Branchen-Check: Hörgeräteakustiker

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Das Gewerk sorgt derzeit für hervorragende Zahlen – und verzögert mit seinen Produkten sogar das Vergessen.

Gehör aus dem 3D-Drucker: Widex produziert mithilfe eines lasergesteuerten, stereolithografischen Verfahrens passgenaue Schalen für Im-Ohr-Hörsysteme. - © Widex

Die Branche

Die Tätigkeit der Hörgeräteakustiker verlangt neben handwerklichen auch medizinische und soziale Kenntnisse. Diese Komplexität zeigt alleine schon die hohe Anzahl an Abiturienten in der Branche: Etwa die Hälfte der Mitarbeiter wäre hochschulzugangsberechtigt. Zudem ist der Beruf mit 60 Prozent Frauenquote mehrheitlich weiblich geprägt. Derzeit arbeiten in etwa 2060 Betrieben circa 14 000 Beschäftigte.

  • Fakten
  • 2060
    Betriebe
    14 000
    Beschäftigte
    1,5 Mrd.
    Euro Gesamtumsatz

Der Betriebsvergleich

Die drei Großfilialisten Kind (532 Filialen), Geers (453 Filialen) und Amplifon (203 Filialen) betreiben gut ein Fünftel der 5600 Fachgeschäfte und sorgen mit etwa 301 Millionen Euro für gut 20 Prozent des Branchenumsatzes. Die restlichen knapp 80 Prozent erzielen kleinere Mittelständler mit jeweils weniger als 70 Filialen.

Die Konjunktur

Etwa 14 Millionen Deutsche leiden laut Bundesinnung an Hörbeeinträchtigungen. 2014 gab die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) deshalb 965 Millionen Euro für Hörgeräte aus und steigerte damit den Umsatz der Hörgeräteakustiker durch die GKV um 65,32 Prozent gegenüber 2013. Im Vergleich zu 2010 kletterte dieser Wert sogar um fast 100 Prozent. Grund ist die Verdoppelung des Festbetrages für die Versorgung gesetzlich versicherter Schwerhöriger im November 2013 auf 785 Euro. Der Rest des Gesamtumsatzes setzt sich aus Geldern der Privaten Krankenversicherung in der Höhe von geschätzt 150 Millionen Euro und privaten Ausgaben von etwa 385 Millionen Euro zusammen.

Die Aussichten

Die Krankenkassen zahlen nicht ohne Grund – Geriatrie-Experten warnen vor einem erhöhten Demenz-Risiko durch einen Abbau von Nervenverbindungen bei unbehandelter Hörschwäche: In den USA werden dagegen bereits Spezial-Hörtrainings zur Nervenstimulation angeboten. Aus Dänemark drängt zudem das 3D-Druckverfahren „Camisha“ (Computer Aided Manufacturing of Individual Shells for Hearing Aids) auf den Markt. Die patentierte Weltneuheit erschafft aus einem Abdruck des Ohr-Innenbereichs ein unsichtbares und perfekt angepasstes Hörgerät aus bioverträglichem Material.