Udo-Herrmann-Kolumne, Folge 17 Arbeitsklima: Mit zwei Regeln zu konstruktiver Kritik

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Endlich alles im Lot! Mehr Freiraum und Erfolg durch bessere Organisation – Kolumne von Udo Herrmann

In seiner Kolumne "Endlich alles im Lot! Mehr Freiraum und Erfolg durch bessere Organisation" gibt der Erfolgstrainer für Handwerksbetriebe, Udo Herrmann, monatlich Tipps, wie Sie Ihren Betrieb besser organisieren können. In der 17. Folge erklärt der Schreinermeister, wie er durch zwei einfache Regeln aus ständigem Meckern konstruktive Kritik gemacht hat.

Mehr Mut zum Meckern
Mit mehr Mut zum Meckern, lässt sich das Arbeitsklima im Betrieb verbessern. - © mavoimages - stock.adobe.com

Bin ich hier im Irrenhaus?

Heute ist wieder so ein Tag zum Haare raufen. Nach dem fünften Gespräch ist die Stimmung von unserem Werkstattleiter im Keller. Nur Gemecker von den Facharbeitern aus der Werkstatt und unnötige Anrufe von den Verlegekolonnen auf der Baustelle. „Wo sind die ganzen Beschläge für das heute eingeplante Möbel?“, fragt der Schreinergeselle und sucht weiter in einem Stapel von ungeordneten Kartons. „Die Wand ist hier so krumm“, lamentiert der Parkettleger am Telefon. „Wie sollen wir jetzt die Sockel sauber montieren?“ Vor wenigen Jahren war meine Führungskraft von diesen Fragen so genervt, dass er das Unternehmen verlassen wollte.

In einem persönlichen Gespräch brach es dann aus ihm heraus: „Meine Güte, manchmal fühle ich mich wie im Irrenhaus. Die haben doch alle den Beruf gelernt und verfügen über genügend Erfahrung!“ Um eine Verbesserung für seine Situation im Arbeitsalltag herbeizuführen, haben wir an einer Lösung gefeilt, die wir dann als verbindliche Regel an alle Mitarbeiter ausgegeben haben. Dies hat nach einer kurzen Umstellungsphase zu einer wesentlichen Verbesserung geführt.

Zwei Goldene Regeln zum Erfolg

Regel Nr. 1:

Du darfst über alles hier meckern, wenn Du zur Beseitigung des Grundes einen Verbesserungsvorschlag machst.

Regel Nr. 2:

Du darfst jederzeit anrufen und etwas fragen, wenn Du für das aufgetretene Problem realisierbare Lösungen vorschlägst.

Das Ergebnis: Weniger Stress

Nun wird zwar ab und an immer noch gemeckert, aber gleichzeitig bekommen wir wertvolle Informationen, um unbefriedigende Situationen in unserem betrieblichen Alltag zu verbessern. Oft haben die Mitarbeiter einen praktischen Vorschlag parat, auf den wir in der Geschäftsführung nicht gekommen sind, z.B. gibt es jetzt ein Kommissionswagen mit beschrifteten Kunststoffkisten, in denen alle Beschläge und Zubehörteile für einen Kundenauftrag eingelagert werden. Eintreffenden Lieferungen werden sofort der Kommission zugeordnet. Damit entfallen lästige Suchzeiten bei Produktionsbeginn. Die Vielzahl der Verbesserungsmaßnahmen hat nach und nach dazu geführt, dass jetzt auch unangenehme Dinge angesprochen werden. Grundloses Gemecker verstummt sofort mit der Frage: „Was schlägst Du zur Verbesserung vor?“

Die unnötigen Anrufe, die uns im Büro ständig aus dem Arbeitsfluss gebracht haben, sind durch die zweite vereinbarte Regel viel weniger geworden. Ein Beispiel von früher: „Hier auf der Baustelle sind die Wände extrem krumm. Soll ich hinten mit Acryl abdichten oder die Leiste durch Hobeln an der Rückseite anpassen?“  Wird heute angerufen ohne Lösungsvorschlag sagen wir: „Überlege Dir zwei Möglichkeiten, wie die Schwierigkeit beseitigt werden kann, und melde Dich erst dann wieder“ – und legen auf. Schließlich ist es vor Ort viel leichter eine Lösung zu finden, wenn man die Situation vor Augen hat. Gegebenenfalls kann man direkt mit dem Bauleiter, Architekt, Handwerkskollegen oder Kunden über verschiedene Ausführungsvarianten sprechen und gemeinsam eine Entscheidung treffen.

Die permanente Aufforderung zum Mitdenken hat dazu geführt, dass die Mitarbeiter viel eigenverantwortlicher arbeiten und ein starkes Selbstvertrauen entwickelt haben. Jetzt wird selbst vor Ort entschieden, ob abgedichtet oder gehobelt wird und wir können uns mit mehr Ruhe um die Arbeitsvorbereitung der nächsten Projekte kümmern.

Ihr Udo Herrmann,

Schreinermeister und Erfolgstrainer für Handwerksbetriebe .

Udo Herrmann, Kolumne
Udo Herrmann möchte Handwerksunternehmer mit seiner Kolumne dabei unterstützen, bei der Erledigung vielfältigster Aufgaben nicht den Überblick zu verlieren. - © Tim Wegner

Biografie:  
Udo Herrmann, hat mit 23 Jahren seine Meisterprüfung abgelegt und führt seit 18 Jahren das Handwerksunternehmen "Herrmann Parkett.Möbel.Räume." (
www.herrmann-parkett.de ) im unterfränkischen Bürgstadt, das mehrfach bundesweit ausgezeichnet wurde. Seit mehr als 10 Jahren ist er Vorstand einer Handwerkskooperation, die ganzheitliche Konzepte für Ihre Kunden entwickelt. Er hat das Erfolgskonzept für Handwerker entwickelt und eine Ausbildung zum 7 SUMMITS® Strategie Coach absolviert . Der Schreinermeister trainiert Selbstständige und Führungskräfte, als Coach begleitet er Handwerksbetriebe bei der Weiterentwicklung des Betriebes. 2016 ist sein Buch „Von Nichts Kommt Niemand“ erschienen, in dem er wertvolle Tipps zum Akquirieren und binden von Fachkräften im Handwerk gibt.

 

Buch-Cover
Das Praxisbuch von Schreinermeister Udo Herrmann greift all jene Probleme und Herausforderungen auf, die im betrieblichen Alltag viel Zeit und Nerven kosten. In sieben Kapiteln sind alle Tätigkeitsbereiche eines Handwerksbetriebs abgebildet. Zu jedem Bereich, zu jeder Herausforderung oder Frage gibt es verschiedene Leitfäden, Checklisten und Arbeitsanleitungen. - © Holzmann Medien

Im April 2018 erschien seine neue Buchveröffentlichung" Endlich alles im Lot: Das Profikonzept für mehr Freiraum und Erfolg im Handwerk " mit allen ausführlichen Leitfäden, Checklisten und Arbeitsanleitungen von Udo Herrmann.   Erhältlich im Holzmann-Medienshop .