Benchmarks: Chancen nutzen

Kennzahlen sind wichtig, um sich mit den besten Betrieben vergleichen zu können.

Heike Czalaun, Diplom-Ökonomin, gründete 2001 die Münchner Unternehmensberatung Zahlwerk und schulte unterschiedliche Kammerberater. - © Astrid Ackermann

Mit Hilfe der Kennzahlen werden verschiedene schwer überschaubare Zahlen aus der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung (G+V) zusammengefasst und wie in einem Brennglas in einer aussagekräftigen Zahl dargestellt. Anhand dieser Zahlen kann man Stärken und Schwächen des Unternehmens erkennen und sich mit den Besten der Branche vergleichen. Es werden Stellschrauben sichtbar, an denen man zur Verbesserung der Effektivität drehen kann. Außerdem geben sie Warnsignale, die ohne diese Gegenüberstellung nicht sofort zu erkennen sind.

Kennzahlen beeinflussen das Rating

Nicht nur für den Unternehmer selbst sind Kennzahlen wichtig, sondern auch für:

  • Kunden und Lieferanten, die ihre Geschäftspartner einschätzen wollen.
  • die Bank, die die Kreditwürdigkeit beurteilen will.
  • Versicherungen wie Hermes, die Unternehmen prüfen, bevor sie Bürgschaften geben.
  • das Finanzamt wegen der Plausibilitätsprüfung der Steuererklärung.
  • Nachfolger, Käufer oder auch künftige Mitarbeiter, die wissen wollen, worauf sie sich einlassen.

Aus der großen Vielfalt der möglichen Kennzahlen versuche ich, die für den Anfang meiner Meinung nach wichtigsten auszuwählen.

Wie kommen Sie nun zu den Zahlen? Zum Jahresabschluss erstellt der Steuerberater aus den monatlichen oder vierteljährlichen Betriebswirtschaftlichen Auswertungen (BWAs) die Gewinn- und Verlustrechnung (G+V). Diese ist Grundlage für die ersten Kennzahlen.

Neues Projekt der Betriebswirte: Kennzahlen für alle

Kennzahlen brauche ich nicht, dafür ist mein Unternehmen viel zu klein, ­meinen viele. Doch das stimmt eben nicht.

Wer expandieren oder einen Betrieb übernehmen will und bei seiner Bank einen neuen Kredit beantragt, wird sich mit Kennzahlen beschäftigen müssen. Denn jeden Kreditnehmer führt die Bank durch einen sogenannten Ratingprozess, bei der die Ausfallwahrscheinlichkeit berechnet wird. Je solider das Unternehmen aufgestellt ist, weil es etwa über eine hohe Eigenkapitalquote verfügt, rentabel ist und eine gesunde Finanzierungsstruktur aufweist, desto günstiger werden auch die Finanzierungskonditionen. Eine Kennzahlenbetrachtung im Zeitverlauf oder auch ein Branchenvergleich beantwortet auch die Fragen, wie der Status quo ist, was sich verbessert und verschlechtert hat, wo Handlungsbedarf ist. Aus diesem Grund wollen wir 2016 ein neues Projekt starten, in dem wir die Kennzahlen der wichtigsten Gewerke analysieren.(Heinz Weber, Vorsitzender des Bundesverbandesder Betriebswirte)