Persönliche Schutzausrüstung (PSA) Augenschutz: So finden Sie die geeignete Schutzbrille

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Ob Schleifen oder Sprayen, Bohren oder Sandstrahlen, bei vielen Tätigkeiten sind die Augen gefährdet. Unsere körpereigenen Schutzmechanismen wie Tränenfluss oder Lidschlussreflex setzen zwar automatisch ein, aber sie reichen oft nicht aus. Dann wird Augenschutz-PSA notwendig. Doch wie die richtige Schutzbrille finden? Der folgende Beitrag nennt die Fragen, die Sie vor einem Kauf stellen sollten, und stellt die wichtigsten Kennzeichnungselemente vor.

Schutzbrille
Aufgrund der Vielfalt ist es nicht immer ganz einfach, auf die Schnelle den optimalen Augenschutz zu finden. - © Katarzyna Bialasiewicz photographee.eu
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Wie sehr wir auf unseren Sehsinn angewiesen sind, merken wir oft erst, wenn das Sehen durch eine Verletzung, Erkrankung oder eine verlegte Brille eingeschränkt ist. Gleichzeitig sind unsere Augen sehr empfindlich gegen Einflüsse aus der Arbeitsumgebung. Verletzungsrisiken für die Augen bestehen im Beruf hauptsächlich durch:

  • mechanische Gefährdungen, z. B. Metallsplitter, Holzspäne, Stäube und andere Fremdkörper
  • optische Gefährdungen wie UV-, Infrarot- oder Laserstrahlung oder das gefürchtete Verblitzen beim Schweißen
  • chemische Gefährdungen durch Spritzer und Dämpfe von ätzenden Flüssigkeiten oder durch Gase
  • elektrische Gefährdungen, z. B. durch Störlichtbögen
  • thermische Einwirkungen: Hitze, Kälte, Spritzer von flüssigem Metall oder Funkenflug

In einigen Branchen wie Abfall- und Abwasserwirtschaft oder Medizinberufen kommen biologische Risiken durch infektiöse Bakterien oder Viren hinzu. Die gute Nachricht ist: Ein wirksamer Augenschutz ist vergleichsweise einfach und in großer Vielfalt erhältlich.

Augenschutz für verschiedene Einsatzbereiche

Augenschutz gehört zur persönlichen Schutzausrüstung (PSA). Daraus folgt: Wenn eine Gefährdungsbeurteilung Risiken für die Augen ergeben hat, die sich nicht auf andere Weise beseitigen lassen, muss der Arbeitgeber betroffenen Mitarbeitern Augenschutz-PSA zur Verfügung stellen. Das umfasst auch Beschäftigte, die von Hause aus eine Brille oder Kontaktlinsen tragen.

Schutzbrillen werden grob unterteilt in klassische Bügelbrillen mit Gläsern in einem Brillengestell und Korbbrillen mit einer Sichtscheibe, die durch ein elastisches Band am Kopf gehalten wird. Dazu kommen diverse Sonderformen:

  • Vorstecker, die auf eine vorhandene Brille aufgesteckt werden.
  • Korrektionsschutzbrillen mit den individuellen Dioptrie-Werten für fehlsichtige Mitarbeiter
  • Vollsichtschutzbrillen, die als Überbrille über einer Korrektionsbrille getragen werden können.
  • Schweißerschutzbrillen, auch mit nach oben aufklappbaren Gläsern.
  • Brillen mit hochwertiger Dichtlippe, die auch bei Überkopfarbeiten vor Schmutz, Staub oder Flüssigkeitsspritzern schützen.
  • Für einige Arbeitsplätze bzw. Tätigkeiten gibt es weitere spezielle Modelle wie etwa Laserschutzbrillen oder Röntgenschutzbrillen.

Was Sie vor der Auswahl von Schutzbrillen bedenken sollten

Schutzbrille ist nicht gleich Schutzbrille. Um die Augen wirksam zu schützen, müssen Bauform, Materialien und Filter auf die Tätigkeit und die Arbeitsbedingungen abgestimmt sein. Es ist hilfreich, vor der Beschaffung von Augenschutz die folgenden Fragen durchzugehen:

  • Unter welchen Umgebungsbedingungen (Schmutz, Staub, Feuchtigkeit) wird die Brille getragen? Bei Schmutz und Staub ist Kratzfestigkeit wichtig. Auch Chemikalienbeständigkeit, Entspiegelung, Antistatik und Beschlagfreiheit sind weitere Qualitätsfaktoren, die je nach Einsatzzweck relevant sind.
  • Werden offen Seiten gewünscht für ein weites Sichtfeld oder soll die Brille auch einen Seitenschutz bieten?
  • Soll die Brille einen UV-Schutz bieten? Bei Freilandarbeiten in der Sonne kann dies unerlässlich sein, insbesondere auf Schnee oder hellen Böden.
  • Soll die Scheibe bzw. die Gläser klar sein oder getönt, etwa um vor Blendung zu schützen? Achtung: Starke, insbesondere farbige Tönungen können das Wahrnehmen von Signalen und Warnfarben erschweren!
  • Gerät der Träger beim Arbeiten leicht ins Schwitzen? Dann ist ein Modell mit Belüftungssystem sinnvoll.
  • Wie hoch sind die Anforderungen an ein präzises Sehen? Muss der Mitarbeiter z. B. mit Augenschutz gedruckte Texte entziffern, kann eine Schutzbrille mit integrierter Lesebrillen-Funktion nützlich sein.
  • Wie wichtig ist der Tragekomfort? Je länger die Brille getragen werden muss, desto mehr sollten Sie auf das Gewicht, einen weicher Nasensteg und verstellbare Bügel achten.
  • Wird die Brille einem Mitarbeiter zugeordnet oder soll sie möglichst vielen Kollegen passen?
  • Muss auch der Gesichtsbereich um die Augenpartie geschützt werden? Dann sind Visiere, Schutzhauben oder Schutzschilde oft die bessere Wahl.

Wenn gleichzeitig weitere Schutzausrüstung getragen wird, etwa  Helm, Atemschutz oder Gehörschutz, müssen Sie sicherstellen, dass die PSA-Komponenten zusammenpassen und sich gegenseitig in ihrer Schutzwirkung nicht beeinträchtigen. Bei fehlsichtigen Mitarbeitern, die bereits eine Korrektionsbrille oder Kontaktlinsen tragen, kann es ratsam sein, den Augenarzt und/oder Betriebsarzt hinzuziehen.

Das bedeuten die Kennzeichnungselemente

Gestell, Gläser und Sichtscheiben können aus unterschiedlichen Materialien bestehen wie Mineralglas, Polycarbonat, Acetat oder anderen Kunststoffen. In der Kombination mit diversen Beschichtungen ergeben sich unterschiedliche Schutzeigenschaften, die wie folgt eingeteilt werden.

Optische Klasse

Unterschieden werden drei optische Klassen, für die gilt: Je höher die Seh-Anforderungen, desto niedriger sollte die optische Klasse sein:

Klasse 1: für Arbeiten mit besonders hohen Anforderungen an die Sehleistung für den Dauergebrauch.

Klasse 2: für Arbeiten mit durchschnittlichen Anforderungen an die Sehleistung.

Klasse 3: nur in Ausnahmefällen für grobe Arbeiten ohne größere Anforderungen an die Sehleistung und nicht für den Dauergebrauch.

Filterstufe

Die Filterschutzstufen beziehen sich auf die Strahlendurchlässigkeit und werden in Ziffern von 1 bis 16 angegeben. Je je größer die Zahl desto höher die Schutzwirkung. Grob eingeteilt gilt: ab Stufe 4 für Schweißarbeiten und Hartlöten, ab Stufe 5 für Brennschneiden, ab Stufe 8 aufwärts für das Elektroschweißen. Maßgeblich sind die Gefährdungsbeurteilung und die Informationen der Hersteller.

Kurzzeichen für die Schutzklasse bzw. den Einsatzbereich

Diverse Kurzzeichen auf dem Gestell oder der Sichtscheibe stehen für besondere Eigenschaften wie folgt:

  • Ohne Ziffer: … Nicht festgelegter Schutz gegen mechanische Risiken und Strahlung
  • 3 … Schutz vor Flüssigkeitsspritzern
  • 4 … Schutz vor Grobstaub (Korngröße >5 μm)
  • 5 … Schutz vor Feinstaub (<5 μm) sowie vor Gasen, Dämpfen, Nebel und Rauch
  • 8 … beständig gegen Störlichtbogen
  • 9 … beständig gegen heiße Festkörper, Schmelzmetall haftet nicht
  • K … reib- und kratzbeständig
  • N … beständig gegen Beschlagen (Antifog-Effekt)
  • R … Erhöhter Reflexionsgrad im Infrarotbereich
  • S … erhöhte mechanische Festigkeit
  • F … hohe Festigkeit gegen Stöße mit niedriger Energie
  • B … gegen Stöße mit mittlerer Energie
  • A … gegen Stöße mit hoher Energie

Aufgrund dieser Vielfalt ist es nicht immer ganz einfach, auf die Schnelle den optimalen Augenschutz zu finden. Zu der komplizierten Kennzeichnung von Schutzbrillen hinzu kommen die diversen Fantasiebezeichnungen der Hersteller. Lassen Sie sich davon nicht abschrecken, vergleichen Sie die unterschiedlichen Modelle in den Katalogen oder auf Messen und lassen Sie sich ggf. beraten. Auch die DGUV Regel 112-192 „Benutzung von Augen- und Gesichtsschutz" bietet – obgleich schon etwas in die Jahre gekommen –Orientierung bei der Brillenwahl.

Tipp: Kaufen Sie nicht die erstbeste Schutzbrille und schauen Sie nicht nur auf den Preis. Wenn Ihren Mitarbeitern die Augen jucken, brennen, schmerzen oder sich röten, drohen nicht nur Erkrankungen und möglicherweise langwierige Verletzungsfolgen, dies geht auch zulasten der Arbeitsqualität. Fragen Sie bei größeren Chargen beim Anbieter Ihrer Wahl nach der Möglichkeit, Musterbrillen vor Ort auszutesten.