Graumann spart mit der Bürgschaftsversicherung Kosten und hat Planungssicherheit.

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    Unternehmer Jürgen Graumann spart mit der Bürgschaftsversicherung Kosten und hat Planungssicherheit.
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    „Bürgschaften über die Ver­sicherungen belasten die Kreditlinie bei der Hausbank nicht.“ Klaus Blumensaat, ­Versicherungsberatung Adversi in Mülheim.
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    „Ich war überrascht, wie schnell und unkompliziert meine Mitarbeiterin einen Versicherer ­gefunden hat.“ Jürgen Graumann, ­Inhaber von Horst Tenfelde, Heizung-Klima-Sanitär GmbH in Lengerich.
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    Trotz zähem Jahresstart: Von der guten Konjunktur profitieren 2013 auch die Ausbaugewerke.
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    „Eine Umschuldung der Bürgschaft von der Bank auf eine Versicherung ist unkompliziert.“ Ulf Papke, ­ Versicherungsmakler und Initiator von buergschaft24.de.

Sparen mit Versicherungsbürgschaft

Bürgschaften schließt Jürgen Graumann von der Horst Tenfelde Heizung-Klima-Sanitär GmbH aus Lengerich über eine Versicherung ab. Schon seit Längerem hatte sich der Geschäftsführer des Handwerksbetriebes darüber Gedanken gemacht, dass die Bürgschaftslinie bei der Bank die Kreditlinie seines Unternehmens einschränkt. „Ich war aber überrascht, wie schnell und unkompliziert meine Mitarbeiterin über das Internet einen Versicherer gefunden hat“, so Graumann.

Gegenüber dem Avalkreditrahmen bei einer Bank sei die Versicherungslösung gleich aus mehreren Gründen vorteilhaft. „Die feste Prämie gibt uns Planungssicherheit und einen Kostenvorteil.“ Unterm Strich gebe die Versicherungslösung dem Betrieb mehr Freiheiten. Denn ohne Vertragserfüllungs- und Gewährleistungsbürgschaft hätten die Kunden bei jedem Auftrag das Recht, zehn Prozent der Summe einzubehalten. „Das läppert sich ganz schön“, stellt Graumann klar. Daher ist er froh, dass er mit dem Bürgschaftsversicherer VHV aus Hannover nun eine neue Lösung gefunden hat. Somit bestehe künftig nicht das Problem, dass der Avalrahmen bei der Bank mal zu groß und mal zu klein sei. „Der Versicherungsschutz kann jederzeit unserem Auftragsvolumen angepasst werden“, sagt Unternehmer Graumann.

Versicherer gelten als solide

Liquidität ist immer noch das A und O jedes mittelständischen Handwerksbetriebs. Da ist es sinnvoll, die Belastungen auf mehrere Schultern zu verlagern. Für Auftraggeber macht der Umstieg zum Versicherer keinen Unterschied. Denn Versicherungen werden als besonders solide eingeschätzt. Für Handwerksunternehmen hat der Umstieg von der herkömmlichen Bankbürgschaft zur Versicherungsbürgschaft nur positive Auswirkungen. „Die Versicherungsbürgschaften belasten die Kreditlinie der Hausbank und den Kontokorrentrahmen nicht“, bestätigt Klaus Blumensaat von der Versicherungsberatung Adversi aus Mühlheim. Es ist daher auf jeden Fall sinnvoll Bürgschaften auszulagern. Damit würden das Firmenrating, der Spielraum für Skonto-Zahlungen sowie das Zinsergebnis verbessert.

Ein weiterer Vorteil: Die Assekuranzen verlangen meist im Vergleich zu Banken geringere Sicherheiten. Für kleine Bürgschaftsrahmen von 50 000 Euro – und bei einigen Versicherern sogar bis 100.000 Euro – müssen meist gar keine Sicherheiten gestellt werden (siehe dazu Tabelle „Versicherungsbürgschaften“, Seite 54).

  • Rat:
  • Liquidität schonen
    Knappe Finanzmittel sind eine ernste Gefahr für jeden Handwerksbetrieb. Die Banken haben ihre Avalkredite deutlich verteuert. Wer seine Bürgschaften daher über eine Versicherung statt über die Bank kauft, erhöht so seine Liquidität. Weiterer Vorteil für Handwerker: Bei Versicherungen gibt es den Schutz für die Erfüllung des Vertrags teilweise sogar ohne Sicherheiten.

Bürgschaft bestimmt Sicherheiten

„Es kommt auf die Art der Bürgschaft an. Die höchste Sicherheit wird für Anzahlungsbürgschaften, eine mittlere für Vertragserfüllungsbürgschaften und eine geringe für Gewährleistungsbürgschaften verlangt“, sagt Manfred Seemüller von der Versicherungskammer Bayern (VKB). Besonders im Gewährleistungsbereich könne es auch mal vorkommen, dass ein Unternehmen die Mängelrüge eines Auftraggebers nicht akzeptiere. Dann kommt es entscheidend auf den Wortlaut der Bürgschaft an. In der Regel kann der Versicherte in so einem Fall gegen die Auszahlung der Bürgschaft ein Veto einlegen. Dann muss der Auftraggeber den Schaden vor Gericht beweisen. „Es ist aber auch möglich, dass der Bürge erst zahlen muss und dann der Prozess folgt“, erläutert Achim Scheib, Experte für Bürgschaftspolicen bei der Wiesbadener R+V Versicherung. Doch dieser Fall ist eher untypisch für die Bürgschaftsversicherung. „In der Regel wird sie nur fällig, wenn das Unternehmen in die Insolvenz geht“, sagt Scheib.“

Bank schränkt Liquidität ein

Beim klassischen Bank-Bürgschaftsvertrag reduziert jede von der Bank ausgestellte Bürgschaftsurkunde den vorhandenen Kreditspielraum, der dem Unternehmer zur Verfügung steht. So haben Gewährleistungsbürgschaften  eine Laufzeit bis zu fünf Jahren. Innerhalb dieser Zeit sammelt sich ein enormer Betrag an. Erst im sechsten Jahr entfallen die Bürgschaften des ersten Jahres. Beim klassischen Verfahren wird die Liquidität des Unternehmers erheblich eingeschränkt. „Das kann bis zu 20 Prozent des Jahresumsatzes ausmachen“, warnt VKB-Experte Seemüller.

Längst haben die Versicherer ihre Chance entdeckt und sind voll in das Geschäft mit Bürgschaftsversicherungen eingestiegen. „Versicherer behandeln Bürgschaftsrisiken anders. Sie kommen alle in einen Topf, aus dem Schäden bezahlt werden“, erklärt Blumensaat. Daher verlangen die Versicherer in der Regel nicht nur weniger Prämie, sondern bei kleineren Bürgschaftsrahmen auch weniger Sicherheiten.

„Der Wettbewerb gegen Banken hat die R+V, Hermes-Euler, Zurich, Axa, VHV und die Öffentlichen Regionalversicherer auf den Plan gerufen“, sagt Holger Schnittker, Bürgschaftsexperte und Versicherungsmakler aus Steinfeld. „Wir spüren eine deutliche höhere Nachfrage“, bestätigt auch Ulf Papke, Versicherungsmakler und Initiator des Internetvergleichsportals ­buergschaft24.de. Zudem sorge die hohe Nachfrage für günstige Konditionen. Der Onlinemakler berät auch persönlich über Telefon und E-Mail. Und er unterstützt Handwerker nicht nur, wenn sie von der Bank zur Versicherung wollen, sondern auch, wenn sie den Versicherer wechseln wollen, weil ein anderer bessere Konditionen bietet. „Eine eventuelle Umschuldung der Bürgschaft ist relativ einfach. Der Handwerker muss nur den Auftraggebern die neuen Bürgschaftsurkunden aushändigen“, erklärt Versicherungsmakler Papke.

Banken sind deutlich teurer

Wie gut eine Bürgschaftsversicherung gegenüber einem Aval-Kredit eines Kreditinstitutes abschneidet, zeigt ein Vergleich der VHV (siehe Musterrechnung, Seite 52). Bei einem Bankzins von 1,5 Prozent und einem Bürgschaftsrahmen von 100 000 Euro spart der Handwerker mit einer Assekuranz unter dem Strich rund 1900 Euro pro Jahr. Bei einem Zins von 2,5 Prozent sind es sogar schon 2900 Euro. Bei der VKB aus München kostet derzeit ein Bürgschaftsrahmen von 500 000 Euro rund 4800 Euro – der Zins liegt somit unter einem Prozent.

Doch neben Kosten und Kreditrahmen  gibt es noch einen anderen Grund, manch einer Bank den Rücken zu kehren. Die einzelnen Bürgschaftsurkunden müssen schnell ausgefertigt werden. Grund: Bis zur Vorlage der Bürgschaft darf der Auftraggeber einen Teil der Rechnungssumme als Sicherheit einbehalten. Besonders nach der ersten Rechnung, wenn der Handwerker schon in Vorleistung gegangen ist, tut es weh, wenn der Betrieb auf 10.000 Euro lange warten muss.

Üblicherweise werden nur 90 Prozent des Rechnungsbetrages überwiesen, wenn keine Bürgschaft vorliegt. Nach Abschluss der Arbeiten beginnt die Gewährleistungsbürgschaft, die dem Kunden finanziellen Schutz bei Mängeln gibt. Hier liegt die Kürzung zwischen zwei und fünf Prozent. Bei Banken und Sparkassen, so die Erfahrung vieler Handwerksunternehmer, muss man schon mal ein Vierteljahr auf die Ausstellung dert notwendigen Bürgschaft warten. Das ist für mittelständische Handwerksbetriebe einfach eine zu lange Wartezeit.

Natürlich prüfen die Versicherungsgesellschaften, wie auch die Banken, die Bonität des jeweiligen Handwerksunternehmens vor einem Vertragsschluss. „Die Konditionen sowie die Besicherung richten sich individuell nach der Bonität des Betriebs“, heißt es etwa bei der R+V. Dafür verspricht der Versicherer eine schnelle Prüfung, die bei kleineren mittelständischen Firmen höchstens zwei Tage dauern soll.

Bürgschaftsrahmen erweitern

Jede schwerwiegende wirtschaftliche Veränderung des Handwerksbetriebs muss der Versicherung angezeigt werden. Bleibt das Unternehmen gesund, erfolgt lediglich einmal im Jahr eine erneute Bonitätsprüfung und eine automatische Vertragsverlängerung.

Doch was passiert, wenn die Geschäfte brummen und der Bürgschaftsrahmen anzieht? „Dann übernehmen auch Versicherungen das Bürgschaftsrisiko nicht mehr zu 100 Prozent“, erläutert Horst Vogelgesang vom Apella Maklerpool aus Neubrandenburg. Doch der Spezialist für Versicherungskonzepte hat aus der Praxis heraus eine neue Lösung für Handwerksbetriebe entwickelt. „Wer beispielsweise 500 000 Euro Bürgschaftsrahmen braucht, der sollte diese Summe auf fünf Versicherer verteilen“, so Experte Vogelgesang.

Der Grund für dieses Vorgehen liegt auf der Hand: Zwar muss der Handwerksunternehmer beim Abschluss zusätzlicher Bürgschaftsversicherungen angeben, dass auf seinen Betrieb bereits Verträge laufen. Dennoch werden, solange die abgesicherte Summe unter 100.000 Euro bleibt, keine Sicherheiten von der Versicherung verlangt. Der Nachteil für den Handwerksbetrieb: Die Versicherungsprämie wird somit deutlich teurer.