Alternative Bank bevorzugt

Geschäftskonten Nach der Finanzkrise verzeichnen alternative Geldinstitute hohe Zuwächse. Was bei diesen Banken anders läuft und warum immer mehr Handwerker mit ihnen arbeiten.

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    Aus Überzeugung arbeitet Malermeister Stefan Pixner heute mit der GLS-Bank zusammen.
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    Die alternativen Institute legen offen, wo sie die Kundengelder investieren.
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    „Geldhäuser mit einem transparenten Geschäftsmodell erlebten die Krise als Boom.“Antje Schneeweiß, Finanzmarkt-Expertin am Südwind-Institut.

Alternative Bank bevorzugt

Die Frage war Stefan Pixner bei der Eröffnung eines Geschäftskontos noch nie gestellt worden: „In welchen Bereichen und Branchen sollen wir von Ihnen angelegte Gelder investieren?“, wollte der Berater der GLS-Bank wissen. Mitbestimmen zu können war für den Geschäftsführer aus dem bayerischen Münsing vor gut drei Jahren eine neue Erfahrung. Und einer der entscheidenden Gründe, zu dem Geldhaus mit dem Namen „Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken“ zu wechseln.

Bis dahin war der Unternehmer fast zwei Jahrzehnte unter anderem Kunde eines bayerischen Finanzinstituts, das bereits Ende der 90er Jahre infolge dubioser Immobiliengeschäfte in Schieflage geraten und nach Auslagerung der Risiken Teil einer europäischen Großbank geworden war.

„Dort fühlte ich mich schon lange nicht mehr aufgehoben“, bekennt der Chef von drei Mitarbeitern, der seit seinem Start in die Selbständigkeit 1988 konsequent auf Naturfarben setzt und zu den Wegbereitern des ökologischen Bauens in der Bundesrepublik zählt.

Kunden schätzen klare Regeln

Was die Wechsler an den alternativen Anbietern schätzen, sind vor allem klare, nachvollziehbare Regeln für die Geldanlage. „Anhand von Positiv- und Negativkriterien sagen die Institute klipp und klar, in welche Bereiche sie investieren und in welche nicht“, lobt Finanzmarkt-Expertin Antje Schneeweiß vom Südwind-Institut, „und sie legen darüber Rechenschaft ab.“ Die Kriterien wer-den durch bankeigene Gremien definiert, in einigen Häusern stimmen auch Kunden ab.

Stefan Pixner ist nicht der Einzige, der seine Geschäftsbank gewechselt hat. „Geldhäuser mit einem nachhaltigen, transparenten Businessmodell erlebten die Krise als Boom“, beobachtet Expertin Schneeweiß. Nischenanbieter wie GLS- oder Ethikbank, Triodos oder Umweltbank verzeichneten seither Kundenzuwächse von bis zu 60 Prozent pro Jahr (siehe Tabelle unten).

Dass angesichts der selbst auferlegten Restriktionen die Investitionsmöglichkeiten knapp werden könnten - diese Gefahr sieht niemand in der Branche. „Nachhaltige Investments machen heute nur etwa ein Prozent des Anlagemarktes in Deutschland aus“, gibt Schneeweiß zu bedenken, „und das Angebot an nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen steigt rasant: wie die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Energiewende, dem Klimawandel oder der demografischen Entwicklung zeigen.“ Beim derzeitigen Boom müssen die kleineren Banken eher der Versuchung zu schnellen Wachstums widerstehen. Negativberichte wie über die vor rund zehn Jahren pleitegegangene Ökobank oder die 2010 gescheiterte Noa Bank zeigten, wie schnell das Modell scheitern kann. In beiden Fällen waren Anleger dank der Sicherungseinrichtungen der Banken mit dem Schrecken davongekommen.

Geldanlage mit gutem Gewissen

Malermeister Pixner hat dadurch keine Vorbehalte gegen die alternativen Geschäftsbanken. Die GLS-Bank ist heute seine erste Geschäftsbank. Was dem leidenschaftlichen Handwerker besonders wichtig ist: „Unsere Tagesgelder und Rücklagen erwirtschaften ihre Zinsen seit drei Jahren in sozialen und ökologischen Bauprojekten“, freut er sich, „so kommen sie unserer eigenen Branche hier in Deutschland zugute und werden nicht für irrwitzige Spekulationsgeschäfte irgendwo auf der Welt missbraucht.“

cornelia.hefer@handwerk-magazin.de

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handwerk-magazin.de/05_2012

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