Betriebsversicherung: Jetzt Prämien einsparen

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Die Gewerbeversicherung ist im Umbruch. Die ­Prämien sinken oder sind verhandelbar. Handwerker sollten ihren Versicherungsschutz jetzt aktiv nachverhandeln.

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    „Dass ich meine Firmenimmobilien nicht separat versichern muss, hat mir bisher niemand gesagt.“ Holger Hartwigsen, ­Kfz-Meister und Geschäftsführer vom Renault-Autohaus Hartwigsen in Steinbergkirche bei Flensburg.
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    Kfz-Meister Holger Hartwigsen (re.) hat seine Betriebsversicherungen von Versicherungsmakler Dieter Lehmann analysieren lassen. Das Ergebnis: besserer Schutz für weniger Geld.
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    „Bei Handwerksbetrieben haben wir oft zu geringe Deckungssummen in der Haftpflichtversicherung.“ Volker Premm, ­Versicherungsmakler und Geschäftsführer ­SecuRat in Ratingen.

Bei der Versicherung am Ball zu bleiben lohnt sich. Holger Hartwigsen, Kfz-Meisters und Autohändler, hörte von seinen Versicherungen, der Dolleruper Freien Brandgilde und der VHV-Versicherung, bisher nur wenig. Immer wieder wollte der Handwerker, der in Steinbergkirche bei Flensburg eine Kfz-Werkstatt und ein Renault-Autohaus betreibt, seinen Schutz für den Betrieb auf den Prüfstand stellen. Und er hatte allen Grund dazu. Es stellte sich heraus, dass seine Betriebsversicherungen Lücken aufwiesen und zu teuer waren. „Es ist ja schön, wenn die Gebäude ordentlich abgesichert sind. Doch dass ich meine Firmenimmobilien gar nicht separat hätte versichern müssen, hat mir bisher niemand gesagt“, ärgert sich der Autofachmann. Aufgedeckt wurden die Probleme von Dieter Lehmann, der für den Versicherungsmakler Nordias aus Kiel unterwegs war und im Autohaus direkt mit dem Chef sprach. Er überprüfte den gesamten Versicherungsschutz des Betriebs. Mit sehr gutem Erfolg.

Neue Angebote einholen lohnt sich

So konnte die Dolleruper Freie Brandgilde überredet werden, die Versicherung für das gewerbliche Wohngebäude und das Geschäftshaus aufzuheben. Denn Lehmann wollte den gesamten Firmenschutz komplett neu ausschreiben. Angefragt wurden die Versicherer Nürnberger, deren Tochter Garanta, die Helvetia und die Alte Leipziger. Mit einer besseren Absicherung für den Betrieb und deutlich günstigeren Prämien entschied sich Hartwigsen für die Garanta. Ausschlaggebend war, dass die Komplettpolice der Garanta die Absicherung der gesamten Betriebseinrichtung und der Gebäude zum Neuwert enthält. Zudem ist die Betriebshaftpflicht nun mit einer deutlich höheren Leistung versehen.

Selbstbeteiligung senkt die Prämie

Für die Kfz-Handel- und Handwerk-Police liegt der Höchstschutz jetzt bei 100, statt bei 50 Millionen Euro. Für Autohäuser ist der Schutz absolut notwendig. Der Schaden am Kundenfahrzeug wird von der Kaskoversicherung für Kfz-Handel und -Handwerk gedeckt, sofern Vollkaskodeckung abgeschlossen wurde. Der Vertrag von Hartwigsen enthält eine Selbstbeteiligung von 1000 Euro. Denn ein überschaubares Risiko sollte der Handwerker selbst tragen. Das senkt die Jahresprämie für den Handwerksbetrieb erheblich. Höhere Beteiligungen von 2000 oder 5000 Euro pro Schaden sind auch möglich. Beim Autohaus Hartwigsen sind künftig zudem unvorhergesehene Ereignisse sowie Brems-, Betriebs- und Bruchschäden mitversichert. „Trotzdem zahlt Herr Hartwigsen künftig rund 2000 Euro weniger Prämie im Jahr“, wie Versicherungsmakler Lehmann vorrechnet.

Versicherer zeigen sich flexibel

Prüfen lohnt sich also. Denn 2015 gilt der Versicherungsmarkt für Firmenversicherungen als „weich“. Schon im vorigen Jahr gab es laut dem Hamburger Makler Aon im Schnitt nur Beitragserhöhungen von rund drei Prozent, wie das Unternehmen in seinem Marktreport 2015 festhält. Schwierigkeiten könnte es aber mit Firmen- und Geschäftsgebäude geben, die ihre besten Jahre schon hinter sich haben. „Hier gibt es teilweise hohen Sanierungsbedarf“, warnt Thomas Billerbeck, Versicherungsmakler und früherer Vizepräsident des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK). Die gesamte Sparte sei durch Hagel-, Sturm- und Leitungswasserschäden defizitär. „Daher gibt es vermehrt Änderungskündigungen“, so Billerbeck. Sei der Unternehmer nicht bereit, eine höhere Prämie oder eine erweiterte Selbstbeteiligung zu tragen, wird der Vertrag von der Versicherung beendet. „Wir können hier aber meist etwas machen“, so Billerbeck. Zum einen gebe es noch eine ganze Reihe von Versicherungen, die Gebäuderisiken anders bewerten würden. Zum anderen helfe oft ein gemeinsamer Blick mit dem Anbieter in die Schadenhistorie des Kunden.

Alternativ kann der Versicherungsschutz um zusätzlichen Elementarschutz erweitert werden. Klassisch sind nämlich nur Sturm- und Hagelschäden versichert. Mit erweitertem Elementarschutz erhält man unter anderem eine Absicherung gegen Überschwemmung, Stark-regen und Schneelast auf Dächern. „Trotz der immer stärkeren Wetterkapriolen wird das Risiko immer noch unterschätzt“, glaubt Volker Premm, Geschäftsführer SecuRat und als Versicherungsmakler spezialisiert auf Handwerksbetriebe, in Ratingen.

Risiken aufdecken

Insgesamt können sich Handwerker freuen. Denn um ihre Gunst herrscht reger Wettbewerb. Daher gibt es große Leistungs- und Prämienunterschiede. Das sollten Unternehmer nutzen. „Auch sehr guter Versicherungsschutz kann 2015 deutlich günstiger abgeschlossen werden“, prognostiziert Experte Premm.

Eine neue Ausschreibung, wie sie das Autohaus Hartwigsen gemacht hat, ist somit auch für andere Handwerksbetriebe empfehlenswert. Dabei zählt nicht nur die Prämienersparnis. Es gilt auch schlummernden Risiken auf die Spur zu kommen. „Im Firmenversicherungsschutz von Handwerksbetrieben treffen wir leider immer noch auf unzureichende Versicherungssummen in der existenziellen Sach- und in der Haftpflichtversicherung“, so Premm. Im Schadensfall ist der Handwerker unterversichert und muss mit deutlich weniger Entschädigung rechnen. Zudem stellen Experten immer wieder fest, dass berufsspezifische Deckungserweiterungen, wie der Einschluss von Tätigkeitsschäden, von Lohnbearbeitungskosten, Mängelbeseitigungsnebenkosten oder Obhutsschäden in den Verträgen fehlen.

Sinnvoll ist für Handwerker zudem, wenn der Versicherer für den Firmenschutz ein Bausteinmodell anbietet. „Im Gegensatz zu Branchenkonzepten, bei denen der Kunde auch Dinge bekommt, die er vielleicht gar nicht versichern will, können hier einzelne Bereiche ausgewählt werden“, erläutert Jens Felgenhauer, Bereichsleiter Partnermanagement beim Versicherungsmakler Nordias aus Kiel.

Die Herausforderung: Baustein-Angebote setzen eine hohe Kompetenz des Vermittlers oder Maklers voraus. Er muss in der Lage sein, seinem Kunden die verschiedenen Risiken klar zur vermitteln. Nur dann können Handwerker selbständig entscheiden, welches Risiko sie aus eigenen Mitteln übernehmen wollen.

Klassischer, individueller Versicherungsschutz funktioniert dann, wenn er auf einer sehr genauen Betriebsbeschreibung basiert. „Der Unternehmer muss sich in der Haftpflichtpolice haargenau wiederfinden“, fordert Rüdiger Beduhn, Geschäftsführer bei Büchner Barella Assekuranzmakler in Baden-Baden. Hier komme es immer noch zu Fehlbeschreibungen der tatsächlichen Tätigkeit des Unternehmers. Beduhn: „Im Schadensfall hat der Versicherer bei der Ablehnung gute Karten. Guter Versicherungsschutz besteht aus viel Vorarbeit.“