Windows XP: Bitte alle aussteigen

Windows XP ist das in Deutschland am zweithäufigsten genutzte Betriebssystem. Am 8. April stellt Microsoft den Support ein. Die Folgen für Handwerker sind vielschichtig. Das sollten Sie jetzt tun.

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    Michael Neuhaus plante in seinem Betrieb zwei halbe Tage für den Wechsel des Betriebssystems ein.
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    © Chart: handwerk magazin
    17 Prozent aller Rechner in Deutschland laufen noch unter Windows XP.
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    © fuchs fotodesign
    „Wer weiter Windows XP nutzt, riskiert die Sicherheit seiner Daten.“ Axel Strack, ­ IT-Experte in Köln und Berater vieler Handwerkskunden.

Windows XP: Bitte alle aussteigen

Weil Windows XP so stabil lief, konnte sich die Firma Neuhaus Haustechnik – wie viele andere auch – lange nicht von dem Microsoft Betriebssystem trennen. Jetzt hatte das Essener Unternehmen für Badgestaltung, Heizungs- und Lüftungsbau keine andere Wahl mehr: Microsoft hat den Support für Windows XP mit Servicepack 3 zum 8. April eingestellt. „Die Gefahr war zu groß“, sagt IT-Berater Axel Strack, der bei der Firma Neuhaus den Wechsel auf Windows 7 betreut hat. „Cyberkriminelle werden gezielt nach Sicherheitslücken suchen, um bei XP-Rechnern im Netz persönliche Daten abzugreifen.“ Das können Bankinformationen sein, aber auch Benutzernamen oder Passwörter. Thomas Hirl, stellvertretender Leiter der Zentralstelle Cybercrime beim Bayerischen Landeskriminalamt, stimmt zu: „Es gibt keine Alternative: Man muss auf eine andere Software umsteigen, denn die Gefahren nehmen zu.“

Virengefahr steigt um 66 Prozent

Microsoft Deutschland warnt Noch-XP-Kunden bereits mit abschreckenden Daten: „Der Support für Windows XP mit Servicepack 2 wurde bereits eingestellt. Binnen zwei Jahren stieg die Infizierung betroffener Geräte mit Malware um 66 Prozent.“ Ähnliche Steigerungen sind laut Microsoft auch jetzt bei der Supporteinstellung für das Servicepack 3 zu erwarten.

Das Ende des XP-Supports bringt ein zweites Problem mit sich: Andere Firmen, die heute noch Software anbieten, die mit dem beliebten Betriebssystem kompatibel ist, werden künftig auch keine Sicherheits-Updates mehr herausbringen. Das erhöht erstens das Risiko weiter, zweitens werden Programme wie der Browser Firefox oder Antivirensoftware in Zukunft nicht mehr mit XP funktionieren.

In Panik muss trotzdem niemand verfallen. „Der Wechsel sollte zwar so schnell wie möglich erfolgen“, sagt Axel Strack. „Aber wer einige Punkte beachtet, hat noch etwas Zeit“ (siehe Sofortmaßnahmen). Wer nicht mit dem Computer online geht, kann weiter sorglos arbeiten, sollte aber aufpassen, dass nicht per USB-Stick ein Virus auf dem Rechner landet.

Wer wechseln will oder muss, sollte sich aber etwas Zeit nehmen. Bei Neuhaus Haustechnik, einer Firma mit sieben Mitarbeitern, plante man bereits im Dezember vergangenen Jahres zwei halbe Tage für den Januar ein, um den Software-Umzug möglichst reibungslos über die Bühne zu bringen. „Wir konnten in dieser Zeit überhaupt nichts an den Rechnern machen“, sagt Chef Michael Neuhaus. „Darum hatten wir für diese beiden Tage verstärkt Außentermine eingeplant.

Der Wechsel des Betriebssystems verlief bei Neuhaus Haustechnik problemlos, das ist jedoch nicht immer so. Das weiß Axel Strack zu gut, denn er betreut seit rund einem halben Jahr jede Woche mindestens einen Handwerker zu dieser Frage: „Die meisten Handwerker haben eine Software, die speziell auf ihr Gewerk zugeschnitten ist“, sagt er. „Sie ist aber selten auf dem neusten Stand.“ Dann müssten zunächst alte Datenbanken und Kundendaten konvertiert werden. Außerdem bräuchten viele Handwerker dadurch neue Software-Abos, die zusätzliche Kosten verursachen.

  • Rat:
  • Vorsicht Telefonabzocke!
    Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen warnt vor englischsprachigen Betrügern, die sich am Telefon als Microsoft-Mitarbeiter ausgeben. Sie bitten den Angerufenen, den Computer hochzufahren, da er von einem Virus befallen sei. Befolgen Sie keinesfalls deren Anweisungen. Sonst installieren Sie ungewollt eine Schadsoftware, mit der Daten ausgespäht werden können.

Kosten für neue Hardware einplanen

Wer die Umstellung noch vor sich hat, sollte möglichst auch Ausgaben für einen neuen PC einplanen. Denn die alten Computer könnten für die neueren Betriebssoftwareversionen etwas schwach sein. Ob auf Windows 7 oder 8 umgestellt wird, spielt übrigens keine Rolle – zumindest, wenn es um Sicherheitsaspekte geht: „Ein Virus, das Windows 8 infiziert, richtet auch auf einem Rechner mit Windows 7 Schaden an“, weiß Dirk Kollberg, Senior Virus Analyst bei Kaspersky Lab, einem Unternehmen, das Virenschutzsoftware für Computer anbietet. Grundsätzlich können Nutzer auch das Betriebssystem Linux herunterladen oder auf einen Mac mit iOS X wechseln. Allerdings müssen sie dabei sicherstellen, dass jede für sie wichtige Software mit diesen Betriebssystemen kompatibel ist.