Arbeitsmarkt: Export-Weltmeister dank Lohndumping?

Hat Deutschland seine Exporterfolge mit niedrigen Löhnen erkauft? Eine Analyse des IW Köln zeigt, dass die deutschen Arbeitskosten im EU-Vergleich sogar einen Spitzenplatz einnehmen.

Von wegen Billigarbeit: bei den Arbeitskosten liegt Deutschland auf Platz drei in der EU. - © imagestock/iStockphoto

Export-Weltmeister dank Lohndumping?

Bei der Diskussion über Exportüberschüsse wird Deutschland immer wieder Lohndumping vorgeworfen. Doch schaut man sich die exportstärksten Branchen – die jeweils mehr als die Hälfte ihres Umsatzes im Ausland erzielen – an, so zeigt sich, dass Deutschland einen der ersten Plätze bei den Kosten für eine Arbeitsstunde einnimmt.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln stellte für 2012 fest, dass Deutschland in der chemischen und pharmazeutischen Industrie mit über 51 Euro je Stunde den dritten Platz nach Belgien und Schweden einnimmt, im Kraftfahrzeugbau sogar mit über 50 Euro Spitzenreiter ist. Diese Arbeitskosten wurden nicht zuletzt durch die letzten Tarifabschlüsse beeinflusst. Diese sorgen dafür, dass die hiesigen Unternehmen mit den europaweit dritthöchsten Arbeitskosten im weltweiten Handel agieren müssen.

Auch wenn Handwerksunternehmen in relativ geringem Umfang ihren Umsatz im Ausland erwirtschaften, so sind sie doch von den Auswirkungen (Beispiel: Tarifabschlüsse) betroffen. Die Handwerksunternehmer stehen bei der Personalgewinnung im Wettbewerb mit der Industrie. Ihre gut ausgebildeten Fachkräfte wandern oft in die Industrie ab – nicht zuletzt wegen der besseren Entlohnung und vermeintlich besseren Arbeitsbedingungen.

Hier sind die Handwerker gefragt, ihr Image aufzubessern. Auch die demografische Entwicklung fordert von den Betrieben neue Auftritte, Aktionen sowie Offenheit und Kreativität im Wettbewerb um Nachwuchs und Fachkräfte. Die Behauptung, dass Deutschland sich einen Exportvorteil durch Lohndumping verschafft, ist mit dieser Untersuchung widerlegt.