Alle wichtigen Handwerksbranchen: Die Trends 2015

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Zukunftsperspektiven im Handwerk

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks rechnet für 2015 mit einem Umsatzwachstum von 1,5 Prozent. handwerk magazin hat bei den Fachverbänden nachgefragt, wo sie die Umsatzbringer 2015 sehen.

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    Umsatzbringer: Was Kunden in den wichtigsten Handwerksbranchen verstärkt nachfragen.
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    Elektromobilität: Steueranreize für Firmenautos sollen den noch trägen Markt ankurbeln.
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    Wohlfühloase: Kunden investieren immer häufiger in Luxus für das ­heimische Badezimmer.
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    Dry aged Steaks versetzen Fleischliebhaber in Verzückung und bringen Fleischern Umsätze.
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    Holzofenbrot steht für traditionelle Backkunst und schmeckt immer mehr Kunden.
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    Augenuntersuchungen: Screeningtests sind für Optiker ein interessantes Dienstleistungsangebot.

Bau  Nachfrage nach Wohnungen bleibt Konjunkturmotor

Fakten: Im Bauhauptgewerbe konnte die Umsatzentwicklung in den Sommermonaten 2014 nicht mehr auf dem Vorjahresniveau gehalten werden. Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes spricht von einer Beruhigung der Konjunktur. Die durchschnittliche Auslastung der Betriebe liegt bei 85 Prozent, die Auftragsreichweite bei 8,7 Wochen.

Trends: Die geplante Pkw-Maut spült jährlich 55 Milliarden Euro in die Kassen des Staates. Das wird Investitionen in den Straßenbau und Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen bringen.Die gewerblichen Hochbaumaßnahmen werden laut Studie von Ernst & Young 2015 um drei Prozent steigen, der Wohnungsbau wird um 2,5 Prozent steigen. Das Klimaschutzprogramm bringt Investitionen in energetische Sanierung.

Elektro: Energieeffiziente Kleinanlagen für Strom und Wärme

Fakten: Laut der aktuellen Konjunkturumfrage des Zentralverbands der Elektrohandwerke beurteilen 92,8 Prozent der Handwerksunternehmen ihre Geschäftslage positiv (55,3 Prozent gut, 37,5 Prozent befriedigend). Damit wird der Vorjahreswert wieder erreicht. Für die Zukunft herrscht Zuversicht, das hohe Niveau zu halten oder gar auszubauen. Die Betriebsauslastung liegt bei 84 Prozent.

Trends: Gefragt sind bei Privat- und Geschäftskunden Lösungen zur Steigerung der Energieeffizienz sowie für ein kostensparendes Energiemanagement. Zum Beispiel Kleinanlagen zur Energieerzeugung für den Eigenverbrauch oder Speicherlösungen für selbst erzeugten Strom. Im Smart-Home-Markt sind Lösungen gefragt, die das eigene Zuhause und gewerbliche Gebäude energieeffizienter, komfortabler und sicherer machen. Mit Blick auf den demografischen Wandel ­rücken Lösungen für generationenübergreifendes und altersgerechtes Wohnen (AAL, Ambient Assisted Living) stärker in den Fokus. Bei der Elektromobilität hofft die Branche auf Regierungspläne, eine Sonderabschreibung für gewerbliche Elektrofahrzeuge einzuführen. Bei der Beleuchtung sind LED-Systeme gefragt, die über digitale Steuerungen unterschiedlichste Lichtstimmungen erzeugen.

SHK: Die Brennstoffzelle setzt sich ­langsam als Heizung durch

Fakten: Laut Zentralverband Sanitär Heizung Klima liegt der Auftragsbestand der Betriebe bei 9,1 Wochen. Insbesondere das Sanierungsgeschäft von Bädern und der Kundendienst sind die treibenden Faktoren dieses positiven Konjunkturverlaufes.

Trends: Das Bad als Wohlfühloase mit bodengleicher Dusche, viel Glas, Dusch-WC und Dampfkabine ist Kunden viel Geld wert. Im Wohnungsbau verstärkt sich die Nachfrage nach Systemen zur kontrollierten mechanischen Lüftung, vor allem mit Wärmerückgewinnung. Bei Heizung sind Brennwertgeräte Standard, Niedertemperaturkessel für Öl und Gas werden ­bedeutungslos. Spätestens mit der Einführung des Energielabels im September werden diese Geräte nur noch für Gasetagenheizungen als Notlösung akzeptiert. Gaswärmepumpen werden als Nach­folgeprodukte des Brennwertgerätes den Status als innovative Technik übernehmen. Brennstoff­zellen werden als High-End-Produkte (sehr langsam) in den Markt kommen.

Tischler: Das Unikat als Blickfang für die Wohnungseinrichtung

Fakten: Die hohe Nachfrage hat nach Angaben des Bundesinnungsverbandes Tischler Schreiner zu gut gefüllten Auftragsbüchern geführt. Die Auftragsreichweite liegt aktuell bei 7,2 Wochen.

Trends: Hoch energieeffiziente Fenster in Alu-Holz-Kombination oder Kunststoff und Türen sind vor allem bei Renovierern beliebt. Beim Wohnen geht der Trend zum hochwertigen Unikat vom Handwerker sowie zu individuellen Lösungen für Stauräume. Einbruchschutz spielt vor allem bei der älteren Generation eine zunehmende Rolle.

Bäcker: Holzofenbrot für Kunden mit Nostalgiebedürfnis

Fakten: Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks geht von leicht steigenden Umsätzen bei den Betrieben aus, der Wettbewerbsdruck der Discounter wird allerdings steigen.

Trends: Kunden wollen verstärkt geschmacksintensive Holzofenprodukte und geben dafür auch mehr Geld aus. Beim Außer-Haus-Verzehr werden neben Frühstück auch die Mittags- und Abendgastronomie gut angenommen, insgesamt verzeichnet die Branche einen Trend zur Gastronomisierung mit Sitzbereichen in den Läden. Spezielle Nahrungsmittel für Personen mit Unverträglichkeit oder Allergien werden immer häufiger in Bäckereien gekauft.

Fleischer: Dry-Aging-Fleisch für ­anspruchsvolle Hobbyköche

Fakten: Die Umsätze sind nach Berechnungen des Deutschen Fleischerverbandes stabil, die Rohstoffpreise sind gesunken, was sich positiv auf die Ertragslage der Unternehmen auswirkt.

Trends: Das stärkste Entwicklungspotenzial erwarten viele Fleischer-Fachgeschäfte vom Bereich Imbiss und „heiße Theke“. Bei Fleisch geht die Nachfrage zu regionaler Herkunft, aber auch zu besonderen Tierrassen oder „Dry Aging“, also langer Reifezeit. Der Onlinehandel funktioniert vor allem mit ­regionalen Spezialitäten.

Metall: 3D-Druck für Einzelanfertigung und Reparaturen

Fakten: Erwarteten laut Bundesverband Metall im Frühjahr 2014 mehr als ein Drittel eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage, sind es aktuell nur noch 23 Prozent der Betriebe.

Trends: Im Bereich Metallbau haben Wartungsarbeiten Steigerungspotenzial, hier muss die Branche bei Kunden noch Aufklärungsarbeit leisten. In der Feinwerktechnik geht es in Richtung ­Industrie 4.0, zum Beispiel mit 3D-Druckern für Reparatur und Einzelanfertigungen.

Kfz: Komplette Mobilitätspakete mit Rundum-Service

Fakten: 4,1 Prozent mehr Pkw-Neuzulassungen und ein gut ausgelastetes Werkstattgeschäft, dafür leichte Rückgänge im Gebrauchtwagengeschäft sind die Perspektiven für die Branche.

Trends: Autofahrer wollen vom Kfz-Gewerbe immer häufiger komplette Mobilitätspakete, die Kfz-Versicherungen und Kreditschutzbriefe mit einschließen und sich über Garantie- und Reparaturversicherungen bis hin zu Serviceleistungen bezüglich Wartung, Verschleiß und Reifen erstrecken. Im Werkstattgeschäft sind saisonale Aktionen wie Reifenwechsel Umsatzbringer.

Friseure: Gesunde Haarfarben vom geprüften Coloristen

Fakten: Ein moderates Plus bei den Umsätzen von 1,3 Prozent zeigt, dass sich das Friseurhandwerk seit Jahren unverändert von der konjunkturellen Großwetterlage entwickelt. Allerdings wächst der Wettbewerbsdruck, vor allem durch die steigende Zahl von Mikrobetrieben.

Trends: Haarfarbe bleibt auch 2015 der Umsatztreiber im Friseurhandwerk. Die Angebote in den rund 80 000 Friseursalons in Deutschland reichen dabei von semipermanenten Haarcolorationen bis zu besonders haarschonenden Technologien. Salons mit einem Coloristen (gibt es als Fortbildung beim Verband) verzeichnen bis zu 25 Prozent Umsatzplus.

Augenoptiker: Spezialbrillen für Hobby und Bildschirmarbeit

Fakten: Bei den mittelständischen Betrieben stagnieren die Umsätze, die Stückzahlen gehen zurück. Nimmt man in die Gesamtstatistik die großen Filialisten dazu, kommt der Zentralverband der Augenoptiker derzeit auf drei Prozent Umsatzplus.

Trends: Gefragt sind „Spezialbrillen“, zum Beispiel für Sport, Lesen oder Hobby. Ein Besonderes unter diesen Produkten ist die Bildschirmbrille oder Bildschirmarbeitsplatzbrille, hier gibt es schon spezielle Modelle für Smartphone-Nutzer. Bei den Dienstleistungen verstärkt sich die Nachfrage der Kundschaft weiterhin in Richtung optometrische Dienstleistung. Dazu zählen spezielle Screeningtests zum Erkennen von Auffälligkeiten und ausführliche Augenprüfungen.