Arbeitgebermarke Bewertungsportale: Mit guten Noten Bewerber anlocken

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Wer als handwerkliche Fachkraft einen neuen Job sucht, hat heute meist mehrere Alternativen. Bei der Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber spielen Bewertungsportale wie Kununu eine immer größere Rolle. Wie Sie als Handwerksbetrieb clever mit den Urteilen im Netz umgehen.

Raumausstatter Holger Schmidt
Raumausstatter Holger Schmidt in Meißen legt großen Wert auf eine positive Feedback-Kultur in seinem Betrieb. - © Stephan Floss

„Mitarbeiter loben!“ – das hat sich Holger Schmidt für jeden Tag als To-do in seinen Terminplaner eingetragen. Der Inhaber des Raumausstattungs-Unternehmens Teppich Schmidt in Meißen legt großen Wert auf positives Feedback. „Sonst geht man oft nur zu den Kollegen, wenn man etwas zu meckern hat. Das wollen wir hier nicht“, erklärt der gelernte Bodenleger. Auf Arbeitgeberbewertungsportalen läuft das leider ganz anders – eine positive und konstruktive Feedback-Kultur ist dort nicht selbstverständlich. Auf den Portalen lassen vor allem unzufriedene Ex-Mitarbeiter oder Bewerber, die von einem Unternehmen nicht genommen wurden, ihrem Frust freien Lauf. Das Unternehmen von Raumausstatter Schmidt hat auf Kununu immerhin 3,99 von 5 möglichen Sternen. Die Kommentare reichen von „Bei Gott nie wieder“ bis „zukunftsorientiertes Unternehmen mit modernem Führungsstil“. Die Bewertungen sind alle anonym. Aber: Was bedeutet dieses gemischte Bild auf der Bewertungsplattform nun für das Image des Unternehmens – und für seine Chancen, neue Mitarbeiter zu finden?

Bewertungsportale - Spiegelbild oder Zerrbild?

Fakt ist: Immer mehr Menschen schauen sich solche Online-Bewertungen an. Denn sie versprechen Bewerbern, ein realistisches Bild vom Arbeitsalltag und der Unternehmenskultur zu vermitteln. Auf Kununu, der größten Bewertungsplattform in Deutschland, können Mitarbeiter, Bewerber und Auszubildende Sternchen für aktuelle oder ehemalige Arbeitgeber in verschiedenen Kategorien verteilen. Aus allen abgegebenen Bewertungen errechnet die Plattform eine Durchschnittsnote. Zusätzlich sollen die Bewerter angeben, ob sie den Arbeitgeber weiterempfehlen. Bei Teppich Schmidt tun das immerhin 50 Prozent.

Kununu ist nicht die einzige Plattform dieser Art in Deutschland, aber die mit Abstand erfolgreichste. Zu rund 300.000 deutschen Unternehmen gibt es mehr als zwei Millionen Erfahrungsberichte. Bei Konkurrenz-Plattformen wie Glassdoor, Companize und Stepstone sind deutlich weniger Unternehmen vertreten. Wie groß ein Unternehmen ist, spielt für die Plattform keine Rolle – doch im Schnitt sind es vor allem größere Betriebe, die dort bewertet werden. Die zahlen oft auch eine monatliche Gebühr von mehreren Hundert Euro im Monat, um sich auf den Plattformen möglichst positiv zu präsentieren.

Allgemein kann jeder eine Bewertung zu einem Unternehmen hinterlassen, auch wenn der Betrieb sich nicht selbst aktiv bei der jeweiligen Internetseite registriert hat. Für Unternehmen erhöht das den Druck, sich mit diesen Portalen auseinanderzusetzen und aktiv dafür zu sorgen, dass möglichst viele Mitarbeiter dort ihre Meinung kundtun. Denn je weniger Bewertungen es insgesamt zu einem Unternehmen gibt, desto stärker fallen negative Einschätzungen und Kommentare ins Gewicht. Wenn ein einziger unzufriedener Mitarbeiter den Betrieb mit nur einem Stern bewertet und ihn nicht weiterempfiehlt, bleibt dieses Ergebnis so stehen – und prägt das Bild des Unternehmens.
Arbeitgeber sollten solche Plattformen deswegen nicht ignorieren . Besonders Kununu wird bei den Google-Ergebnissen sehr weit oben angezeigt. Somit sehen nicht nur potenzielle Mitarbeiter, sondern auch Kunden solche vernichtenden Urteile. Wer nicht jeden Tag von Hand nachschauen will, was sich auf den Bewertungsportalen tut, der kann sich einen sogenannten Google-Alert zum Unternehmen einstellen. Dann schickt die Suchmaschine jedes Mal eine Mail, wenn es einen neuen Google-Treffer zum Namen des Unternehmens gibt.

Wichtig für das Image: Negatives schnell kommentieren

Entdecken Arbeitgeber eine schlechte Bewertung, ist schnelles Handeln angesagt. Zuerst müssen Chefs klären: Ist die schlechte Bewertung gerechtfertigt oder stehen darin Lügen? Ist ein Mitarbeiter einfach nur unzufrieden gewesen und hat das in der Bewertung festgehalten, dann müssen Unternehmer dies akzeptieren: Solche öffentlichen Bewertungen sind von der Meinungsfreiheit gedeckt. Trotzdem sollten Arbeitgeber auf solche Bewertungen reagieren, zum Beispiel indem sie in einer Antwort auf die schlechte Bewertung Stellung zu der Kritik beziehen und am besten ein persönliches Gespräch anbieten.

Denn besonders negative Kommentare haben Einfluss darauf, ob sich jemand bei dem Unternehmen bewirbt oder nicht. Eine Umfrage der Beratungsgesellschaft von Rundstedt zeigt: Bei negativen Bewertungen verzichten 39 Prozent auf eine Bewerbung. Bei den unter 18- bis 29-Jährigen sind es sogar 50 Prozent. Online-Bewertungen haben zudem auch Einfluss auf die aktuellen Mitarbeiter. Laut Studie ist es 32 Prozent peinlich, wenn ihr Arbeitgeber schlechte Bewertungen aufweist, 18 Prozent ziehen deswegen sogar eine Kündigung in Betracht.

Unzufriedene Mitarbeiter meckern häufiger

Zwei Drittel der Befragten sind sich allerdings auch bewusst, dass die Ergebnisse durch frustrierte Mitarbeiter verzerrt werden können. „Die Motivation, eine Bewertung zu schreiben, ist bei unzufriedenen Mitarbeitern am höchsten“, sagt Sophia von Rundstedt, Geschäftsführerin der gleichnamigen Beratungsgesellschaft. Bei den Bewertungen ihres eigenen Unternehmens verfolgt Rundstedt den Ansatz: je mehr Bewertungen, desto besser. „Für ein realistisches Bild regen wir unsere Mitarbeiter dazu an, uns auf solchen Portalen zu bewerten“, sagt von Rundstedt. „Dann fällt die eine negative Bewertung nicht mehr so ins Gewicht.“

Auch Bodenleger Holger Schmidt hat sich schon über schlechte Bewertungen geärgert: „Wir mussten einen Mitarbeiter nach zwei Monaten entlassen, weil er sich leider als komplette Fehleinstellung erwiesen hat.“ Die Kündigung nahm der Ex-Mitarbeiter zum Anlass für eine Racheaktion per Bewertungsportal . „Rund zwei Wochen später haben wir auf einmal mehrere vernichtende Bewertungen auf Kununu gehabt“, erzählt Schmidt. Zur Wehr gesetzt hat er sich damals nicht. Rechtlich hätte er das allerdings tun können, erklärt Rechtsanwalt Matthias Hechler. Denn wer eine Bewertung auf Kununu abgibt, muss nachweisen können, dass er mindestens als Bewerber Kontakt mit dem Unternehmen hatte oder dort gearbeitet hat. Sollte also wirklich der eine Mitarbeiter mithilfe von mehreren Mailadressen Bewertungen abgegeben haben, wäre das unzulässig.

Ihre Rechte als Arbeitgeber : Lügen muss keiner hinnehmen

Veröffentlicht ein Bewerter Lügen über das Unternehmen, können diese dagegen vorgehen. Dafür müssen sich Unternehmer zuerst an die jeweilige Plattform wenden und entsprechend argumentieren. Je nach Sachlage steht das Unternehmen oder der Ersteller der Bewertung in der Beweispflicht, erklärt Rechtsanwalt Hechler: „Sagt der Bewerter zum Beispiel, dass die Mitarbeiter immer bis 20 Uhr arbeiten, muss der Unternehmer das Gegenteil beweisen können.“ Bei Tatsachenbehauptungen muss also das Unternehmen den Beweis liefern, dass diese nicht stimmen. Sobald Lügen zusätzlich ehrenrührig werden, ist es umgekehrt: „Schreibt der Anonyme zum Beispiel, der Chef sei vorbestraft, muss er das beweisen können“, sagt Hechler. Stellt sich die Behauptung als falsch heraus, müssen die Plattformen diese in beiden Fällen löschen.

Mit Bewertungen clever umgehen

Ob Sie es gut finden oder nicht, auf Kununu & Co. kann jeder jedes beliebige Unternehmen bewerten, Größe, Region und Branche spielen dabei keine Rolle. Deshalb sollten Sie im Blick haben, was andere über Sie sagen, und darauf angemessen reagieren.

  • Mitarbeiter motivieren
    Wenn Sie potenziellen Mitarbeitern einen möglichst aktuellen und genauen Einblick in das Unternehmen geben möchten, können Sie Ihre aktuellen Mitarbeiter zu Bewertungen aufrufen. Diese können dann anonym Feedback geben und trauen sich über die Online-Seiten womöglich auch, interne Probleme anzusprechen, was
    ihnen im persönlichen Gespräch mit dem Chef vielleicht schwerfällt. Verlässt ein Mitarbeiter das Unternehmen im Guten, können Sie auch hier noch mal um eine abschließende Bewertung bitten.
  • Gespräch anbieten
    Einige Bewerber und ehemalige Mitarbeiter nutzen Bewertungsplattformen für eine Abrechnung und verteilen übertrieben schlechte Noten. Auf solche Bewertungen sollten Sie immer mit einer Nachricht auf der jeweiligen Plattform eingehen. Stellen Sie Ihre eigene Sicht dar und bieten Sie ein persönliches Gespräch an. Bleiben Sie in dem Kommentar freundlich und gehen Sie nicht auf Konfrontationskurs.
  • „Danke“ sagen
    Sich für gute Bewertungen zu bedanken ist ein leichtes Spiel. Aber auch bei schlechteren Bewertungen lohnt es sich. Wenn der anonyme Bewerter sich Zeit genommen hat und konstruktive Kritik übt, sollten Sie sich auch hier für das Feedback bedanken. Das wirkt professionell und zeigt, dass Probleme von Mitarbeitern im Unternehmen ernst genommen werden.
  • Löschen lassen
    Wenn in einer Bewertung Lügen veröffentlicht oder Sie und das Unternehmen beleidigt werden, können Sie diese löschen lassen. Als ersten Schritt sollten Sie die Bewertung dem jeweiligen Portal melden. Hilft das nicht, können Sie einen Anwalt einschalten.

Die wichtigsten Arbeitgeberbewertungsportale für Unternehmer

Grundsätzlich ist die Abgabe von Bewertungen für Mitarbeiter und ehemalige Mitarbeiter genauso kostenfrei wie die Aufnahme eines Unternehmens in das Portal. Wer mit einem eigenen Profil zusätzlich Bewerber anlocken will, muss dafür jedoch extra zahlen. Wie viel genau, verraten die Portale oft nur auf konkrete Anfrage eines Unternehmens. Merkwürdig für Anbieter eines Geschäftsmodells, die eigentlich Transparenz schaffen wollen.

NameGrösseWichtige Kriterien für die BewertungZusatzfunktion für ArbeitgeberPreise
Kununu Kununu ist die größte Plattform für Arbeitgeberbewertungen in Deutschland. Derzeit sind 237.251 deutsche Betriebe auf der Seite registriert. 2.674 Unternehmen haben als Branche „Handwerk“ angegeben.Bei Kununu gibt es den Karriere- und den Wohlfühlfaktor. Zusätzlich können Mitarbeiter angeben, ob sie das Unternehmen weiterempfehlen.Unternehmer können bei Kununu gratis auf Bewertungen antworten. Wer Fotos integrieren und auf Statistiken zugreifen möchte, muss bezahlen. Kununu nennt die Preise für sogenannte Employer Branding Profile nur auf Anfrage. Der Preis richtet sich dabei nach der Unternehmensgröße.
Stepstone Bewerber finden auf Stepstone
derzeit Informationen zu rund 30.000 Arbeitgebern.
Wichtig bei den Stepstone-Bewertungen sind unter anderem die Lage des Unternehmens inklusive Verkehrsanbindung, Unternehmenskultur sowie die Work-Life-Balance.Die eigentliche Stärke Stepstones ist der Stellenmarkt. Wer hier eine Anzeige schaltet, kann bei Bewerbern direkt mit guten Bewertungen punkten. Auf die Kommentare können Unternehmer nicht antworten.Wer auf Stepstone für eine Stellenanzeige bezahlt, kann kostenlos ein Unternehmensprofil freischalten. Die Suche nach Auszubildenden kostet 95 Euro pro Anzeige, bei allen anderen Anzeigen werden 920 Euro fällig.
Glassdoor Auf der US-amerikanischen Plattform sind insgesamt mehr als eine Million Unternehmen registriert. Zahlen nur für Deutschland gibt es nicht. Glassdoor hat keine festen Kriterien. Wer eine Bewertung abgibt, schreibt lediglich Pros und Kontras auf und kann zusätzlich einen „Rat an das Management“ erteilen.In der kostenlosen Variante von Glassdoor können Unternehmer auf Bewertungen antworten und das eigene Profil mit dem eigenen Logo und Fotos gestalten.

Die Preise richten sich nach der Unternehmensgröße und Mitarbeiterzahl.
Companize Companize gibt keine genauen
Zahlen preis. Auf Anfrage heißt es ­lediglich, dass mehrere Tausend
Unternehmen registriert seien. Laut Firmensuche sind 28 Handwerksbetriebe registriert.
Mitarbeiter können bei Companize zum Beispiel angeben, wie sehr ihnen die Arbeitszeiten und ihre Tätigkeit gefallen. Die Bewertungskriterien sind sehr detailliert.Handwerksbetriebe können auf
Companize auch kostenlos ein eigenes Profil mit eingeschränkten Funktionen anlegen und zum Beispiel News aus dem Unternehmen hinzufügen. Kommentare sind nicht möglich, da die Bewerter nur Punkte vergeben.
Die Preise für ein Firmenprofil richten sich nach der Anzahl der Mitarbeiter. Unternehmen mit bis zu 20 Mitarbeitern zahlen 99 Euro pro Monat. Bei 21 bis 100 Mitarbeitern kostet ein Profil 299 Euro.