Baustellenmarketing: Gute Geschäfte trotz Baulärm

Bagger und Bauzäune vor der Ladentür sind für alle Geschäfte mit Laufkundschaft ein Alptraum. Mit gezielten Marketingaktionen lassen sich die unvermeidlichen Umsatzverluste reduzieren.

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    © Antonio Bello
    Anke Bünting-Walter, Hörgeräteakustikerin in Karlsruhe, muss bis 2016 mit der Baustelle vor der Tür leben.
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    © Chart: handwerk magazin
    Hauptaufgabe für die Händler ist es, trotz der Baustelle ausreichend Kunden in das Geschäft zu bekommen.

Wer derzeit als Kunde das „Haus des Hörens“ in Karlsruhe aufsuchen will, muss dazu einige Hürden überwinden. Seit 2010 baut die Stadt entlang ihrer wichtigsten Einkaufsstraße einen unterirdischen Straßenbahntunnel und hat deshalb nahezu die gesamte Oberfläche aufgerissen. Als Folge kann das Geschäft von Anke Bünting-Walter weder mit der Straßenbahn noch mit dem Auto direkt erreicht werden, die – überwiegend älteren – Besucher müssen sich den Weg mühsam entlang von Bauzäunen auf stark verengten Gehwegen bahnen. „Seit Beginn der Bauarbeiten mache ich bis zu 35 Prozent weniger Umsatz“, stellt die Hörgeräteakustikerin nüchtern fest. „Mit gezielten Werbeaktionen konnte ich das Minus jedoch auf zehn Prozent drücken.“ Jetzt ist Durchhalten bis 2016 angesagt. Dann werden die Bauarbeiten beendet sein.

Aktionen gegen Umsatzverluste

Egal ob eine Kommune ambitionierte Straßenbauprojekte realisiert oder längst überfällige Instandhaltungsarbeiten durchführt: Wenn mo­nate- oder gar jahrelange Baustellen die Folge sind, zieht dies erfahrungsgemäß jeden Anliegerbetrieb mit Publikumsverkehr in Mitleidenschaft. „In einzelnen Fällen sind die Umsätze um bis zu 70 Prozent eingebrochen“, berichtet Dominik Desch von der Cima Stadt- und Regionalentwicklung in München. Um die unvermeidlichen Umsatzeinbußen in Grenzen zu halten, raten Stadtentwicklungsexperten zu professionellem Baustellenmarketing. Mit regelmäßigen verkaufsoffenen Sonntagen, Einkaufsnächten, Los- und Rabattaktionen, Hol- und Bringdiensten oder Parkgutscheinen lassen sich auch nach Erfahrung von Anke Bünting-Walter die Verluste begrenzen. „Wichtig sind Konzepte, die verstärkt flanierende Laufkundschaft anlocken“, weiß die Hörgeräteakustikerin. Seit dem Start der Baustelle engagierte sie sich in der „City Initiative Karlsruhe“, einem Zusammenschluss von 550 Einzelhändlern.

Hilfe der Kommune einfordern

Wie überlebenswichtig Teamarbeit sein kann, weiß auch Salvatore Disanto, Inhaber der Autowerkstatt ACR in Garching. „Wir erfuhren auf einer Bürgerversammlung, dass die Stadt drei Monate später mit der Sanierung der wichtigsten Durchgangsstraße beginnen wollte.“

Prompt setzte sich der Vorsitzende des örtlichen Gewerbeverbands mit der Stadtverwaltung in Verbindung und erreichte unter anderem eine umfangreiche Beschilderung der Baustelle. Alle 25 betroffenen Unternehmen konnten demnach jederzeit angefahren werden. Außerdem wurde deren Erreichbarkeit von der Stadtverwaltung in den örtlichen Medien regelmäßig kommuniziert. „Trotzdem gab es bis zu 30 Prozent Umsatzverluste“, erinnert sich Disanto – ohne diese Maßnahmen wären die Ausfälle aber wohl noch höher gewesen.