Arbeitswelten Bäckerei mit Nachhaltigkeits-Konzept

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Energieeffizienz, Energiesparen, Fuhrpark, Internationale Handwerksmesse und Nachhaltigkeit

Ein Container altes Brot ist "schuld" daran, dass Roland Schüren heute seine Filiale in einem Plus-Energie-Haus mit Photovoltaikanlage auf dem Dach betreibt. Das Konzept ist klar: Nachhaltigkeit. So ist es nicht verwunderlich, dass auch die ganze Logistik auf diesem Modell aufbaut.

Bäckermeister Roland Schüren setzte in seinem Unternehmen erfolgreich auf Nachhaltigkeit. - © Markus J. Feger

Die Geschichte von Roland Schürens Wandel zum Nachhaltigkeits-Pionier beginnt im Frühjahr 2008 mit einem Container voller altem Brot. Der Inhaber der gleichnamigenBäckerei hatte gerade Besuch von einem Energieberater, als dieser aus dem Fenster schaute und einen Tierfutterhersteller sah, der alte Backwaren abholte. „Sind Sie sich eigentlich bewusst, dass Sie da den Wert von 900 Litern Heizöl verschenken?“, fragte ihn der Berater. Aus dieser Erkenntnis entstand eine Idee: Warum nicht das Rest-Brot, das nicht zu Paniermehl verarbeitet werden oder an die Tafeln geliefert werden konnte, zum Heizen der Öfen nutzen?

Zusätzlich gewonnene Energie steckt in den Lieferfahrzeugen

Der Gedanke ließ den Bäckermeister nicht mehr los. Ein vergleichbares Projekt gab es zu der Zeit noch nicht. Also entwickelte Schüren gemeinsam mit einem Ofenbauer einen Spezialofen, der komplett mit Biomasse und Holzpellets betrieben werden konnte. „ Die neuen Öfen haben unseren Betrieb vom Gasmarkt unabhängig gemacht“, erzählt Schüren, der die Betriebskosten so um die Hälfte senken konnte. Rund 1,3 Millionen Euro investierte er in das neue Energie-System. Geld, das der Bäckermeister heute, zehn Jahre später, wieder hereingeholt hat.

Der Erfolg mit dem Biomasse-Ofen spornte ihn an: Im Jahr 2013 nahm der Bäcker das nächste Großprojekt in Angriff und baute seine Backstube in ein sogenanntes Plus-Energie-Haus um; ein Gebäude, das mehr Energie produziert, als seine Bewohner verbrauchen. Dafür installierte er unter anderem Photovoltaik(PV)-Anlagen auf dem Dach seiner Filiale. Auch die Logistik krempelte er komplett um und ersetzte die mit Verbrennungsmotoren betriebenen Lieferfahrzeuge fast vollständig durch Elektroautos. PV-Strom, der nicht in derBäckerei gebraucht wird, fließt heute in den hauseigenen Fuhrpark mit 21 Ladeplätzen für Elektroautos.

Mitarbeiter stehen hinter der Nachhaltigkeits-Strategie

Durch sein Nachhaltigkeits-Konzept hat Schüren nicht nur neue Kunden gewonnen. „ Ich merke den Fachkräftemangel nicht so stark wie viele Kollegen“, sagt Schüren, der regelmäßig Initiativbewerbungen auf dem Tisch hat. Verkäufer und Bäcker, aber auch Erzieher oder Kaufleute wollen für ihn arbeiten. Und das nicht zuletzt, weil sie seine Ideen einer nachhaltigenBäckerei gut finden. Schüren bindet seine Mitarbeiter aktiv in die Nachhaltigkeits-Strategie ein: Er bildet Mitarbeiter zum Beispiel zu Nachhaltigkeits-Botschaftern aus.

„Wir möchten, dass unsere Mitarbeiter die Wertschöpfungskette zur Herstellung von Backwaren und Hintergründe zum Thema Nachhaltigkeit kennenlernen, um als Botschafter für Ihr Bäcker Schüren in Sachen Nachhaltigkeit aktiv zu sein“, erklärt Schüren. „ Außerdem werden sie so kompetente Ansprechpartner für die Kunden im Verkauf, aber auch in der Backstube sein und ihre Kollegen vor Ort motivieren und mitreißen.

Fakten zurBäckerei Schüren

Unternehmen: Bäcker Schüren

Land: Nordrhein-Westfalen

Standorte : Hilden, Haan, Düsseldorf, Langenfeld, Mettmann, Ratingen, Solingen, Wuppertal, Hochdahl.

Gewerk: Bäckerei

Mitarbeiter: 250

Auszubildende: 15

Gegründet: 1905

Konzept: Investitionen in Motivation und Weiterbildung der Mitarbeiter zur Unterstützung des Konzepts „Nachhaltige Bäckerei“.