Autoinhaltsversicherung Gefährliche Lücken im Transport-Schutz

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Autoeinbrüche häufen sich, die Aufklärungsquote ist gering. Sind Handwerkerfahrzeuge betroffen, kostet der Schaden schnell Tausende von Euros. Sicherheit bietet die Autoinhaltsversicherung.

Bei einem hohen Schaden ist es kaum möglich, Waren und Werkzeuge schnell wieder zu beschaffen," weiß SHK-Meister Fabian Kesting. - © Markus Feger

Tatort Bremen: In der Hansestadt schlagen erstmals Handwerker Alarm. Vor allem Heizungs- und Sanitärfirmen sind von einer Serie von Autoaufbrüchen betroffen. Laut einer aktuellen Umfrage der Bremer Innung Sanitär-Heizung-Klima wurden 15 Unternehmen Opfer der Kriminellen. 28 Fahrzeuge brachen sie in der letzten Zeit auf.

Ziel der Diebe sind teure Profiwerkzeuge, wie Bohrmaschinen, Akkuschrauber oder ganze Werkzeugtaschen. Gleichzeitig klauen sie Waren oder Baumaterial. Die Schäden liegen schnell bei über 10.000 Euro – oft übersteigen sie sogar den Fahrzeugwert.

Bremen ist kein Einzelfall. Aktuell hat das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) seine Kriminalstatistik für 2015 veröffentlicht. Im vergangenen Jahr registrierten die Behörden im bevölkerungsreichsten Bundesland 105.312 Diebstähle an und aus Fahrzeugen. Das ist ein Plus von fast vier Prozent. Erschreckend: Kaum ein Täter wird erwischt. Die Aufklärungsquote der Kfz-Aufbrüche liegt bei unter zehn Prozent. Grund: Die oft osteuropäischen Täter sind professionell organisiert, so das NRW-Innenministerium. Waren und

Wie kann ich meine Werkzeuge schützen?

Sicherheit sollte daher bei Handwerkerfahrzeugen großgeschrieben werden. Das gilt vor allem beim Abstellplatz in der Nacht. Der beste Platz ist eine abgeschlossene Garage. Schutz bietet auch das Parken hinter verschlossenem Tor im Innenhof. Handwerksunternehmer sollten ihre Mitarbeiter auf das Risiko aufmerksam machen. Und sie können die Motivation für ein sicheres Abstellen durch einen kleinen Bonus erhöhen. Für alle auf der Straße geparkten Fahrzeuge ist eine Alarmanlage mit Innenraumüberwachung, die ordentlich Krach schlägt, empfehlenswert. Das schreckt Täter ab. Eine finanzielle Absicherung ist dennoch sinnvoll.

Handwerker können sich gegen Schäden und Diebstahl der im Firmenwagen transportierten Werkzeuge oder Waren mit einer Autoinhaltsversicherung oder „Werkverkehrsversicherung“ schützen. Diese Police schloss Fabian Kesting, 28-jähriger Jungunternehmer aus Düsseldorf, bereits zum Start seines Haustechnik-Betriebs ab. „Meine Mitarbeiter und ich sind oft mit Werkzeug und Material im Wert von mehreren Tausend Euro unterwegs“, so Kesting. Und das Equipment bleibe fast immer auch über Nacht im Fahrzeug.

Rrisiko wird unterschätzt

Eine Praxis, die für viele Handwerker in Deutschland gelten dürfte. „Ein Einbruchsschaden kann sich zu einem echten Drama auswachsen“, sagt Kesting, SHK-Meister und Inhaber der Kesting Haustechnik GmbH. Mit einem Azubi und einem Gesellen verfügt der Dreimannbetrieb über einen Fuhrpark von zwei Fahrzeugen. Bei einem größeren Schaden von deutlich über 10.000 Euro könnten es sich viele Handwerker nach Einschätzung von Kesting kaum leisten, die Ausrüstung und Materialien unmittelbar neu zu beschaffen.

Kesting hat daher den sogenannten „wertvollen Basisschutz“ über den Best Assekuranzmakler aus Düsseldorf, der auch viele Handwerksbetriebe berät, abgeschlossen. „Die Autoinhaltsversicherung ist bei Handwerkern leider nicht verbreitet“, schätzt Best-Geschäftsführer Stefan Peters. Bei vielen Unternehmern würde eher die Betriebshaftpflicht im Fokus stehen. Ihr hohes Transportrisiko nehmen Handwerker oft nicht wahr. Der Kaskoschutz deckt den Diebstahl von Waren und Werkzeugen nicht ab. Er leistet nur für Schäden am Fahrzeug und Teilen, die fest mit dem Fahrzeug verbunden sind. „Die Transportversicherung ist für Handwerksunternehmer nur dann sinnvoll, wenn sie ein Handelsgeschäft, wie etwa ein Küchenstudio betreiben“, sagt Johannes Brück vom Bundesverband mittelständischer Versicherungs- und Finanzmakler (BMVF).

Wie sieht das passende Versicherungsprodukt aus?

Das „richtige“ Versicherungsprodukt ist für viele Handwerker daher die Autoinhaltsversicherung. „Sie versichert Güter, die im Zuge der Berufstätigkeit mitgeführt werden, also Werkzeuge oder auch Waren, mit denen gehandelt wird“, erläutert Hendrik Rennert, Geschäftsführer von Finanzchef24, Vergleichsportal für gewerblichen Versicherungsschutz, das auf Handwerksbetriebe spezialisiert ist. Obwohl die Autoinhaltsversicherung eine Art abgespeckte Warentransportversicherung ist, bleibt sie leistungsstark. So kommt die Police eben nicht nur für Schäden durch Einbruchdiebstahl auf, sondern der Inhalt des Autos wird auch ersetzt, wenn der Wagen komplett gestohlen wird, ein Unfall passiert, höhere Gewalt wie Naturereignisse Schadenursache sind oder ein Brand das Fahrzeug und seinen Inhalt beschädigt.

Zudem sind Raub und Unfälle bei der Be- und Entladung mitversichert. Trotzdem wird der Schutz von vielen Unternehmern als zu teuer empfunden. „Fakt ist, dass der Markt in Preis und Leistung attraktive Lösungen anbietet“, so Versicherungsmakler Peters. Preislich gesehen gibt es aber erhebliche Unterschiede, wie eine aktuelle Abfrage von handwerk magazin bei Versicherungen dokumentiert. So verlangt die VHV für den Modellkunden, einen Muster-Sanitär-Betrieb mit fünf Fahrzeugen, fast 2.700 Euro pro Jahr, während die R+V mit einem Angebot von knapp 450 Euro sehr günstig ist. Allerdings gibt es bei der Autoinhaltsversicherung keinen Marktstandard. Daher sind Unterschiede zwischen den Angeboten möglich.

Doch die Kernleistungen sind gleich. Vor allem wird in der Nacht eine Selbstbeteiligung von 20 bis 25 Prozent am Schaden verlangt. Bei der R+V und Generali ist die Eigenbeteiligung aber auf 2.500 Euro begrenzt. Die Versicherer Generali und Signal Iduna gestatten ihren Kunden, dass die Fahrzeuge im Fuhrpark nicht einzeln benannt und gemeldet werden müssen. Das kann sich gerade bei einem größeren oder stark wachsenden Fuhrpark auszahlen, da Handwerker dann deutlich weniger Verwaltungsaufwand haben.

Police aktiv nachfragen

Die Prämienunterschiede der Gesellschaften haben noch einen anderen Hintergrund. „Sehr hohe Prämien bewerten wir als Nicht-Gebot der Gesellschaften“, sagt Versicherungsmakler Peters. Das heißt, dass dadurch Einzelvertragskunden abgeschreckt werden sollen, oder die Autoinhaltsversicherung für diese Assekuranzen mit besonders hohen Schadenquoten verbunden ist und sie diese daher nicht aktiv verkaufen. So gibt es den teuren Schutz bei der VHV nur für Kunden, die schon einige Verträge bei dem Anbieter aus Hannover haben. Bei sehr guten Kunden dürfte dann ein attraktiver Verhandlungsspielraum bestehen.

Viele Assekuranzen haben das Produkt im Angebot, wenn auch nur in der Hinterhand. Daher sollte die Police nicht ohne Experten „eingekauft“ werden. Außerdem gibt es Tücken. So sehen manche Verträge vor, dass der Versicherungsschutz nur gilt, wenn das Fahrzeug nicht länger als „zwei Stunden unbeaufsichtigt“ war. Das ist für die tägliche Praxis von Handwerkern weltfremd. Eine Installation kann mal acht Stunden dauern. „Wir verhandeln die zwei Stunden immer weg“, erklärt Experte Peters.