Betrieb optimal schützen

Versicherungsvergleich | Viele Handwerksbetriebe sind falsch versichert: Der Schutz ist oft unzureichend und auch viel zu teuer. Unternehmer sollten ihre Firmenpolicen regelmäßig prüfen und anpassen.

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    Unternehmer Olaf Weigelt setzt in Versicherungsfragen auf einen professionellen Berater.
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    „Prämien und Konditionen sind für Unternehmer verhandelbar.“Carlos Reiss, Geschäftsführer des Versicherungsmaklers Hoesch und Partner in Frankfurt.
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    Wichtige Policen: Bei kleineren und mittleren Unternehmen steht die Absicherung der Produktionsprozesse im Vordergrund.
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    Anforderungen:Unternehmer erwarten von ihrer Versicherung eine schnelle und unkomplizierte Schadensregulierung im Ernstfall.
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    „Bei den Wohngebäudepolicen bekommt der Kunde mehr Leistung für weniger Geld.“Andreas Quast, Versicherungsexperte von Innosystems am Wörthsee.

Betrieb optimal schützen

Wie wichtig die Überprüfung des Versicherungsschutzes ist, zeigt das Beispiel von Olaf Weigelt. Der Unternehmer aus Overath bei Köln hat vor Jahren mit seinem damaligen Versicherungsmakler „regelrecht Schiffbruch erlitten“, wie Weigelt immer noch verärgert erzählt. Sein Makler hatte die Inhaltsversicherung, die Schäden am Inventar deckt, gleich doppelt abgeschlossen: auf Kosten des Unternehmers. Daraus zog Weigelt die Konsequenzen: Heute arbeitet der Unternehmer mit einem unabhängigen Versicherungsberater zusammen. „Als Handwerksmeister habe ich was anderes zu tun, als Kleingedrucktes in Versicherungsverträgen zu lesen“, sagt Weigelt und ergänzt: „Mit unserem Berater sind wir bisher prima gefahren.“

Die Gefahr eines zu teuren Versicherungsschutzes für Betriebe besteht immer. Obwohl sich die Versicherer bei den Preisen für Firmenpolicen flexibel zeigen. „Prämien und Konditionen sind 2010 für Unternehmer verhandelbar“, sagt Carlos Reiss, Geschäftsführer des Versicherungsmaklers Hoesch und Partner aus Frankfurt. Er weist darauf hin, dass Unternehmer ihre Sachversicherungsverträge bis zum 30. September ordentlich kündigen oder auch neu aushandeln können. In einem exklusiven Versicherungsvergleich für handwerk magazin, bei dem der Schutz für einen Friseur- und einen Dachdeckerbetrieb unter die Lupe genommen wurde, kann Reiss zudem belegen, dass sich die Preise der Gesellschaften deutlich unterscheiden. Der Vergleich von handwerk magazin hat die Kosten für Betriebspolicen für zwei typische Gewerke im Handwerk abgefragt: einen Dachdeckerbetrieb und einen Friseur. Dachdecker arbeiten weitgehend ähnlich, haben meist ein Lager und eine Werkstatt sowie einen gemischten Fuhrpark. Das Schadenrisiko für die Versicherer ist besonders hoch.

Die größte Handwerksgruppe stellen aber mit über 77000 Betrieben die Friseure. Ihr Risiko als Dienstleister mit Kundenverkehr ist zudem in etwa dem des Konditors und Fleischers vergleichbar. Unterschiede gibt es in den Branchen vor allem hinsichtlich der Größe.

Die wichtigsten Betriebspolicen

Trotzdem sind die Basispolicen für fast alle Handwerker gleich: Unverzichtbar sind ein, genau auf die speziellen Risiken des Handwerkbetriebs abgestimmter Betriebshaftpflichtschutz und eine Inhaltsversicherung, die für Schäden jeder Art an Maschinen und Mobiliar aufkommt. Für alle, die zudem mehrere Fahrzeuge besitzen, ist zudem eine Kfz-Haftpflicht und Kasko ein Muss. Eine Basisabsicherung kann auch die Gebäudeversicherung sein, falls Verkaufsraum, Lager oder Werkstatt in eigenem Besitz stehen. Wo ein hohes Risiko herrscht, sollte Unfallschutz, auch für die Mitarbeiter einfach nicht fehlen. handwerk magazin erklärt im folgenden die wichtigsten Policen für Handwerksbetriebe und auf welche speziellen Konditionen Unternehmer für einen ausreichenden Versicherungsschutz achten müssen.

Die Basisabsicherung für jedes Unternehmen ist die Betriebshaftpflicht. Sie zahlt immer dann, wenn der Handwerker einen Dritten schuldhaft schädigt. Typisches Beispiel ist das Werkzeug, das während der Reparatur in einem Haushalt von der Leiter in den danebenstehenden Flachbildschirm fällt (siehe Checkliste links). Bearbeitungsschäden sind nicht versicherbar. „Brennt das Haus des Kunden wegen einer Fahrlässigkeit des Dachdeckers ab, zahlt die Betriebshaftpflicht das Haus, aber nicht das Dach, das gerade bearbeitet wurde“, warnt Versicherungsjurist Michael Bücken aus Köln. Wer aber klug verhandelt, kann Bearbeitungsschäden teilweise einschließen. Im aktuellen Vergleich von handwerk magazin sind sie bis zu einer Summe von 50000 Euro eingeschlossen (siehe Tabelle Seite 67).

Versichert sind hier nicht nur Sachschäden, sondern auch Personenschäden. Und die können, wenn durch die Schuld des Handwerkers oder seine Mitarbeiter jemand zum Invaliden wird, sehr teuer werden. Daher sollte die Versicherungssumme möglichst hoch sein. Im Vergleich liegt sie bei zwei Millionen für Personen und einer Million Euro für Sachschäden. Die Allianz deckt pauschal sogar drei Millionen Euro ab. Auch Umweltschäden sollten Unternehmer absichern. Dazu gehören neuerdings indirekte Öko-Schäden, bei der geschützte Pflanzen oder Tier Schaden nehmen. Bei den meisten Gesellschaften ist die Umweltschadenpolice ein Bestandteil der Betriebshaftpflicht – ohne Aufpreis. Doch Vorsicht: Alte Verträge müssen um die Umweltschadensversicherung erweitert werden.

Waren und Inventar richtig absichern

Die andere wichtige Basispolice für den Betrieb ist die Inhaltsversicherung: Sie gewährt Schutz für Waren und Inventar. Die Police zahlt, wenn innerhalb der Betriebsräume Inventar durch Feuer, Sturm, Hagel oder Leitungswasser beschädigt oder unbrauchbar wird. Mitversichert sind auch Einbruchdiebstahl oder Vandalismus. Für den Friseurbetrieb wurde im Vergleich von handwerk magazin eine Versicherungssumme von 45000 Euro festgelegt (siehe Tabelle unten). Während der Dachdecker, der über deutlich mehr Maschinen und Material verfügt, eine Versicherungssumme von 75000 Euro versichert hat. Zurich und R+V Versicherung leisten mit einer Höchstsumme von 70000 Euro weniger, dafür teilen sie die Versicherungssumme auf. Der Schutz für die Betriebseinrichtung beträgt 40000 Euro und für die Waren zusätzlich 30000 Euro.

Unternehmen, die eigene Gebäude haben, müssen auch eine Wohngebäudepolice abschließen. Dabei sollte genau beschrieben werden, in welchem Umfang die Gebäude betrieblich und in welchem Umfang sie privat genutzt werden. Wer die gewerbliche Nutzung nicht angibt, muss mit Abzügen rechnen oder geht unter Umständen sogar leer aus, wenn die Schadenursache eine betriebliche Arbeit war. Sinnvoll ist es, Gebäude mit einem Schutz gegen „weiterte“ Elementarschäden abzusichern. Klassisch ist bei der Wohngebäudepolice nur Sturm und Hagel mitversichert. „In der Wohngebäudeversicherung herrscht derzeit ein harter Preiskampf. Hier ist es für den Kunden leicht, mehr Leistung für weniger Geld zu bekommen“, sagt Andreas Quast, Geschäftsführer von Innosystems, einem Versicherungsvergleichsprogrammanbieter am Wörthsee.

Hohes Sparpotenzial beim Fuhrpark

Im Versicherungscheck von handwerk magazin zeigt sich, dass der Dachdeckerbetrieb bei seinem Fahrzeugpark je nach Versicherer ein hohes Sparpotenzial hat. Das könnte der Unternehmer noch optimieren, wenn die Fahrzeuge nicht einzeln, sondern in einer Flotten-Police versichert werden. „Unter diesem Rahmenvertrag gibt es dann einen identischen Preis pro Fahrzeug“, erklärt Christos Sakalidis vom Versicherungsmakler Schunck in München.

Ein interessantes Plus für die Mitarbeiter des Betriebs stellt eine Gruppenunfallversicherung dar, die als Betriebsversicherung auch steuerlich geltend gemacht werden kann. Im Tarifvergleich für den Friseurbetrieb kostet die Police für die Meister und drei Mitarbeiter bei der Signal-Iduna 86 Euro pro Jahr, pro Kopf sind das 21,50 Euro. Demgegenüber zahlt der Dachdeckermeister für sich und seine sieben Mitarbeiter im günstigsten Fall 1713 Euro, rund 214 Euro pro Mann. Die Prämie bemisst sich nach Unfallrisiko und das ist bei Dachdeckern deutlich größer als beim Friseur.

Wie der Versicherungscheck von handwerk magazin zeigte, lohnt sich für die wichtigsten Betriebsversicherungen ein umfassender Vergleich bei verschiedenen Gesellschaften. So spart der Friseur rund 30 Prozent und der Dachdeckerbetrieb immerhin rund acht Prozent. Tatsächlich ist das Sparvolumen je nach Verhandlung durch einen Versicherungsberater oder -makler viel höher. Auch Unternehmer Weigelt ist heilfroh einen Experten gefunden zu haben, der ohne Provisionsinteresse Angebote und Policen prüft. „Wir zahlen heute insgesamt – privat und für die Firma - deutlich weniger Prämie als früher und sind teilweise sogar besser abgesichert“, resümiert der Handwerker. Denn Versicherungsschutz, der im Ernstfall nicht wirkt, ist ein teures Placebo.

cornelia.hefer@handwerk-magazin.de

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