Benz gegen Bares

Pfandleihe Die Banken sitzen auf dem Geld, Kredite für Handwerker sind nach wie vor schwierig zu bekommen. Deshalb nutzen Unternehmer immer öfter die Alternative der Pfandleihe.

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    In seinem Büro empfängt Xaver Holzapfel seine Kunden, die schnell Geld brauchen.
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    In einer Garage werden die verpfändeten Autos aufbewahrt. Schlüssel und Kfz-Briefe liegen sicher im Tresor.
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    Die Pfandkredite werden wie bei einer Bank über PC verwaltet. Große Summen werden überwiesen.
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    Immer mehr Mittelstandsunternehmer schätzen die Unkompliziertheit eines Pfandkredits.

Benz gegen Bares

Unten in der Garage von Xaver Holzapfel stehen Mercedes S-Klasse, Porsche und Oldtimer in Reih und Glied. Doch die teuren Limousinen sind hier nur vorübergehend abgestellt. Holzapfel ist Inhaber einer Kfz-Pfandleihe in München.

Unter seinen Kunden sind auch Handwerker und Selbständige, die Autos oder Uhren für ein paar Wochen zwischenlagern. Sie alle eint dasselbe Problem: „Kunden zahlen nicht, aber das Finanzamt und Sozialversicherungsträger wollen trotzdem ihr Geld“, erklärt der Kaufmann.

Immer mehr Mittelständler sehen in der Pfandleihe eine Alternative, um kurzfristig liquide zu bleiben. Finanzierungen über Pfandleiher lohnen sich jedoch nur für kurzfristige Überbrückungen, sonst ist diese Variante zu teuer. Dass Bedarf da ist, zeigen die Zahlen des Zentralverbandes des Deutschen Pfandkreditgewerbes: Die Kreditsummen reichen von 400 Euro bis zu 30000 Euro und mehr. 2009 stieg die bundesweite Darlehenssumme um 3,5 Prozent auf rund 530 Millionen Euro.

Mittelständler beleihen immer öfter

Die Kreditgewährung gegen ein Pfand ist die älteste Form eines Kredits. Im alten China entstanden Pfandhäuser bereits vor über 3000 Jahren.

Seit 2005 betreibt Holzapfel die Kfz-Pfandleihe mit einer Zweigstelle in Frankfurt am Main. Neben Autos beleiht der Kaufmann auch teure Uhren und Schmuck. „Das hat sich so ergeben. Die Kunden kamen und haben gefragt, ob sie nicht auch die Rolex vorbeibringen könnten“, erzählt er. Ab einer Kreditsumme von 2000 Euro können Kunden bei ihm ein Darlehen bekommen: „Konkurrenzfähig sind wir, wenn der Kunde drei bis vier Wochen Geld braucht, ansonsten ist der Pfandkredit zu teuer.“ Im Durchschnitt erhält der Kunde etwa 50 bis 70 Prozent des aktuellen Marktwerts des Pfandgutes als Kredit ausbezahlt. „Die Zahl der Kunden aus dem Mittelstand steigt seit einigen Jahren“, sagt Wolfgang Schedl, Geschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Pfandkreditgewerbes. „Darlehen in Höhe von 20000 bis 30000 Euro sind keine Seltenheit mehr.“

Das bestätigt auch Christian Maass. Der Diplomvolkswirt hat eine Kfz-Pfandleihe nahe des Münchner Flughafens: „Von den Geschäftsleuten, die zu mir kommen, sind etwa die Hälfte aus dem Handwerk.“ Sie kämen, um schnell Geld zu erhalten. „Ein Handwerker hat im vergangenen Jahr etwa sein privates Motorrad verpfändet, da das Finanzamt unerwartet hohe Nachforderungen stellte, aber einige Aufträge noch nicht bezahlt waren“, erzählt Maass. „Er benötigte das Geld für wenige Wochen und musste somit nicht lange auf sein Motorrad verzichten.“ Der Geschäftsführer des Zentralverbands sieht darin einen Trend: „Es ist erkennbar, dass immer mehr die Vorteile eines Pfandkredits erkennen: „Keine Fragen, keine Schufa, kein Rating. Entscheidend ist nur, dass der Gegenstand ihr Eigentum ist.“

Diskretion sei im Leihhaus zudem oberstes Gebot, erklärt Max Walther, Inhaber von den Leihhäusern Walther in München: im Eingangsbereich befinden sich mehrere Schalter aus Glas und dunklem Holz. Für Kunden, die das Pfand nicht am Schalter schätzen lassen wollen, gibt es einen extra Raum. Sie kommen aus fast allen Bevölkerungsschichten, das zeigt die bunte Mischung der Pfandgüter: Goldketten, Uhren, Bohrmaschinen, Digitalkameras und auch Musikinstrumente wie Geigen, sicher verstaut im Lager oder im Tresor. Zudem ist jedes Stück versichert. Lediglich zwei Gruppen von Personen kämen nie: die einen, die nichts zu verpfänden haben, und die, die das Pfandhaus aufgrund ihres Vermögens nicht brauchen. Wer jedoch einmal beim Pfandleiher war, komme bei Bedarf wieder: „Die Kunden vertrauen uns, auch weil wir auf Transparenz achten.“

Die Zinsen, der Lohn des Pfandleihers

Das Pfandgut muss mindestens drei Monate aufbewahrt werden, so die gesetzliche Vorschrift. Die Frist kann aber verlängert werden. Beliehen wird so hoch wie möglich: „Wir leben ja von den Zinsen“, erklärt Walther. „Zugleich sind wir bestrebt, dass sie ihr Pfand wieder abholen.“ Versteigerungen würden nur Arbeit, aber kein Geld bringen, wenn das Pfand nicht abgeholt werde. „Jeden Mehrerlös, den ich bei Versteigerungen erziele, muss ich dem Kunden ja zurückzahlen. Verluste muss ich tragen. Sie haben als Kunde also keine Verpflichtungen und verschulden sich nicht“, sagt Walther. Das Schlimmste, was passieren könne, ist, dass das Pfandgut danach weg ist. „Das passiert aber selten.“

Die Zahlen bestätigen das: 90 Prozent aller Pfandgüter werden laut Statistik wieder abgeholt. Auch so bei Xaver Holzapfel: „Die Kunden kommen für einen Überbrückungskredit. Viele auch deshalb, um ihr Rating bei der Bank nicht zu verschlechtern“, so Holzapfel. Und seine Kunden würden die Einfachheit schätzen. Wer Geld braucht, stellt einfach seinen Wagen bei ihm ab: „Das klassische Pfandauto ist der Mercedes SL.“

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