20 Prozent weniger Spritverbrauch

Fahrtraining | Ärgern Sie sich über hohe Fuhrparkkosten? Dann machen Sie mit Ihren Mitarbeitern ein Eco-Training und sortieren Autos mit zu hohem Verbrauch aus.

20 Prozent weniger Spritverbrauch

Gero Kühner ist hochzufrieden. „Wir haben im letzten Jahr 1200 Euro Treibstoffkosten gespart“, rechnet der kaufmännische Leiter der Hoffmann Service GmbH & Co. KG in Wiesbaden. Das Fahrtraining, das ein Dutzend Mitarbeiter des Gebäudereinigungsunternehmens im Frühjahr absolvierte, hat sich offenbar gelohnt.

Sparen durch Fahrtraining

Einen Tag lang übte Ulrich Pfeiffer, Geschäftsführer der Eco Consult GmbH in Plankstadt, mit den Handwerkern treibstoffsparendes Fahren. Erst fuhren sie eine Zehn-Kilometer-Strecke auf Stadt- und Landstraßen sowie Autobahnen wie gewohnt, dann nach Pfeiffers Anweisungen: Beim Start mit schnellen Schaltungen beschleunigen, später im vierten und fünften Gang niedertourig lenken, bei roter Ampel oder heruntergelassener Bahnschranke sofort den Fuß vom Gas nehmen und das Fahrzeug rollen lassen. Mit diesen und anderen Kniffs sparte das Hoffmann-Team laut Bordcomputer ordentlich Sprit. „Durch das Ecotraining konnte jeder Fahrer bis zu 15 Prozent Treibstoff einsparen, manche sogar über 20 Prozent“, bilanziert Kühner.

Doch der Fuhrparkchef denkt längst über weitere Maßnahmen nach. Er will beim Fahrzeugeinkauf sparsame Modelle wählen. So wurden im Herbst zwei alte Diesel-Pkws durch ein Erdgasauto ersetzt, das bei Leistung und Reichweite locker mit herkömmlichen Fahrzeugen mithält und weit günstiger ist als ein Diesel oder Benziner.

Jahrelang wurden Fuhrparkfahrzeuge nach Leistungsfähigkeit und Wiederverwertbarkeit ausgesucht. Wenn ein Fahrzeug für Betriebseinsätze geeignet war, schnell fuhr, günstig eingekauft werden konnte und durch eine gute Restwertentwicklung auffiel, reichte das völlig aus. „Aber wegen der massiven Preissteigerungen bei Benzin und Diesel denken viele Unternehmen jetzt um“, bestätigt Thomas Meng, Verkaufsleiter Norddeutschland bei VR Leasing in Eschborn: „Da die Kraftstoffpreise nie gekannte Höhen erreichen, wird das Firmenfahrzeug als Kostenfaktor wahrgenommen.“ Auch die Klimadiskussion zieht Kreise: Wer sparsam fährt, schont die Umwelt, dieser Gedanke setzt sich in vielen Betrieben auch deshalb durch, weil die Öffentlichkeit das honoriert.

Neuwagenkauf lohnt sich

Wichtig ist die Fahrzeugwahl. „Viele Betriebe haben einen bunt gemischten Fuhrpark, der in die Jahre gekommen ist“, stellt Meng fest. Pkws der neuesten Generation würden 30 Prozent weniger verbrauchen. Für Kostenreduktionen sorgen innovative Automatikgetriebe und automatische Start-Stopp-Funktionen, die vor einer roten Ampel oder im Stau den Motor automatisch ab- und anschalten. Auch der Wechsel zu Dieselfahrzeugen kann Meng zufolge trotz gestiegener Preise Kosten sparen, vorausgesetzt, das Fahrzeug ist mit einem Motor der neuesten Generation ausgerüstet und fährt wenigstens 30000 Kilometer im Jahr.

Autos dürfen nicht nur nach Verbrauch ausgesucht werden. „Der Unternehmer sollte Einsatzzweck und monatliche Fahrleistung analysieren sowie laufende Kosten wie Leasingraten berücksichtigen“, sagt Holger Fischbach, Geschäftsführer der Deutsche Leasing Gruppe in Bad Homburg.

Kosten genau analysieren

An Unterstützung durch professionelle Dienstleister fehlt es nicht. Anbieter wie die Sparkassen-Tochter Deutsche Leasing oder der Raiffeisenbank-Ableger VR Leasing sehen sich hier im Vorteil, weil sie von keinem Autohersteller abhängig sind. Zudem sorgen monatliche Fuhrparkanalysen der Dienstleister, im Fachjargon Reportings genannt, für Durchblick: Viele Mitarbeiter mit treibstoff-fressendem Fahrstil konnten dadurch erfolgreich zur Rede gestellt werden.

Wer kurzfristigen Erfolg sucht, kommt an Eco-Trainings nicht vorbei. Neben Marktpionier Ulrich Pfeiffer, der mit seinem Unternehmen bereits in den 90er Jahren auf den Markt ging, bieten Autohersteller sowie Autofahrerverbände solche Kurse an. Rund 25 Prozent Treibstoffeinsparungen versprechen unisono alle Marktteilnehmer. Das allerdings scheint leichter gesagt als getan. Volllast beschleunigen, niedertourig fahren, Leerläufe vermeiden – solche und andere Maßnahmen zum Treibstoffsparen sind hinlänglich bekannt. Für viele Fahrer bedeutet dies jedoch den Abschied vom gewohnten Fahrstil. Wenn sie es
eilig haben, fallen sie schnell wieder in alte Verhaltensmuster zurück. Auch die wiederholte Teilnahme an eintägigen Eco-Trainings schließt eine Rückkehr zur alten Fahrweisen nicht völlig aus.

Mitarbeiter belohnen

Ohnehin stoßen professionelle Fuhrparkmanager häufig auf Akzeptanzprobleme. Mancher Dienstwagennutzer gibt unumwunden zu, dass Super und Diesel ohnehin vom Arbeitgeber bezahlt werden und treibstoffsparende Trainings daher unnötig seien. In diesen Fällen empfiehlt der Fachmann, Anreize zu schaffen. „Wer seine Mitarbeiter regelmäßig über den laufenden Treibstoffverbrauch informiert und den sparsamsten Angestellten mit einer Prämie auszeichnet oder wenigstens öffentlich lobt, wird schnell Kostenerfolge erzielen“, ist Roland Vogt, Geschäftsführer von Fleet Company in München, überzeugt.

Ein Beispiel dafür ist das Bauunternehmen der Brüder Heim in Tuttlingen. Dort gibt es einen Spritsparwettbewerb für die Mitarbeiter. Wer am Jahresende gewinnt, bekommt ein verlängertes Wellnesswochenende auf Firmenkosten.

Stefan Bottler

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de