Betriebe müssen professioneller werden

Zertifizierung Erst wenige Firmen tragen ein offizielles Qualitätssiegel. handwerk magazin sprach mit ZDH-Präsident Otto Kentzler und ZDH-Zert-Aufsichtsrat Ulrich Bopp über die Vorteile von ISO 9001 + Co.

Betriebe müssen professioneller werden (frei lesbar)

Wer im Wettbewerb bestehen will, muss nicht nur Qualität liefern, er muss sie auch dokumentieren können. Industriekunden verlangen belegbare Produktionsabläufe bevor sie Aufträge vergeben. Auch private Abnehmer schauen beim Kauf von Produkten und Dienstleistungen auf Qualitätssiegel. Das Handwerk hat mit ZDH-Zert eine eigene Zertifizierungsstelle, bei der Betriebe ihre Abläufe überprüfen lassen, um ein Qualitätszertifikat zu erhalten. handwerk magazin-Chefredakteur Holger Externbrink sprach mit ZDH-Präsident Otto Kentzler und dem Präsidenten der Handwerkskammer Heilbronn und ZDH-Zert Aufsichtsratvorsitzendem Ulrich Bopp über Pro und Contra Zertifizierung.


handwerk magazin: Herr Kentzler, Herr Bopp, sind Ihre Betriebe zertifiziert?

Otto Kentzler: Ja, sicher. Nach ISO 9000ff.

Ulrich Bopp: Wir sind nicht nach ISO zertifiziert sondern nach dem Meisterhaft-Sterne-Zertifizierungssystem der Deutschen Bauwirtschaft. Mein Betrieb hat vier von fünf Sternen.

Seit 1994 gibt es die Gesellschaft ZDH-Zert. Warum braucht das Handwerk eine eigene Zertifizierungsstelle?

Bopp: Ziel ist es, mit Zertifizierungen Handwerkern eine eigene Marketingstrategie zu ermöglichen. Zudem mussten wir unseren Betrieben den Zugang schaffen. Damals wurden Zertifizierungen hauptsächlich von der Industrie angeboten.

Was unterscheidet ZDH-Zert von anderen Zertifizierungsstellen?

Bopp: Die Auditoren sind nah an den Betrieben. Die meisten kommen aus der Branche und wissen ganz genau wie ein Handwerksbetrieb funktioniert. Sie sprechen die Sprache der Meister.

In welchen Bereichen können die Firmen ihre Abläufe überprüfen lassen?

Bopp: ZDH-Zert zertifiziert alle gängigen Arten von Managementsystemen. Angefangen von Qualitätsnormen wie DIN EN ISO 9000ff. und Normen für den Automotivbereich über Umweltschutznormen ISO 14001 bis hin zu Arbeits- und Gesundheitsschutz-Managementsystemen.

Warum hat sich das im Handwerk noch nicht so stark durchgesetzt?

Bopp: Genaue Zahlen gibt es hier nicht. Manche Betriebe werden auch von anderen Anbietern geprüft. Doch für viele ist Zertifizierung noch ein Fremdwort. Und wer es kennt, scheut bisweilen den Aufwand einer jährlichen Rezertifizierung.
Kentzler: Außerdem sagen wir den Betrieben natürlich immer: Das Wichtgste ist erstmal die persönliche Qualifikation, unsere Meisterausbildung. Erst danach kommen die Betriebsabläufe. Wer die optimieren will, der möchte auch ein Stückchen weiterkommen als die anderen.

Für welche Handwerksbetriebe lohnt denn eine Zertifizierung?

Bopp: Ein Qualitätsmanagement ist für jeden Betrieb zu empfehlen, der seine Abläufe systematisch gestalten will. Das Zertifikat selbst ist vorallem für größere Betriebe interessant.

Kentzler: Im Kammerbezirk Dortmund nutzen auch immer mehr kleinere Handwerksbetriebe die Zertifizierung, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Fliesenleger etwa werben mit Zertifizierung und Meisterbrief gerade weil in diesem Beruf so viele Unternehmer ohne Qualifizierung unterwegs sind.

Was haben die Betriebe konkret davon, wenn sie sich zertifizieren lassen?

Bopp: Ganz einfach: Wer zertifiziert ist, ist in der Regel erfolgreicher. Diese Betriebe agieren besser am Markt, weil sie ihren Betrieb im Griff haben. Das liegt vor allem daran, dass sie ihre Betriebsabläufe kennen, diese nachvollziehbar und optimiert sind. Ganz praktisch: Diese Betriebe wissen immer genau, wo die wichtige Akte steht.

holger.externbrink@handwerk-magazin.de


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