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Datenaustausch | Neue Software- und Telekommunikationslösungen erleichtern Produktentwicklung und Projektmanagement. Vor allem die Zusammenarbeit mit externen Partnern wird so wirtschaftlicher.

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Wolfgang Czolbe kennt seinen Vorteil. „Ohne moderne Telekommunikationstechnologie gäbe es unsere Firma nicht“, weiß der Chef der auf Schneideanlagen für bahnenförmige Prozesse spezialisierten Slittec GmbH. Als der Diplom-Ingenieur vor sieben Jahren im nordrhein-westfälischen Ahaus seinen Handwerksbetrieb gründete, vereinbarte er eine Zusammenarbeit mit der Neuenhauser Maschinenbau GmbH, einem Lohnfertiger mit 800 Mitarbeitern und 250 Millionen Euro Umsatz. Bei Slittec kümmern sich zehn Mitarbeiter um Forschung und Entwicklung, beim 70 Kilometer entfernten Partner findet die Montage der Schneidewerkzeuge statt. Von dem Modell profitieren beide: Slittec konzentriert sich auf die Wertschöpfung durch Innovationen, die Neuenhauser Maschinenbau GmbH garantiert durch leistungsfähige Fertigung und funktionierende Infrastruktur wettbewerbsfähige Produktionskosten.

Diese Aufgabenteilung klappt nur, weil beide ihre IT-Systeme miteinander vernetzt haben, etwa über das speziell für mittelständische Betriebe entwickelte IT-Kommunikationssystem Infor. Der Firmensitz in Ahaus und der Montagestandort in Neuenhaus sind online verbunden. So nutzt Slittec von der Angebotserstellung über die Lagerverwaltung bis zum Versand das umfassende System des großen Partners und überwacht damit den Stand der laufenden Projekte sowie die Termineinhaltung. Auch der Eingang von externen Teilen sowie deren Qualitätsprüfung und Einsatz werden erfasst.

Ein so leistungsfähiges eigenes System hätte sich Slittec alleine nicht leisten können, gibt Wolfgang Czolbe unumwunden zu. 80 Prozent der Unternehmenskommunikation laufen über Infor, auch der tägliche E-Mail-Verkehr, mit dem Word- und Excel-Dateien sowie Zeichnungen bis zur Größe von DIN A3 ausgetauscht werden. „Das können wir unmöglich zu Fuß machen“, sagt Czolbe. Für innovative Betriebe sei zeitgemäße Kommunikation zwingend erforderlich. Den klassischen Brief, oft als Schneckenpost verspottet, nutzt Czolbe nur für wichtige Dokumente, bei denen ein Original erforderlich ist: Angebote oder Rechnungen.

Slittec ist beispielhaft für die stark wachsende Gruppe von Handwerksunternehmen, die sich ohne intelligente Kombination von modernen Angeboten der Kommunikations- und Informationstechnologie vom Markt verabschieden könnten. Das reicht von speziellen Software-Paketen, die mehreren Partnern eine reibungslose Zusammenarbeit ermöglichen, bis zur innerbetrieblichen Organisation: Über Personal Digital Assistent (PDA) mit der Zentrale verbundene Servicetechniker erhalten von dort Aufträge und werden vom integrierten GPS direkt zum Kunden geleitet. Und das Projektmanagement ist einfacher, wenn sich alle Mitarbeiter auf der Baustelle elektronisch anmelden – so behält der Teamleiter den Überblick über seine Leute, und die Buchhaltung kann das Gehalt minutengenau abrechnen.

Kooperation klappt perfekt

Wie der Einsatz solcher Technologien die Wettbewerbsfähigkeit erhöht, belegt der Erfolg der Slittec GmbH. Mit der Fachhochschule Gelsenkirchen entwickelten Wolfgang Czolbe und sein Forschungschef Josef Schmalacker eine extrem präzise Schneidetechnik, die die Produktion von Klebebändern oder Toilettenpapier wirtschaftlicher macht. Die Innovation, 2005 mit dem Seifriz-Preis ausgezeichnet (siehe Kasten Seite 48), war nur durch permanente Absprachen und kontinuierliche Weiterentwicklung mithilfe moderner Informations- und Telekommunikationslösungen möglich.

Inzwischen nutzt Slittec diese Technologien für interkontinentale Kooperationen und arbeitet mit der EMT International im US-Bundesstaat Wisconsin zusammen, die ebenfalls in der Schneidetechnik zu Hause ist. Der amerikanische Partner deckt seinen Heimatmarkt ab, Slittec konzentriert sich auf Kunden in Europa. Deshalb tauschen die Unternehmen, deren Produktpalette sich zu 30 Prozent überschneidet, bei der Entwicklung und Konstruktion Informationen aus, ohne sich wehzutun. Vor allem in den ersten Jahren war die Kooperation für Wolfgang Czolbe sehr hilfreich: Slittec fertigte für den großen Partner Schneidegeräte in Lizenz, die in Europa nicht bekannt waren. Jetzt läuft es andersherum: Der Ahauser Betrieb ist vor allem in der Forschung aktiv und entwickelt mehr für die Amerikaner. „Ohne die Kooperation wären wir nicht so weit vorne“, urteilt Geschäftsführer Czolbe. 30 Prozent seines 1,3-Millionen-Umsatzes macht Slittec mit EMT. Ohne moderne Telekommunikation wäre die Zusammenarbeit unmöglich. „Wir nutzen bewusst dasselbe CAD-System“, erklärt der Slittec-Chef. Konstruktionszeichnungen lassen sich so einfach austauschen. Nur selten gibt es Kommunikationsschwierigkeiten, die allerdings nicht technischer Natur sind: Manchmal dauert das Umrechnen vom metrischen System der Deutschen auf das Inch-System der Amerikaner etwas länger.

Das Elektro-Kommunikationstechnik-Unternehmen Heldele aus dem schwäbischen Salach bei Göppingen nutzt bei der Internationalisierung auch moderne Informations- und Kommunikationstechnologie. 500 Mitarbeiter sind weltweit im Einsatz, 80 davon ständig bei Kunden wie Audi, Bosch oder DaimlerChrysler. Vor Ort kümmern sie sich darum, dass von der Fertigungsstraße bis zum Verwaltungsgebäude alles funktioniert. Seit sieben Jahren nutzt das auf Gebäudetechnik, IT und Kommunikation sowie Automatisierungstechnik spezialisierte Unternehmen deshalb ein elektronisches System zur Zeiterfassung.

So hängen in den Baustellen-Containern der Heldele-Niederlassung in Südafrika Buttons, an denen sich das Personal mit einem kugelschreibergroßen Stift anmeldet. Sie sind so programmiert, dass jeder Mitarbeiter einem Auftrag, einer Kostenstelle oder einem Kostenträger zugeordnet ist. Mit der Software, die am Hauptsitz in Salach installiert ist, werden zudem individuelle Zeit- und Schichtmodelle sowie Pausenregelungen berücksichtigt. Die Monteure und Techniker lesen die Stifte an Auslesestationen aus und können an speziellen Terminals jederzeit ihren Arbeitsnachweis kontrollieren oder Korrekturen melden. Nachts werden diese Daten per Leitung oder Mobilfunk von jedem Punkt der Erde in die Firmenzentrale übertragen. „So kommen wir schnell an die notwendigen Daten und können die Projekte entsprechend steuern“, erläutert Prokurist Bernd Forstreuter. Am Hauptsitz erfolgt eine mitarbeiter- und abrechnungsbezogene Zuordnung der Meldungen zu Projekten, Kostenträgern, Zeitkonten und Lohnarten. Der Projektleiter hat jederzeit einen Überblick über den Arbeitseinsatz seiner Mitarbeiter, und die Daten stehen der Betriebsbuchhaltung sowie dem Controlling zeitnah zur Verfügung. Daher entfällt der enorme Zeitdruck für die Personalabteilung zum Monatsende.

Heldele hat sich – auch durch solche Arbeitsweisen – einen Ruf als Innovationsführer in der Elektro-Kommunikationstechnik erworben. Daher erhielt das Unternehmen gemeinsam mit dem Baden-Württembergischen Handwerkstag, der PDS Programm + Datenservice GmbH, dem etz Stuttgart sowie dem Fraunhofer- Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation den Förderpreis des Bundeswirtschaftsministers für „Sichere Anwendung der mobilen Informationstechnik zur Wertschöpfung in Mittelstand und Verwaltung (Simobit)“. Gemeinsam hatten die Organisationen ein Projekt über die Mobile Assistenz für das Ressourcenmanagement in der Bau-Auftragsabwicklung (MAREMBA) entwickelt.

Jens Gieseler

frank.wiercks@handwerk-magazin.de