Blick fürs Wesentliche

Betriebsorganisation Wer produktiver arbeiten möchte braucht weder ein teures Management-System noch einen Sklaventreiber. Etwas mehr Ordnung reicht völlig.

Blick fürs Wesentliche

Fünfzehn Prozent mehr Leistung durch bessere Oganisation? Wie die meisten seiner Kollegen war auch Lars Lohse zunächst skeptisch, als Lagerspezialistin Doris Paulus bei einem Seminar die Auswirkungen einer effizienteren Betriebsorganisation knallhart vorrechnete. Einige Monate später, als er gemeinsam mit der fränkischen Beraterin das System des Paulus-Lagers eingeführt hatte, erlebte er das Phänomen selbst: „Meine Mitarbeiter waren plötzlich einen halben Tag früher fertig, als ich kalkuliert hatte, da war ich wirklich super überrascht“, erinnert sich der Tischlermeister im norddeutschen Kisdorf.

Doris Paulus, Erfinderin des nach ihr benannten Lagersystems, kennt als Diplomingenieurin mit Meisterbrief die Vorbehalte ihrer Berufskollegen mindestens genauso gut wie die Schwachstellen in den Betrieben: „Oft gibt es keinen zentralen Lagerort und das Material ist über die ganze Produktionsfläche verteilt.“ Wird dann ein bestimmtes Teil benötigt, beginnt die Sucherei. Die, so Paulus´ Erfahrung, nicht selten damit endet, dass der Mitarbeiter zum Chef geht, weil das Material erst einmal bestellt werden muss.

Teure Suchzeiten, verärgerte Kunden

Die unangenehmen Folgen für den Betrieb: Chef und Mitarbeiter verschwenden kostbare Arbeitszeit und die Kundenaufträge werden nicht mehr termingerecht erledigt. Passiert das mehrfach, kann auch die sorgfältigste Kalkulation nicht verhindern, dass der Auftrag ins Minus läuft. „Das geht schnell, da die Margen im Handwerk nicht mehr so üppig sind wie früher“, weiß Paulus.

So kommt es nach ihrer Erfahrung immer häufiger vor, dass auch Unternehmen mit einer ordentlichen Auftragslage kaum Gewinne einfahren. Betroffen seien vor allem Kleinbetriebe, da dort die Materialkosten in Relation zum Umsatz einen großen Anteil haben. Genau hier, so Doris Paulus, setzt ihr System an: „Die Ersparnis bei Lohn und Material wirkt sich direkt auf den Gewinn aus.“ Zehn bis fünfzehn Prozent Steigerung erreichen ihre Kunden im Durchschnitt, was sich zugleich positiv auf die Liquidität auswirkt. Inzwischen wird Doris Paulus auch von Steuerberatern und Bankern gebeten, bei ihren Klienten Liquidität und Rating zu verbessern. Solche Aufträge nimmt sie jedoch nur an, „wenn der Unternehmer auch voll hinter dem Projekt steht“.

Bei Sonja und Lars Lohse war das kein Problem. Beide hatten nach der Übernahme von den Eltern das Gefühl, „auf der Stelle zu treten“. Mit der Prozessoptimierung haben sie nicht nur Suchzeiten und Materialkosten verringert, sondern können schnell und flexibel auf Kundenanfragen reagieren. Hinzu kommt, dass sich auch das Erscheinungsbild verbessert hat: „Ich werde oft sogar von Kunden angesprochen, wie ordentlich es bei uns ausschaut“, freut sich der Tischlermeister. Natürlich sei die Investition von rund 15000 Euro für das auf sechs Monate angelegte Projekt nicht unerheblich, doch Lohse konnte trotz nur leicht steigender Umsätze seinen Gewinn im Vergleich zum Vorjahr bereits merklich verbessern. Hinzu kommt ein deutliches Plus an Lebensqualität für den Chef. Da alles seinen Platz hat und die Mitarbeiter ihre Bestellungen weitestgehend selbst abwickeln, schafft das System zusätzliche Freiräume für sein Hobby. „Im November war ich zwei Wochen bei einem Feuerwehrlehrgang, das wäre früher kaum möglich gewesen.“

Zum Online-Selbsttest gelangen Sie über die Link-Liste in der linken Spalte neben diesem Beitrag.

kerstin.meier handwerk-magazin.de